Lost Places

Lost Places in Mannheim: Altes Fährhaus als gastronomisches Highlight?

Das historische Alte Fährhaus in Neuostheim ist ein vergessenes Juwel. Doch es gibt Bemühungen, dieses denkmalgeschützte Gebäude zu retten und in ein gastronomisches Highlight zu verwandeln

Von 
Sylvia Osthues
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Zum Schutz vor Eindringlingen wurden Tür und Fenster des Fährhauses mit Siebdruckplatten verschlossen und das Gelände mit einer Zaunanlage gesichert. © Sylvia Osthues

Mannheim. Ein Besuch bei einem der zahlreichen Lost Places in Mannheim ist nicht nur spannend, sondern auch eine Zeitreise in die Vergangenheit. In Neuostheim gibt es beispielsweise eine Unterführung, die scheinbar irgendwo zwischen den OEG-Gleisen und der Seckenheimer Landstraße aus dem Erdboden kommt. Gleich nebenan steht beim früheren Campingplatz am Neckarufer das Alte Fährhaus. Der Standort des Fährhauses in Neuostheim gehörte zum einst selbständigen Dorf Feudenheim, das im Jahr 1910 nach Mannheim eingemeindet wurde. Die Feudenheimer Fähre auf dem früheren Campingplatz Neuostheim war bis 1969 in Betrieb.

Gebäude unter Denkmalschutz

„Das ehemalige Fährhaus steht unter Denkmalschutz, es ist jedoch sanierungsbedürftig und in seinem Bestand gefährdet“, bemängelte Volker Keller vom Verein Stadtbild e.V. bei einer Besichtigung mit den Bezirksbeirätinnen Margot Liebscher (SPD) und Birgit Davis (Grüne). Keller wies an dieser Stelle auf die bereits im Mittelalter bestehende Fährverbindung am Neckar hin: „Eine Feudenheimer Fähre wird 1365 als Zollstation und 1476 als Überfahrt bezeugt.“ Das heutige Fährhaus sei vor 1882 errichtet worden, darauf weise auch die Hochwassermarke von 1882 neben der Eingangstür hin.

Margot Liebscher (v.l.), Volker Keller und Birgit Davis. © Sylvia Osthues

Als es noch den Campingplatz am Neckar gab, wurde das Fährhaus als Kiosk genutzt. „Der Kiosk war beliebt. Im Gebäude hinter dem Fährhaus wurden Aale geräuchert und verkauft. Es gab hier auch Duschen und Toiletten“, erzählte Keller. „Doch weil der Campingplatz kein Aushängeschild für Mannheim war, haben wir als Bezirksbeirat den Antrag gestellt, ihn zu schließen“, berichtete Bezirksbeirätin Liebscher. Das leerstehende Gebäude wurde danach teilweise von Obdachlosen als Übernachtungsmöglichkeit genutzt. Zum Schutz vor Eindringlingen wurden Tür und Fenster mit Siebdruckplatten verschlossen und ein Zaum um das Gelände errichtet.

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Seit vielen Jahren schon sucht die Stadt nach einem neuen Betreiber. „Wir als Bezirksbeirat haben seit 2017 mindesten ein- bis zweimal im Jahr eine Anfrage bezüglich des Sachstandes an die Stadt gerichtet, zuletzt im April 2023“, sagte Liebscher. „Vor Corona gab es noch drei Interessenten, jetzt gibt es nur noch einen.“ Nach einer Entscheidung des Regierungspräsidiums Karlsruhe darf die Stadt das Fährhaus wegen seiner stadtgeschichtlichen Bedeutung nicht verkaufen, sondern kann das städtische Gelände nur mittels eines auf zehn Jahre befristeten Erbbaurechtsvertrages vergeben. Außerdem müsse sich der künftige Pächter an den Sanierungskosten beteiligen. „Das rechnet sich nicht, weil sich das Fährhaus nur für ein Freiluftsaisongeschäft eignet“, gab Keller zu bedenken. Dass das Fährhaus so verfällt, sei ein „Unding“. „Das ist das älteste Gebäude von Neuostheim und wenn es so weiter geht, steht hier bald nichts mehr“, befürchtet Keller.

Mit einem Pächter im Gespräch

„Das ist ein Platz mit einem riesengroßen Naherholungswert an einem Radweg, ein Ort mit Potential, wenn man die Radwege ausbauen will“, meinte Bezirkbeirätin Davis. Auf die Frage nach dem Sachstand erklärte Corinna Hiss, Pressereferentin Dezernat IV für Planung, Bauen, Verkehr und Sport: „Nach Prüfung vorgelegter Konzepte mehrerer Investoren lässt sich festhalten, dass das Alte Fährhaus einer gastronomischen Nutzung zugeführt werden soll. Aufgrund der bestehenden Parameter - Landschafts- und Naturschutzgebiet, keine Parkplätze, Fahrradweg, kein Verkauf der Immobilie, Sanierungskosten, Gastraum innen sehr klein, daher müssen die Umsätze in der Freiluftsaison generiert werden - ist ein Bewerber interessiert an der Realisierung des Projekts. Die Stadt steht mit diesem in fortgeschrittenen Verhandlungen mit dem Ziel, einen Erbbauvertrag für eine gastronomische Nutzung abzuschließen. Der Interessent prüft derzeit die Umsetzbarkeit seines Vorhabens.“

Historische Aufnahmen vom früheren Fährbetrieb... © Stadtarchiv

Auf die Frage, ob er noch am Fährhaus interessiert ist, erklärte Unternehmer Dirk Kuchenbuch: „Grundsätzlich schon, doch die Sache ist nicht ganz so einfach.“ Es seien noch einige Dinge zu klären. Dabei gehe es weniger um die Finanzierung. „Es gibt zwei große Themen bautechnischer Art“, sagte er. Wegen der geplanten ebenerdigen Querung der OEG-Gleise bei der Dualen Hochschule soll der Bahnübergang beim alten Fährhaus zurückgebaut werden. „Aber wie soll man da mit den Baumaterialien nach unten kommen und wie soll die dort vorgesehene Gastronomie beliefert werden?“, fragte Kuchenbuch. Außerdem sei im Bereich des Fährhauses eine Schlute vorgesehen, die 1,50 Meter über dem Neckar liegt. „Das bedeutet, dass dort im Sommer ein Moor ist“. Ende Oktober werde es dazu ein Gespräch mit der Stadtverwaltung geben. „Uns geht es um den Erhalt des Fährhauses. Wir können was daraus machen, insbesondere für Fußgänger und Radfahrer“, betonte der Unternehmer.

Freie Autorin

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