Verkehrswende

Fahrradparkhaus am Mannheimer Hauptbahnhof - wie es weitergeht

Die Pläne des Fahrradparkhauses am Mannheimer Hauptbahnhof sind längst fertig - jetzt soll endlich gebaut werden. Was in dem Gebäude alles untergebracht wird und warum es mit dem Baubeginn so lange gedauert hat

Von 
Thorsten Langscheid
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Mannheim. Die Pläne sind schon fast zehn Jahre alt, der ursprünglich vorgesehene Kostenrahmen wurde längst bei Weitem gesprengt: Aber jetzt soll es tatsächlich in Bälde losgehen mit den Bauarbeiten für das neue Zugangsgebäude Süd des Hauptbahnhofs am Lindenhofplatz im neuen Glücksteinquartier.

Dies bestätigte Carsten Südmersen, Geschäftsführer der Mannheimer Parkhausbetriebe (MPB) und der Mannheimer Kommunalbeteiligungen (MKB), auf Anfrage.

So teuer soll das Fahrradparkhaus werden

Zur Erinnerung: quasi als krönender Abschluss des Glückstein-Quartiers sollte in den Jahren 2020 und 21 über dem bis dato wenig ansehnlichen Südausgang des Hauptbahnhofs ein schmuckes, zweigeschossiges Gebäude entstehen, das neben den Treppen und Zugangsrampen zur Bahnhofsunterführung vor allem ein Fahrradparkhaus mit knapp 600 Stellplätzen, Einzelhandel und Gastro-Angebote umfasst.

Kosten sollte es einmal etwas mehr als sechs Millionen Euro. Ende 2021 ging man bei den Parkhausbetrieben bereits von mehr als elf Millionen Euro Baukosten aus.

„Wir haben inzwischen die Vergaben gemacht“, so erläuterte Südmersen den Stand der Dinge. „Die Baufirma Streit wird das Vorhaben begleiten“, kündigte er an und: „Baustelleneinrichtung und Baubeginn sollten in Kürze erfolgen.“

Fertig werden soll das Zugangsgebäude dann bis zum Jahresende 2025. Das wären vier Jahre nach dem zunächst angepeilten Fertigstellungstermin und elf Jahre, nachdem das Berliner Planungsbüro Pola des Landschaftsarchitekten Jörg Michel mit seinem Entwurf einen Architektenwettbewerb der MPB gewonnen hatte. Michels Entwurf wird nun auch umgesetzt, wie Südmersen ankündigte - mit einigen kleineren „Modifikationen“, wie Michel auf Nachfrage ergänzte.

Ende vergangenen Jahres übernahm Südmersen, seines Zeichens Manager der städtischen Beteiligungs-Holding MKB, die Geschäftsführung der stadteigenen Parkhausbetriebe, nachdem es dort zu Unregelmäßigkeiten in der Geschäftsführung gekommen war. Die plötzliche Abberufung der damaligen Geschäftsführerin, gegen die inzwischen wegen Untreue ermittelt wird, habe indessen nichts mit den Verzögerungen und den Kostensteigerungen bei dem Bahnhofsprojekt zu tun, betonte Südmersen.

Der Berliner Architekt Jörg Michel bei einer Präsentation seiner Pläne auf dem Lindenhof Ende 2017. © Thomas Tröster

Dennoch mussten seit Ende 2022 zunächst sogenannte Betrauungsverträge zwischen der Stadtverwaltung und ihrer Tochterfirma MPB abgeschlossen werden. Diese vertragliche Abgrenzung, wer für was genau zuständig ist, sei nötig, da ein Teil der Bausumme aus Bundeszuschüssen, ein weiterer von der Stadt Mannheim und der Rest in Höhe von 2,2 Millionen Euro von der MPB direkt aufgebracht wird. Die Parkhausbetriebe müssen ihren Anteil aus den Stellplatzgebühren finanzieren.

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Zudem mussten die Ausschreibungen der Arbeiten erstellt werden, ebenfalls ein sich länger hinziehender Prozess, bei dem Südmersen aber auf die Tube drückte. Doch die Resonanz auf die Ausschreibung war schlecht. „Wir haben zunächst keine, dann wenige Angebote hereinbekommen“, berichtet er.

Inzwischen sei man aber startklar - und wolle den Zugang zur Bahnhofsunterführung während der Bauarbeiten weitgehend offenhalten - was ebenfalls zu höherem Aufwand und höheren Kosten geführt habe. Hinzu kommen die erwähnen Änderungen. Die wichtigste davon: Das Fahrradparkhaus wird mit einem Aufzug barrierefrei zugänglich gemacht.

Probleme mit Grundstückstausch

Dass praktisch bis Ende vergangenen Jahres noch nicht mit dem Bau begonnen werden konnte, hatte zumindest teilweise seine Gründe auch darin, dass es Verzögerungen mit der Baugenehmigung und zu Problemen bei einem notwendigen Grundstückstausch mit einem benachbarten Eigentümer gekommen war, wie es bereits Ende 2021 geheißen hatte. Damals kritisierten Stadträte von CDU, FDP und Freien Wählern die Kostenexplosion, die von der MPB auf erhebliche Baukostensteigerungen zurückgeführt wurden.

Die FDP hatte sich seinerzeit im Gemeinderat für einen Verzicht auf das so teuer gewordene Vorhaben stark gemacht und von einem „Prestigeprojekt“ gesprochen - eine Darstellung, die Baubürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) in der Debatte nicht stehen lassen wollte: Das Fahrradparkhaus sei vor allem „ein wesentlicher Beitrag zum Thema Verkehrswende“. Man baue nichts des Prestiges, sondern der Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit wegen.

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