Mannheim. Wer die Rheinpromenade entlangläuft, kann über Info-Tafeln die Geschichte der Vereine erfahren, die sich am Rheinufer einst niedergelassen haben. Man erfährt, dass die Paddel-Gesellschaft fast 100 Jahre alt ist, 1924 wurde sie gegründet. Doch hinter der Info-Tafel sieht man kein Vereinshaus, sondern einfach nur Gebüsch. Das Haus aus den 1960er Jahren steht noch. Um es zu sehen, muss man einen Trampelpfad entlanggehen, und auch um das Haus herum wuchert bereits viel Grün. Ein Baum ist bereits durch die Dachrinne hindurch gewachsen.
Das Haus steht seit etwa vier Jahren leer, nur das Kellergeschoss wird noch als Aufbewahrungsort für Boote genutzt. „Bis vor fünf Jahren war hier das Lokal ,Der Grieche am Rhein’ mit einer einfachen, griechischen Küche“, sagt Enno Schönung, erster Vorsitzender der Paddelgesellschaft seit 1991. „Dann gab es einen neuen Pächter.“
Umfangreiche Renovierungsmaßnahmen wären nötig
Da das Haus renovierungsbedürftig ist, wollte man jemanden finden, der in eine Rundum-Erneuerung investiert. Die Pläne waren konkret, das Erdgeschoss sollte abgerissen und neu aufgebaut werden, danach sollte sich wieder eine Gastronomie etablieren, denn der Standort ist ideal. „Viele Lindenhöfer kamen gerne hierher“, meint Schönung.
Der Pächter wollte die Zeit bis zum Umbau überbrücken und eröffnete im ersten Sommer eine Shisha-Bar. Doch diese stand unter keinem guten Stern. Die Anwohner aus dem Stadtteil Lindenhof und dem gegenüberliegenden Ludwigshafen fühlten sich gestört durch die laute Musik, es gab viele Beschwerden. Die Shisha-Bar wurde geschlossen, dann kam die lange Corona-Pause, seitdem hat sich nichts mehr getan.
Verein läuft trotz Stilltands des Vereinshauses gut
Auf einer Fläche hatte der Pächter Sand aufgeschüttet, um Strandatmosphäre zu erzeugen. Hier ist inzwischen das kleine Wäldchen entstanden, das das Gebäude von der Rheinseite aus verbirgt. „Vor Corona hat es sogar schon Architektenwettbewerbe gegeben“, so der Vorsitzende. Trotz des Stillstandes des Vereinshauses läuft es gut bei der Paddel-Gesellschaft, bei der es vier Abteilungen gibt: Kanu, Drachenboot, Moderner Fünfkampf und Triathlon. Der Verein ist auf Wettkampf und Leistungssport ausgelegt, erst in diesem Sommer holte Schönung mit einer fünfköpfigen Mannschaft bei den European Master Games in Tampere, Finnland elf Medaillen.
Verein hat bereits Plan für die Umgestaltung der Halle
Trainiert wird zurzeit im Mühlauhafen, dort gibt es einen zweiten Standort mit Umkleiden, Bootslager, Aufenthalts- und Besprechungsraum. „Die Technik und die Boote haben sich geändert, die Vereine haben sich ein Gebiet gesucht, um für Wettkämpfe zu trainieren. Im Mühlauhafen gibt es weniger hohe Wellen, da die großen Schiffe dort langsamer fahren.“
Wenn die Paddler vor Ort trainierten, sei der Extra-Eingang zur Bootshalle im Kellergeschoss praktisch gewesen. „Die Paddler mussten nicht mit nasser Kleidung durchs Lokal und störten den Restaurantablauf nicht.“ Wenn irgendwann der Umbau vollzogen ist, hat der Verein schon einen Plan für die Umgestaltung der Halle: „Neue Umkleiden und Toiletten, einen Kraft- und einen Gymnastikraum.“ Auch einen neu gestalteten Außenbereich der Gastronomie kann sich Schönung vorstellen.
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