Mannheim. Er war „einfach fertig, nix mehr, kaputt“, erinnert sich Bernhard Mäder an den alten Brunnen auf dem Käfertaler Friedhof, und der Platz davor „äußert ungepflegt“. Doch jetzt ist an dieser Stelle „ein neues Kleinod, ein wahres Schmuckstück“ entstanden, freut sich der Sprecher der „Initiativgruppe Friedhof Käfertal“ über den neuen Brunnen. Möglich gemacht hat es eine Spende aus dem Nachlass von Marie und Ernst Bechler, aus dem zudem viele weitere Einrichtungen in Käfertal und Mannheim bedacht worden sind.
Allein für den Käfertaler Friedhof war es die höchste Einzelzuwendung an einen Vorortfriedhof, bestätigt Andreas Adam, Leiter der Friedhöfe Mannheim. Daher ist auch eigens Erste Bürgermeisterin Diana Pretzell, für die Friedhöfe zuständig, nach Käfertal gekommen, um Initiatoren und Spendern zu danken.
Einzigartige Arbeit einer Initiativgruppe aus Käfertal
Dabei sei gerade die Art, wie die Käfertaler Initiativgruppe den Friedhof unterstütze, „einzigartig“, hebt sie hervor und würdigt „das große bürgerschaftliche Engagement“. Das hat, wie Adam zurückblickt, bereits 2016 begonnen, als die denkmalgeschützte Trauerhalle aus Spendenmitteln um einen Glaspavillon ergänzt worden ist, „der sehr stark genutzt wird“. Eine Friedhofschronik, ein elektronisches Geläut, eine ökologische Aufwertung durch Wildblumenwiese, Obstbäume und Bienenhotel - die Initiativgruppe, dazu Gärtnermeister Ralf Wasser sowie zahlreiche Vereine des Ortes hätten schon viel bewegt, dankt Adam. Zuletzt habe noch der Gemeinderat beschlossen, das Grab des Käfertaler Fotografen Robert Häusser - 1995 wurde ihm als erstem Deutschen der Hasselblad-Preis verliehen, der als der „Nobelpreis der Fotografie“ gilt - zum Ehrengrab aufzuwerten.
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„Es passiert hier viel für eine positive Erinnerungskultur und dafür, dass der Friedhof zu einem Ort der Begegnung wird“, so Pretzell dankbar. Und mit dem Brunnen werde er nun „auch zu einem Ort des Lebens, denn Wasser ist Leben“.
Dass der Vorgänger, der aus den 1950er Jahren stammte, „einfach fertig“ war, monierte Bernhard Mäder bereits 2016. Der sei „nicht gerade in einem vorzeigbaren Zustand“, zitiert er aus einer E-Mail, die er damals an Adam geschrieben hat. Man habe ihn daraufhin zwar gereinigt und versucht, Risse abzudichten - aber das hielt nicht lange. Doch Versuche, Ersatz zu beschaffen, schlugen fehl, weil sich die Kosten als „exorbitant hoch“ herausstellen.
Doch jetzt steht da doch in der Nähe des Eingangs ein Kleinod aus Odenwälder Sandstein, geliefert von einer Firma aus Grasellenbach. Entworfen hat den Brunnen Richard Schüpferling, ehemaliger Grabmalberater des Friedhofsamtes, engagiert in vielen Vereinen und bekannt als Bildhauer. So hat er auch das im Volksmund „Spalttablette“ genannte Kriegsgräber-Ehrenmal in Käfertal gestaltet. Und obwohl inzwischen 93 Jahre alt, zeichnete der Künstler nun auch gerne den Entwurf für den Käfertaler Friedhofsbrunnen - mit dem alten Käfertaler Wappen. Und damit ältere Menschen ihre Gießkannen dort gut füllen können, ohne sich zu sehr zu bücken, legte er den Brunnen bewusst so an, dass er über niedrige und abgeschrägte Ränder verfügt.
„Es war eine schwere, aber auch schöne Arbeit“
„Da merkt man halt die Erfahrung“, bemerkt Mäder und verweist auch auf eine Messingtafel. Die erinnert an die Stifter, das Käfertaler Ehepaar Bechler. Möglich gemacht hat das, wie Andreas Adam ebenso wie die Erste Bürgermeisterin und Mäder hervorheben, Karl Hoock. Der Nachbar des verstorbenen Ehepaares Bechler hatte die Nachlassverwaltung übernommen.
Ihm schilderte Bernhard Mäder das Problem mit der Finanzierung des Brunnens - und Hoock half, ganz im Sinne der Erblasser. Er war Direktor bei ABB, sie Direktionsassistentin. Als sie kinderlos verstarben, legten sie testamentarisch fest, dass ihr Vermögen der Allgemeinheit zugutekommen soll. Immerhin handelte es sich um eine Gesamtsumme von 540 000 Euro. „Es war eine schwere, aber auch schöne Arbeit, denn ich habe viele schöne Reaktionen bekommen, viel Dankbarkeit erfahren“, so Hoock über seine Aufgabe.
Schließlich floss nicht nur eine fünfstellige Summe in den Brunnen und die Gestaltung des Platzes mit neuem Pflaster und zwei Bänken, in die Mitarbeiter der Friedhöfe unter Leitung von Salvatore Frenna und Tobias Schüpferling als Sohn des Bildhauers viel Eigenarbeit steckten. Nur durch die großzügige Unterstützung aus dem Erbe sei dieses „neue Prunkstück für den Friedhof“ möglich geworden, hebt Mäder hervor.
Karl Hoock wendete auch viel Zeit auf, im Sinne des Ehepaars die weiteren Empfänger der Spenden auszuwählen. So profitierten sämtliche Kindergärten in Käfertal, die Jugendarbeit von St. Hildegard, das Kinderheim St. Josef, das Joseph-Bauer-Haus und die Jugendfeuerwehr. Auch Projekte wie der „Wünschewagen“, die Beratungsstelle „Amalie“, die Tafel, Johan niter, Rotes Kreuz und nicht zuletzt die „MM“-Aktion „Wir wollen helfen“ für Hilfe für ältere Menschen und Kinder in Not durften sich jeweils über teils sehr hohe Zuwendungen freuen.
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