Rheinau

Was tun gegen die Verschmutzung in Mannheim-Rheinau?

Rund 50 Teilnehmende aus dem Stadtteil Rheinau diskutieren über das Thema Sauberkeit. Was Bürgerinnen und Bürger beanstanden und wie die Stadtreinigung Abhilfe schaffen will

Von 
Konstantin Groß
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Das Problem „Sauberkeit im Stadtteil“ ist ein Thema, das ganz offensichtlich viele Rheinauer bewegt. Rund 50 Interessierte kamen in den Saal des Nachbarschaftshauses zu einer Diskussionsveranstaltung, die vom Quartiermanagement organisiert wurde. © Konstantin Groß

„Es ist eine Black Box“, sagt Alice van Scoter vom Quartiermanagement Rheinau vor Beginn der Veranstaltung: „Wir haben keine Ahnung, wie viele Leute kommen.“ Am Ende ist die Stadtteilkonferenz zum Thema Sauberkeit im Stadtteil ein überraschender Erfolg. Gut 50 Interessierte kommen ins Nachbarschaftshaus, so dass Helfer zusätzliche Stühle aus dem Lager holen müssen.

Informationen erhalten die Anwesenden, unter ihnen Bezirksbeiräte sowie Vertreter der Vereine und der Kirchengemeinden, aus erster Hand: von Werner Knon, Chef der Stadtreinigung. Für Rheinau und Pfingstberg hat er vier Mitarbeiter im Einsatz, Spielplätze und Grünflächen sind an Dritte vergeben, der Rheinauer See zum Beispiel an den IB. Schwerpunkt im Stadtteil ist naturgemäß die Relaisstraße. Hier gehen die Mitarbeiter an ausgewählten Stellen drei Mal die Woche durch, in Seitenstraßen immerhin einmal.

„Das funktioniert bislang nicht“, klagt Michael Lösch. Der Ko-Vorsitzende des Gewerbevereins nennt als Beispiele die „Vermüllung“ in der Neuhofer und der Karlsruher Straße. „Wenn Ihnen so etwas auffällt, dann melden Sie mir das“, sagt Knon.

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Das lassen sich die Anwesenden nicht zwei Mal sagen. „Hier am Nachbarschaftshaus ist jeden Abend Party“, klagt Elvira Winterkorn, die Vorsitzende des Tanzsportvereins, der hier trainiert. Und die Ergebnisse dieses Feierns sind jeweils morgens danach zu sehen: „Auf dem Spielplatz haben wir eine Whisky-Flasche gefunden“, sagt eine Besucherin.

Eine andere beklagt, viel Müll entstehe an der Tankstelle am Karlsplatz. „Wenn ein Windstoß kommt, fliegt das Zeug durch die Relaisstraße“. Doch auch hier versichert Knon, aktiv zu werden: „Der erste Schritt ist immer, miteinander zu reden.“

Und dann natürlich der Marktplatz, dessen Neugestaltung ja gerade das Ziel hatte, dass sich Menschen hier niederlassen. Doch dies hat Folgen: „Große Probleme machen uns auf dem Belag Fett, Majonnaise und sogar Ketchup“, berichtet Knon. Ab 2023 jedoch wird dagegen ein Reinigungsschrubber eingesetzt.

Und um auch gleich die Frage nach den leidigen Pizza-Kartons zu beantworten, fügt Knon hinzu: Die Imbissstuben, Fachbegriff Systemgastronomie, können dafür nicht haftbar gemacht werden: „Denn es sind ja die Kunden, die den Schmutz verursachen.“ Im Jungbusch macht er gerade einen Versuch mit separaten „Pizzakartonage-Behältern“, die dafür groß genug sind. Aber auch das zeitigt negative Folgen: Da die Schlitze nun so schön groß sind, wird darin auch Hausmüll entsorgt.

Weiterer Brennpunkt: die Haltestellen: Die Mülleimer seien oft am Anfang und am Ende des Bahnsteigs installiert, nicht aber in der Mitte, wo die meisten Leute stehen, wundert sich Elvira Winterkorn. Da kann Knon nur auf die RNV verweisen, und die wolle keine Standorte, die zum Beispiel die Werbetafeln verdecken. Denn dafür wird ja bezahlt.

Gesprächspartner der Bürger (v. l.): Werner Knon (Stadtreinigung), Judith Huber (Kommunale Jugendarbeit), Alice van Scooter (Quartiermanagement). © Groß

Ein leidiges Problem ist auch die Randsteinreinigung. Auf Grund parkender Autos seien weite Abschnitte für die Kehrmaschine nicht zu erreichen. „Dann darf man auch nicht morgens um halb sieben fahren, wenn noch alle zu Hause sind“, meint eine Bürgerin. Doch einer Änderung stehen organisatorische Sachzwänge entgegen, bittet Knon um Verständnis: Diese Mitarbeiter sind zugleich für den Winterdienst zuständig, und der beginne eben früh morgens. Man kann nicht täglich den Dienstplan ändern.

Nach dem Vortrag und den Fragen geht es in die thematischen Diskussionsgruppen an den Tischen. An mehreren jedoch kehren bestimmte Themen immer wieder: Verpackungsmüll, Hundekot und aktuell Grünschnitt. Auch der Ruf nach Kontrollen - und bei Verstößen mit Strafen - ist zu hören. Aber auch, dass Jugendliche nicht als Sündenböcke gesehen werden. „Vielleicht brauchen sie nur mehr Vorbilder und Aufenthaltsmöglichkeiten“, fasst van Scoter das Meinungsbild der Anwesenden zusammen.

Positive Bilanz und erste Folgen

„Die Veranstaltung hat gezeigt, dass es eine große Bereitschaft gibt, Kinder und Jugendliche bei der Thematik mitzudenken und auch ihre Interessen in den Fokus zu rücken“, freut sich denn auch Judith Huber, Sachgebietsleiterin für die kommunale Jugendarbeit Mannheim-Süd.

„Die Stadtteilkonferenz war ein voller Erfolg“, bilanziert Organisatorin van Scoter: „Wir haben aber auch gesehen, dass Sauberkeit kein Zustand ist, der einfach herbeizuführen geschweige denn zu halten ist.“ Der Abend könne aber ein positiver Anfang sein, aber eben auch nur ein Anfang: „Wir im Quartiermanagement bleiben auf jeden Fall an diesem Thema dran“, versichert sie.

Doch einige Anwesenden wollen es nicht nur bei Forderungen an Andere oder an die Stadt belassen. Dovia Geiger, seit Jahren bürgerschaftlich engagiert, hat eine Gruppe ins Leben gerufen mit dem Namen MIR, Kürzel für „Mitmach-Initiative für ein schönes Rheinau“.

Und die will selbst Müll sammeln, und zwar anstehend am 10. November ab 9 Uhr und am 7. Dezember ab 16 Uhr, Start jeweils am Büro des Quartiermanagements in der Relaisstraße 164. Ob da so viele dabei sind wie beim jetzigen Diskussionsabend? Auch dies also wieder einmal eine „Black Box“.

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