Mannheim. Es ist ein unerwartet scharfer Ton, den Martin Wehrle anschlägt. „Absolut inakzeptabel“, „unrealistisch“ und „in höchstem Maße gefährlich“ nennt der Präsident des Mannheimer Hockeyclubs (MHC) die Pläne, die Verkehrswege im Feudenheimer Sportpark am Neckarplatt ab Herbst baulich neu zu gestalten. Er wirft den Verantwortlichen gar vor: „Ein Sportverein mit fast 1000 Mitgliedern wird regelrecht massakriert.“
So steht es in einer Mail, die Wehrle unter anderem an Oberbürgermeister Christian Specht, Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder sowie andere betroffene Sportvereine geschickt hat. Er bittet um Gehör für die „großen Nöte“ des MHC, der zu den führenden Hockeyclubs in Deutschland zähle, auch in Europa „bekannt und geschätzt“ sei.
Kritik: Zu wenig Parkplätze bei Bundesligaspielen des MHC
Wehrle stört sich insbesondere daran, dass im Vorgriff auf den geplanten Radschnellweg die Straße In der Anlage und ihre Abzweigung zum Verein der Hundefreunde nicht mehr zum Hockeyclub führen, sondern jeweils mit einem Wendehammer enden sollen. Dann könnte man nur noch übers Neckarplatt mit dem Auto aufs MHC-Gelände (am westlichen Ende ist ein Flächentausch mit dem Pudelclub geplant). Auch die Zufahrt zum Vereinsrestaurant „Glashaus“ soll über herausnehmbare Poller nur in Ausnahmefällen möglich sein, so zur Belieferung..
„Damit wird die Existenzgrundlage der Gastronomie massiv beeinträchtigt“, kritisiert Wehrle. Wenn die Abstellmöglichkeiten für Autos davor wegfielen, sei zudem die Zahl der Parkplätze insgesamt viel zu gering, vor allem bei Bundesligaspielen. Bei denen werde auch aus Gründen der Verkehrssicherheit eine zweite Zufahrt gebraucht. Ferner müssten etwa für Auf- und Abbau der Traglufthalle, Pflege und Wartung der Anlage erforderliche schwere Fahrzeuge jederzeit aufs Gelände können, ebenso Rettungswagen.
Stadt Mannheim will erneut das Gespräch mit dem Verein suchen
Auf die Bitte um eine Stellungnahme zu den Vorwürfen teilt Stadtsprecher Kevin Ittemann mit, man wolle nicht über die Presse antworten. Seit Start der Planungen stünden die zuständigen Dienststellen ebenso wie das Regierungspräsidium in regelmäßigem und konstruktivem Austausch mit dem Hockeyclub. Nun würden die Kollegen nochmal direkt auf dessen Vertreter zugehen und über die Kritikpunkte sprechen.
In Wehrles Mail steht allerdings auch, der MHC habe der Stadt bereits im vergangenen Jahr seine Vorbehalte schriftlich mitgeteilt. „Auf den diversen Informationsveranstaltungen wurden Einwände oder Vorschläge abgebügelt und nicht zur Kenntnis genommen“, heißt es.
Bei Vertretern anderer betroffener Vereine stößt der schroffe Ton des Schreibens dem Vernehmen nach nun jedoch teilweise auf Unverständnis. Zumal sich der MHC bisher deutlich moderater geäußert hatte. So sagte Geschäftsführer Falk Tischer dem „MM“ Anfang Februar 2023, er finde die vorgelegten Pläne angesichts der schwierigen Verhältnisse vor Ort soweit in Ordnung. Aber man müsse genau hinschauen, wie sie sich in der Praxis auswirkten.
Als heikel bezeichnete es Tischer indes bereits seinerzeit, dass Eltern ihre Hockey-Kinder künftig am Radschnellweg aussteigen lassen sollten. „Wenn da einer mit 35 Sachen angebrettert kommt, kann das schnell brenzlig werden.“
In dieses Horn stößt jetzt Wehrle vehement. Zu ihrem Trainings- und Spielbetrieb kämen mehr 600 Kinder und Jugendliche. „Diese müssen den Radschnellweg benutzen oder überqueren. Hier sehen wir ein immenses Gesundheitsrisiko, ein hohes Unfallpotenzial.“ Dafür könnten nicht die Vereinsverantwortlichen haften, das müsse die Stadt beziehungsweise das Regierungspräsidium. Der Vorstandsvorsitzende weist auch auf seine Erfahrung als Arzt und langjähriger Notarzt hin.
Zufahrt zum Vereinsgelände unter einer Radweg-Brücke?
Wehrle regt eine Überführung „respektive Brücke“ für den Radweg an, um von der Straße In der Anlage aus weiter eine Durchfahrt zum MHC-Gelände zu haben. Diese könnten in umgekehrter Richtung auch bei der DJK Feudenheim, dem TSV Badenia und anderen dort ansässigen Vereinen aktive Kinder und Jugendliche nutzen, die mit dem Rad kämen.
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Auf Nachfrage, ob die von Wehrle ins Spiel gebrachte Überquerung baulich realisierbar wäre, antwortet Ittemann: „Eine Brücke über die Zufahrt zum MHC wurde mal im Planungsprozess angedacht, aber aufgrund zahlreicher Nachteile und auch aufgrund sehr hoher Kosten im Verhältnis zu geringerem Nutzen wieder verworfen.“ Als Beispiel für negative Effekte nennt der Stadtsprecher die erschwerte Zufahrt zum Vereinsgelände, weil die Überführung abgestützt werden müsse.
Ein Video zu den Plänen für den Radschnellweg gibt es hier.
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[2] radschnellweg-hd-ma.de