Mannheim. Der Schelmenbuckel ist die Grenze: Überall nördlich davon und damit etwa ein knappes Drittel der Fläche von Feudenheim soll ab 2024 ein Musterquartier für den Klimaschutz werden. „Wir wollen dort in enger Zusammenarbeit mit Bürgern und Eigentümern vor Ort die Kohlendioxid-Emissionen reduzieren, die Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer Energien steigern sowie Begrünung und umweltverträgliche Mobilität fördern“, kündigte jetzt Alexander Fucker, Projektleiter Nachhaltige Stadtentwicklung der MVV Regioplan, im Bezirksbeirat an.
Es gehe um eine Fläche von 38,1 Hektar mit 370 Gebäuden. Sie seien meist in den 1950er bis 1970er Jahren erstellt. Wohnblocks gehörten ebenso dazu wie Mehrfamilienhäuser, Reihen- und Einfamilienhäuser. „Wir haben da eine sehr gute Mischung, aber durchweg mit hohem Sanierungspotenzial“, erklärte Fucker. Auch das kleine Gewerbegebiet in der nördlichen Talstraße sowie die Gebäude auf dem Spinelli-Gelände der Bundesgartenschau bis zur U-Halle gehörten zu dem meist mit Strom und Gas versorgten Gebiet. Das habe aber „kein Einfluss“ auf die Auswahl Feudenheims gehabt, „aber Synergien gibt es sicher“.
Bei dem „Integrierten Quartierskonzept & Sanierungsmanagement“, wie das Projekt offiziell heißt, handelt es sich um ein Programm der KfW, früher „Kreditanstalt für Wiederaufbau“. Nach dem Zweiten Weltkrieg auf Anweisung der Alliierten gegründet und mit Geldern des Marshallplans ausgestattet, ist sie heute für die Bundesregierung das Institut, um staatliche Förderprogramme im In- und Ausland abzuwickeln. Dazu zählen auch die zahlreichen Kredite und Zuschüsse für Energieeffizienz.
Zusätzliche Gelder über die regulären Programme hinaus fließen durch das Projekt aber nicht an einzelne Hauseigentümer in Feudenheim-Nord. Die KfW unterstütze aber das Projekt an sich, also das Sanierungsmanagement mit einer kostenfreien Erstberatung, Fördermittelmanagement sowie systematische Erfolgskontrolle, erläuterte Fucker. „Wir haben damit die Möglichkeit, die Bürger gezielt zu informieren und zu beraten“, erklärte er. „Wir wollen vorhandene und neue Projektideen und Planungen unterstützen“, kündigte Fucker an.
Hoher Sanierungsbedarf
Zuständig dafür sind neben der MVV-Tochter Regioplan die Klimaschutzagentur der Stadt. Beide werden bis Ende diesen Jahres dazu das Konzept erstellen, Prioritäten, Zeit- und Kostenrahmen abstecken. Ab 2024 soll dann das, zunächst auf drei Jahre befristete, Quartiermanagement laufen. Um dazu die richtige Datenbasis zu haben, startete die Klimaschutzagentur in dem betroffenen Gebiet von November bis Januar zwei Umfragen. Dabei antworteten 54 Immobilienbesitzer und 86 Bürger – Zahlen, die der Bezirksbeirat jedoch als viel zu niedrig einschätzte.
„Das ist nicht optimal gelaufen, da gibt es viel Luft nach oben“, kritisierte Bezirksbeirätin Christiane Säubert (Mannheimer Liste), die selbst im betroffenen Gebiet wohnt, die viel zu geringe Information der Bürger. „Schade, denn das ist eine wichtige Sache“, bedauerte sie. „Ein ganz gutes Konzept, das ich sehr begrüße“, lobte Rene Leicht, sah aber auch den Bedarf, bei der Information der Bürger nachzubessern.
Das sagte David Fleischmann von der Klimaschutzagentur zu. So soll es am 15. Juni in der Feudenheimer Kulturhalle einen Informationsabend geben. Er diene der „gemeinsamen Sammlung nachhaltiger, lokaler Projektideen, der Erörterung von Umsetzungshemmnissen und Lösungsansätzen“, sagte er. Er wertete das Umfrageergebnis auch nicht so negativ wie der Bezirksbeirat. Die Antworten seien ausreichend gewesen, um zu erkennen, „dass es hier ganz viel Potenzial gibt“.
So sei ein Großteil der Gebäude vor Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung und damit ohne baulichen Wärmeschutz erbaut. „Die Mehrheit sieht aktuell Sanierungsbedarf am Gebäude, vor allem an Fassade, Dach und Heizungsanlage“, ergab nach seinen Worten die Auswertung der Umfrage. Soweit es bereits Maßnahmen gegeben habe, hätten sie sich meist auf Fenster, Heizung und Dach erstreckt, meist zwischen 1990 und 2019. „Aber 85 Prozent der Eigentümer spielen mit dem Gedanken, bis 2030 eine Gebäudesanierung anzugehen“, so Fleischmann.
Doch, und auch das sei ein Ergebnis der Umfrage: „Es hängt für viele Bauherren von den Rahmenbedingungen ab“, sprich von Fördergeldern und wie leicht diese zu beantragen seien. Ausreichend sensibilisiert und motiviert seien die Bürger: „Fast 70 Prozent fühlen sich vom Klimawandel persönlich betroffen und leiten akuten Informations- und Handlungsbedarf ab“, so Fleischmann, während aber zwei Drittel die Klimaschutzaktivitäten in Mannheim vor diesem Hintergrund bisher als „mangelhaft bis unzureichend“ einschätzten. Da setze das Projekt also an der richtigen Stelle an, indem es zusätzliche Beratung anbiete.
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