Naherholungsgebiet

Missstände am Rheinauer See in Mannheim: Das plant die Verwaltung

Wasservogelkot, Grillen, Lärm, fehlende Parkmöglichkeiten - rund um den See im Mannheimer Stadtteil Rheinau gibt es viele Missstände, für die jetzt Lösungsvorschläge im Bezirksbeirat vorgelegt wurden

Von 
Konstantin Groß
Lesedauer: 
Winterstimmung am Rheinauer See: Die Pisten der Wasserski-Anlage stehen für die Vorfreude auf den Sommer an diesem Naherholungsgebiet. © Konstantin Groß

Mannheim. Es gibt kommunalpolitische Dauerbrenner, die überleben alle Krisen. Im Süden gehört dazu mit Sicherheit der Rheinauer See. „Ich kann mich erinnern an einen Bericht im ,Mannheimer Morgen’ im Jahre 2018“, berichtet Peter Lindenberger, Betreiber der Wasserski-Anlage, in seiner Wortmeldung, „wo eine Bezirksbeiratssitzung stattgefunden hat mit nahezu der gleichen Themenstellung.“ Nun, fast fünf Jahre später, beschäftigt sich das Stadtteilgremium wieder mal damit. Neue Regularien zur Nutzung der Flächen um den See herum sollen bisherige Missstände beheben.

„Das Areal am Rheinauer See ist eine bedeutende Grünanlage in der Stadt“, betont Klaus Schwennen vom städtischen Fachbereich Grünflächen: Gerade die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig sie, wenn Reisen nicht möglich und Schwimmbäder geschlossen sind. Allerdings gelte es, die Interessen der unterschiedlichen Nutzer miteinander in Einklang zu bringen.

Zentrale Stelle zum Grillen

Das sollen nun neue Regularien ermöglichen, die von der Verwaltung im Vorfeld mit den Bürgern vor Ort diskutiert wurden. So soll das Grillen künftig nur noch an einer zentralen Stelle möglich sein - und zwar auf dem befestigen Platz der heutigen Tischtennisanlage; die wird aus diesem Grunde versetzt. Denn dieses Angebot soll natürlich erhalten bleiben.

Eine feste Infrastruktur, also ein großer schmiedeeiserner Grill, soll aber nicht installiert werden. Die Stadt hat damit schlechte Erfahrungen gemacht, berichtet Schwennen: „Ein solcher Grill im Käfertäler Wald wurde zerstört.“ Den eigenen Grill mitbringen zu können, das komme zudem auch dem Wunsch vieler Nutzer entgegen, die das aus hygienischen Gründen bevorzugen.

Mehr zum Thema

Kurios

Nikoläuse und Rentiere surfen über den Rheinauer See

Veröffentlicht
Von
Sylvia Osthues
Mehr erfahren
Rheinau

Was tun gegen die Verschmutzung in Mannheim-Rheinau?

Veröffentlicht
Von
Konstantin Groß
Mehr erfahren
Tory-Partei

Britischer Premier steht vor nächster Hürde

Veröffentlicht
Von
Susanne Ebner
Mehr erfahren

Ein weiteres leidiges Thema sind die Hunde, die zahlreich um den See ausgeführt werden. Die Ausweisung einer eigenen Hundewiese sieht die Verwaltung kritisch. Stattdessen will sie den Leinenzwang zwischen 6 und 9 Uhr morgens aufheben.

Das heikelste Thema ist jedoch das Anwohnerparken. Hierbei zeigen sich beim Bürgerdialog im Vorfeld auch die Betroffenen selbst uneins. Einerseits werden sie dadurch - zumindest theoretisch - davor geschützt, dass ihre Straßen bei schönem Wetter von Besuchern des Rheinauer Sees zugeparkt werden, auf der anderen Seite haben sie auch mit einem solchen Ausweis keine Garantie für eine Parkmöglichkeit, müssen dafür jedoch saftige Gebühren von um die 100 Euro berappen.

Sitzungsleiter Thorsten Riehle sieht auch noch ein anderes Problem: „Es ist klar, dass, wenn wir ein Bewohnerparken in der Rohrhofer, der Chiemsee-, der Frobenius- und der Wilhelm-Peters-Straße machen, der Parkdruck aufangrenzende Gebiete logischerweise steigt.“

Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren

Die Bezirksbeiräte begrüßen die Bürgerbeteiligung im Vorfeld, zeigen sich gegenüber den vorgeschlagenen Neuerungen auch nicht ablehnend, aber dennoch bei einigen Punkten skeptisch. Christoph Hambusch (CDU) etwa bezweifelt, ob der Platz, auf dem bislang die Tischtennisplatte steht, ausreicht, um alle Grill-Willigen aufzunehmen. Und was passiert, wenn einige doch auf die Wiese gehen - entweder, weil sie an dem neuen zentralen Ort keinen Platz finden oder dort einfach nicht hin wollen?

Fütterungsverbot für Wasservögel

Hinterfragt wird auch der Wegfall der Leinenpflicht. „Der Bereich um den See ist auch Teil der Schulwege“, erinnert Roseluise Koester-Buhl (Grüne) - und das genau innerhalb jenes Zeitraums, für den der Leinenzwang aufgehoben werden soll. Manche Kinder hätten womöglich Angst vor Hunden, heißt es von anderen.

Beim Anwohnerparken ergibt sich keine Linie. Ulrike Kahlert (SPD) verweist auf kritische Stimmen von Bürgern zu den Kosten für die Ausweise. Christoph Hambusch bezweifelt, ob eine solch einschneidende Maßnahme nach Ende der Corona-Pandemie überhaupt noch notwendig ist.

In der Fragerunde am Schluss warnt ein Bürger zudem davor, die Nutzung des Areals zu sehr zu reglementieren oder einzuschränken. Im Sommer sei dies ein wichtiges Refugium für Menschen, die eben kein Geld haben, im Urlaub zu verreisen.

Peter Lindenberger, dem 86 Prozent der Seefläche gehören, spricht die Wasserqualität an und damit das Fütterungsverbot für Wasservögel. „Das muss endlich durchgesetzt werden“, fordert er. Ganz grundsätzlich formuliert er aus 25 Jahren Erfahrung treffend: „Es geht nie um die 90 Prozent der Nutzer, die sich anständig und adäquat verhalten. Es geht immer um die letzten fünf bis zehn Prozent, die sich an nichts halten wollen.“

Am Ende stimmt das Gremium der Neuregelung einmütig zu - für eine Probezeit von drei Jahren. Zum Bewohnerparken kann es keine Stellungnahme formulieren, will dies aber nochmals versuchen, bevor am Donnerstag, 16. März der Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) des Gemeinderates darüber abstimmt.

Autor

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen