Erinnerungskultur Gut, dass die Straßennamen-Debatte in Rheinau bald endet

Mit der einstimmigen Zustimmung des Stadtteil-Bezirksbeirates nähert sich die Straßennamen-Diskussion in Rheinau-Süd ihrem Ende. Redakteur Konstantin Groß begrüßt das, auch wenn er die neuen Namen nicht für ganz ideal hält

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Konstantin Groß
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Mannheim. Mit dem jetzigen Beschluss des Bezirksbeirates nähert sich die seit über zwei Jahren in Rheinau-Süd und darüber hinaus tobende Diskussion über neue Straßennamen ihrem Ende - und es gibt kaum jemanden, der das nicht begrüßt, ja herbeisehnt. Die Akteure auf beiden Seiten sind ihrer müde; das hat man auf der Bezirksbeiratssitzung gespürt.

Doch dieses Ende ist nicht nur durch die Gemütsverfassung der Akteure gerechtfertigt, sondern auch durch das Ergebnis: Mit dem einstimmigen Votum des Bezirksbeirates ist eine Lösung bestätigt, die dem Wunsch der Anwohner und der Mehrheit der Mannheimer Bürger entspricht. Der Gemeinderat darf und wird daran nicht vorbeikommen.

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Mit den neuen Namen kann man leben. Das Schlimmste, das über Marco Polo noch herauskommen könnte, wäre, dass er ein Märchenerzähler war. Das Geschreibsel von Ida Pfeiffer und Isabelle Eberhardt entfaltete in der Geschichte keine negative Wirkung. Alleine Neumayer bleibt ein Problembär. Dass er ein Imperialist und Kolonialist war, liegt auf der Hand. Auf der anderen Seite: Nach ihm sind große Forschungsstationen in der Antarktis benannt. Da wird auch eine kleine Straße am Rande der Stadt seinen Namen ertragen.

Chance, politisches Zeichen gegen Kolonialismus und Rassismus zu setzen, besteht nicht mehr

Die Chance aber, bei der Neubenennung in Rheinau-Süd ein politisches Zeichen gegen Kolonialismus und Rassismus zu setzen, besteht nicht mehr. Dafür gab es ein Zeitfenster, das ist jetzt geschlossen: seit dem Wechsel von Peter Kurz auf Christian Specht im Rathaus, seit dem Verlust einer progressiven Mehrheit im Gemeinderat, seit einem völlig veränderten gesellschaftlichen Klima in Mannheim und darüber hinaus. In den kommenden Jahren wird man genug damit zu tun haben, das in der Erinnerungskultur Erreichte zu bewahren.

Die Bezirksbeiratssitzung lieferte schon einen Vorgeschmack. Den Wahlerfolg als zweitgrößte Kraft vor Ort im Rücken, packte Stadtrat Finkler unter lautem Szenenbeifall des Publikums das ganze rhetorische Arsenal der AfD aus, garniert mit der Sprache der Straße („Riesensauerei“). Die sachliche Entgegnung von Bürgermeister Eisenhauer lief ins Leere. Diese pädagogische Form der Auseinandersetzung wird auf Dauer wohl nicht ausreichen.

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