Feudenheim

Warum der Kerweverein in Mannheim-Feudenheim ein Finanzloch hat

In den Geschäften stehen Spendendosen und die Hoffnung ruht auf einem Zuschuss der Stadt: Wegen stark gestiegener Kosten fehlen beim Budget der Feudenheimer Traditionsveranstaltung 5000 Euro

Von 
Peter W. Ragge
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Großveranstaltung mit Schaustellern, Geschäftsleuten, Vereinen und Tausenden Besuchern: die Kerwe in Feudenheim. Aber das Geld reicht nicht. © Michael Ruffler

Mannheim. Sie sehen mit bangem Blick auf ihren Kontostand, die Rechnungen und Angebote: In der Kalkulation der Feudenheimer Kerwe, die am 14. und 15. Oktober stattfindet, klafft ein größeres Finanzloch. „Es fehlen etwa 5000 Euro, aber da darf nichts mehr passieren“, so Kerstin Bäumer-Ampersberger, die Vorsitzende des Feudenheimer Kerwevereins. Nun hofft sie auf Spenden der Feudenheimer und der Besucher, weshalb Spendenbüchsen in zahlreichen Geschäften stehen, und auf die Hilfe der Stadt.

In der heutigen Form, mit Auftritten populärer Bands auf drei Bühnen entlang der Hauptstraße, Beiträgen von Vereinen und Schaustellern sowie verkaufsoffenem Sonntag, geht die Großveranstaltung auf das Jahr 1998 zurück. Damals spendierte die MVG - heute RNV - den Feudenheimern ein großes Fest, weil die Hauptstraße wegen dem Einbau neuer Schienen lange gesperrt war.

Jährlich rund 30.000 bis 40.000 Besucher

Daraus entwickelte sich eine Großveranstaltung mit jährlich rund 30 000 bis 40 000 Besuchern. Damit gilt die Feudenheimer Kerwe nach dem Stadtfest als das zweitgrößte derartige Mannheimer Freiluft-Event. War anfangs der Gewerbeverein der Träger, formierte sich 2005 ein eigener Kerweverein, der seit April 2017 von der Friseurmeisterin Kerstin Bäumer-Ampersberger geführt wird.

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„Wir arbeiten alle ehrenamtlich und mit viel Leidenschaft“, sagt sie. Gerade mal zehn Leute umfasst das Team, das die Großveranstaltung auf die Beine stellt - und das Risiko trägt. Das Ziel sei „wenigstens kostendeckend“ zu arbeiten, doch das falle wegen der enorm gestiegenen Kosten „inzwischen enorm schwer“, seufzt die Vorsitzende: „Wir arbeiten finanziell wirklich am Limit und der Kerwegroschen hat uns letztes Jahr buchstäblich den A. . . gerettet“, sagt Kerstin Bäumer-Ampersberger.

Bereits 2022 sah sich der Kerweverein nämlich gezwungen, Spendendosen aufzustellen. Darin waren nach der Kerwe rund 3500 Euro - eingerechnet das Geld, das mit einem auf Plakaten und Faltblättern aufgedrucktem QR-Code überwiesen wurde. Über ihn kann man mit der Bank-App seines Handys direkt per Abbuchung Geld spenden.

Bands mit wenig Gage

Doch die Kosten seien weiter gestiegen. Auf 18 500 Euro beläuft sich inzwischen der Aufbau der drei Bühnen, „vor Corona waren es 6500 Euro“, vergleicht die Vorsitzende. Der zweite große Posten in dem Gesamtbudget von etwa 60 000 Euro seien die Absperrungen, denn an jeder in die Hauptstraße einmündenden Seitenstraße muss eine beleuchtete Warnbake stehen - so verlangt es die Stadt.

Deren Genehmigungsgebühr und die Müllgebühren seien zum Glück nicht gestiegen, so Bäumer-Ampersberger, aber auch die Gema komme dazu, also die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, die weltweit für jeden gespielten Musiktitel Geld an die Komponisten und Interpreten zahlt und nicht nur die Fläche vor den Bühnen, sondern die gesamte Strecke entlang der Hauptstraße als Veranstaltungsfläche berechnet.

„Ich ziehe schon den Hut vor den Bands, die nur uns zuliebe mit so wenig Gage auftreten“, dankt sie den Musikern, von denen viele - etwa die Kultband Just for fun - seit Jahren in Feudenheim dabei sind. Auf ein Feuerwerk, früher beliebt und Publikumsmagnet am Samstagabend, verzichtete der Gewerbeverein bereits 2022 und auch jetzt wieder. „Aber sonst versuchen wir, auch wenn es schwieriger geworden ist, das beliebte Fest nach gewohntem Konzept zu stemmen und ein hochkarätiges Programm zu bieten“, so die Vorsitzende. Kulinarisch habe man sogar „noch mal aufgestockt“, um noch mehr Abwechslung zu bieten

Bitte an den neuen OB

Nun richtet sich die ganze Hoffnung darauf, dass es in den Spendenbüchsen nicht klimpert, sondern raschelt - sprich dass oft Scheine eingeworfen werden. „Wir brauchen aber jeden Cent“, so Bäumer-Ampersberger. „Wenn jeder Besucher nur einen Euro spenden würde, wären wir gerettet und hätten auch ein Polster, wenn irgendetwas unerwartetes kommt“, hofft sie.

Zum Glück würden sich zahlreiche Feudenheimer Geschäftsleute als Sponsoren engagieren., da habe sich auch in den letzten Tagen noch etwas getan. „Wir werden es irgendwie hinbiegen“, so die Vorsitzende, denn die Standgebühren ließen sich nicht weiter erhöhen. Beim Bezirksbeirat hat der Kerweverein aus dem Stadtteilbudget 2000 Euro beantragt und zudem den neuen Oberbürgermeister Christian Specht mit der Bitte angeschrieben, ob er eine Chance sieht, noch mehr zu helfen. Das wird derzeit im Rathaus geprüft. „Mich ärgert schon, dass der Nachtwandel im Jungbusch von der Stadt 50 000 Euro bekommt, uns wäre mit 5000 Euro geholfen, wir wollen nicht mal Gleichbehandlung“, so Kerstin Bäumer-Ampersberger. Eine weit über den Stadtteil hinausstrahlende Anziehungskraft habe schließlich auch die Feudenheimer Kerwe, verweist sie auf die hohen Besucherzahlen.

Redaktion Chefreporter

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