Naherholung

Ehemaliges Mannheimer Buga-Gelände: So sieht der Spinelli-Kompromiss aus

Lange wurde gerungen - nun steht fest, wann welche Teile von Spinelli für die Bürger geöffnet werden und wie die Zäune aussehen

Von 
Peter W. Ragge
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Er ist richtig gut gelaunt und scherzt. „Ich hätte nie gedacht, dass ein Zaun mal so wichtig wird“, sagt Oberbürgermeister Christian Specht. Aber genau den Zaun, den er jetzt so zufrieden zeigt, über den hat er lange intensiv verhandeln müssen. Er macht möglich, dass ab dem 14. April große Teile des westlichen Spinelli-Geländes frei zugänglich sein werden – anders als befürchtet.

Zur Straße Am Aubuckel hin bleibt der hohe Maschendrahtzaun – aber nur dort. Sonst wird in dem während der Bundesgartenschau Klimapark genannten Areal zwar ein Bereich für den Artenschutz eingegrenzt, aber nur mit etwa einem Meter hohen Rundhölzern mit aufliegender Querstange, zwischen denen ein weitmaschiger Draht gespannt ist. „Den übermannshohen Gitterzaun, den viele zunächst befürchtet haben, wird es nicht geben“, stellt Specht klar. Vielmehr müsse man sich das „wie Weidezäune im Urlaub auf der Alm“ vorstellen, so der Oberbürgermeister.

Auch der Zugang erfolge wie auf Weiden: Holzgatter, die sich leicht öffnen lassen und, wenn man durchgegangen ist, sich von selbst wieder verschließen. Zugänge mit solchen Gattern sind am Panoramasteg, im Westen in Höhe der alten Panzerwaschanlage, im Osten etwa beim Musikspielplatz und im Norden beim Kunstwerk „Conversio“ geplant. Innerhalb dieses Bereichs dürfe man zwar die für seltene Tierarten reservierten Grünflächen nicht betreten, aber sämtliche Wege sind völlig frei zugänglich – vom Panoramasteg aus und aus allen Richtungen quer durchs Gelände. Das gilt auch für den Weg, der auf Gitterrosten über einen Lebensraum von Mauereidechsen hinweg führt.

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„Damit bleibt der Eindruck des offenen, weitläufigen Geländes erhalten“, freut sich Specht. Zugleich zeigt er Pläne, wie stark die Einschränkungen nach den ursprünglichen Vorgaben der Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums gewesen seien. Auf ihnen sind zehn große Flächen zu sehen, fast der gesamte Klimapark wäre nicht zugänglich gewesen. Dazu hätte die Bundesgartenschau-Gesellschaft nach Angaben ihres Geschäftsführers Michael Schnellbach 5,5 Kilometer lang hohe Zäune neu stellen müssen, jetzt sind es nicht mal die Hälfte der Strecke mit viel niedrigeren Zäunen.

Ökumenischer Gottesdienst zum Jahrestag der Buga-Eröffnung

Die Verhandlungen mit der Naturschutzbehörde seien demnach „sehr erfolgreich“ verlaufen, ist Specht zufrieden: „Wir haben einen guten Kompromiss gefunden zwischen dem notwendigen Artenschutz und dem nachvollziehbaren Wunsch der Bevölkerung, die Flächen auf Spinelli weiter zu erleben und für ihre Freizeitgestaltung zu nutzen“, so der Oberbürgermeister.

Bis dem 14. April, wenn sich die Eröffnung der Bundesgartenschau 2023 jährt und ein Ökumenischer Gottesdienst im Holzpavillon gefeiert werden soll, werde das umgesetzt, verspricht Specht. Dann werde die Gastronomie in der U-Halle ebenso geöffnet wie der Panoramasteg sowie die Allee „Völklinger Achse“ mit Fuß- und Radweg zwischen Feudenheim und Käfertal.

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Zufrieden mit dem Kompromiss äußert sich ebenso Umweltbürgermeisterin Diana Pretzell. „Das wunderbare Buga-Flair“ könne man so weiter spüren. „Aber das klappt nur, wenn alle Rücksicht aufeinander nehmen“, betont sie. Auf den für seltene Arten reservierten Flächen dürfe man nicht herumlaufen, sondern müsse auf den Wegen bleiben. Grillen und Lagern ist verboten. „Hunde sind an der Leine zu führen, denn sie werden von diesen Arten als Feinde wahrgenommen“, erklärt sie. Die Zäune erhielten ausreichend große Öffnungen, damit etwa Feldhasen und Igel durchschlüpfen könnten.

Schließlich soll nicht nur die vielzitierte Haubenlerche geschützt werden, auch Kreuzkröten, Eidechsen und andere Bodenbrüter wolle man ansiedeln und schützen. Gerade am 15. März sei eine Haubenlerche auf Spinelli gesichtet worden – aber nicht im Westteil, sondern im früheren Buga-Experimentierfeld.

Informationstafeln zu Naturschutz und seltenen Arten auf Spinelli geplant

Das bleibt ohnehin – wie geplant – bis zum Jahresende zu. Dort läuft noch der Rückbau. 10 000 Tonnen nährstoffhaltige Erde müssen abtransportiert und durch Magerrasen ersetzt, die Buga-Bäume im Stadtgebiet verpflanzt werden. Aber dann soll dort, zwischen dem Naturgarten (der ja bestehen bleibt) und dem Pfitzenmeier-Sportfeld zu Buga-Zeiten, ein weiterer Bereich für Artenschutz reserviert sein. Den zäune man aber mit Rosenhecken ein. Dabei musste Pretzell mit Blick auf die Haubenlerche einräumen: „Wo sie brütet, entscheidet sie selbst!“ Wo auch immer eine Brutstätte entdeckt werde, müsse man die dann in der Brutzeit temporär extra so sichern, dass Katzen sie nicht ausrauben können.

Die Einhaltung aller Vorgaben werde regelmäßig überwacht, kündigt sie an. Zudem plane man große Informationstafeln zu Naturschutzmaßnahmen und seltenen Arten. Man wolle schließlich „Natur erlebbar machen“, so Pretzell. 200 000 Euro werden die Naturschutzmaßnahmen und die Holzzäune kosten.

Das Augewässer auf Spinelli soll ab Montag abgedichtet werden

Ab Montag, so kündigt Buga-Chef Schnellbach an, soll zudem das Problem Au-Gewässer endgültig gelöst werden. Der kleine See hat sich als nicht dicht erwiesen. Per Radarmessung wurde festgestellt, dass die Baufirma an einigen Stellen die Abdichtung in Naturton zu dünn angelegt hat, „und an einer Stelle war gar kein Ton“, so Schnellbach. Das werde die Firma nun mit Ton und Tongranulat nachbessern. Dafür ist ein Zeitraum von etwa drei Wochen vorgesehen. „Dann können wir Mitte April den Wasserhahn aufdrehen“, und Ende April solle der See wirklich ein See sein.

Bei der U-Halle beginne jetzt im Frühjahr der weitere Rückbau. Klar sei, dass die Gastronomie bestehen bleibe, das Lapidarium dort einziehe und das Spielmobil, zählt Specht auf. „Es gibt auch private Nutzungsinteressenten, da sind wir im Gespräch“, denn bislang sei die Halle ungeheizt. Über den Holzpavillon der Metropolregion liefen Gespräche mit einem möglichen Käufer.

Redaktion Chefreporter

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