Mannheim. Für Natalie Waterboer ist das Gebäude mit Fahrradparkhaus auf dem neu gestalteten Lindenhofplatz mehr als ein einfaches Bauvorhaben. „Wir werden letztendlich ein Gebäude haben, das Mobilität, Gastronomie, Schallschutz und eine Belebung des Bahnhofvorplatzes bieten wird“, erklärte die Geschäftsführerin der mit dem Bau beauftragten Mannheimer Parkhausbetriebe (MPB) im Gemeinderat. In Zusammenhang mit diesen Mehrwerten müsse man „den Invest“ sehen.
Ob sich die Effekte am Ende tatsächlich einstellen, wird zu gegebener Zeit zu beobachten sein. Was aber schon feststeht: Der Bau des Gebäudes an der Rückseite des Hauptbahnhofs wird länger dauern als bislang geplant - und er wird außerdem auch deutlich teurer als angenommen.
Sah die bisherige Planung vor, die barrierefreie Erschließung des Hauptbahnhofs zum Lindenhofplatz mit einem Zugangsgebäude und Fahrradparkhaus bis Ende 2021 für sechs Millionen Euro zu bauen, stimmte der Gemeinderat bei nur einer Gegenstimme nun einem Beschluss zu, der einen Kostenrahmen in Höhe von 11,2 Millionen Euro setzt. Fertiggestellt werden soll der Bau „zum Ende des 1. Quartal 2024“, heißt es in der Beschlussvorlage.
Platz für etwa 580 Fahrräder
Die Mannheimer Parkhausbetriebe (MPB) erhielten Ende Februar 2019 den Auftrag, ein Zugangsgebäude mit integriertem Fahrradparkhaus für etwa 580 Fahrradstellplätzen zu bauen. Zudem soll eine Lärmschutzwand errichtet werden.
Die Planungen sahen damals eine Bauzeit bis Ende 2021 mit Kosten von sechs Millionen Euro vor.
Aufgrund mehrerer Gründe erhöhen sich die Kosten nun auf 11,2 Millionen Euro, die Fertigstellung soll im ersten Quartal 2024 erfolgen.
MPB will Bahn beteiligen
Einzig Volker Beisel stimmte gegen den Beschluss. Der FDP-Politiker betonte, dass er „die Wichtigkeit“ des Fahrradparkhauses einsehe und verstehe. Aber: „Die Kostendeckung wird bei dieser Kostenexplosion niemals gegeben sein.“ Die Parkhausbetriebe könnten die Kosten nicht finanzieren. „Für die Stadt ist das eine Verlustmaschine.“ Waterboer betonte dagegen, die Parkhausbetriebe seien in der Lage, ihren Teil der Kosten (2,2 Millionen) „auf jeden Fall zu finanzieren“. So stünden etwa beantragte Fördergelder noch aus. „Tatsächlich werde ich auch die Bahn nicht aus dem Geschäft rauslassen“, kündigte Waterboer an, seit April Geschäftsführerin. „Wir bauen ein Bahnhofsgebäude für den Bahnhofsvorplatz.“ Sie sei deshalb „guter Dinge“, dass es ihr gelinge, die Bahn an den Kosten zu beteiligen.
Bürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) wies indes Beisels Formulierung zurück, es handle sich bei dem Gebäude um ein „Prestigeobjekt“. Eisenhauer sehe in dem Gebäude vielmehr die Frage nach einem Zugang zum Hauptbahnhof und beim Fahrradparkhaus „vor allem einen wesentlichen Beitrag zum Thema Verkehrswende“. Man baue nichts des Prestiges sondern der Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit wegen.
Kritik an den erhöhten Kosten
„Im Prozess des Bauens sind eine ganze Menge Dinge passiert, die zu Mehrkosten und Bauzeitverzögerungen geführt haben“, erklärte Waterboer, die von nun „validen“ und „belastbaren Kosten“ sowie „nachvollziehbaren“ Gründen sprach, aber gleichzeitig auch betonte: „Es wurde nicht falsch geplant.“ So führte die Geschäftsführerin etwa eine verspätet erteilte Baugenehmigung oder den Flächentausch mit Eigentümern des Viktoria-Hochhauses als Gründe für die Bauverzögerung auf. Zudem habe man damit geplant, die Bahnhofsunterführung „komplett sperren“ zu dürfen. „Wir haben die Unterführung nur als Verkehrsweg sperren dürfen, mussten den Fluchtweg aber offen halten“, erklärte sie. „Das hat zu deutlichen Mehrkosten geführt.“ Technikräume mussten umgebaut und die Sicherung des Notausgangs über die Baustelle gewährleistet werden. Zudem seien in den vergangenen Jahren „erhebliche Baukostensteigerungen zu verzeichnen, die dazu führen, dass die damaligen Ansätze nicht mehr realistisch erscheinen“, heißt es in der Vorlage.
Auch Christopher Probst (Mannheimer Liste) und Alexander Fleck (CDU) äußerten Kritik an den erhöhten Kosten.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-kosten-fuer-bahnhofsgebaeude-am-mannheimer-lindenhofplatz-steigen-enorm-_arid,1873591.html