Feudenheim

Entsteht in der Feudenheimer Au ein Schnakenloch?

Bezirksbeirat erörtert Abdichtung des Augewässers

Von 
Peter W. Ragge
Lesedauer: 
Das neue Gewässer in der Feudenheimer Au, rechts im Hintergrund der Panoramasteg. © Michael Ruffler

Weil der Begriff vom „Schnookeloch“ an Fasnacht wieder stark aufkam, fragte FDP-Bezirksbeirätin Birgit Sandner-Schmitt nach: Droht den Feudenheimern von dem in der Au neu angelegten See im Sommer eine Schnakenplage? Nein, versuchte Klaus-Jürgen Ammer von der Projektgruppe Konversion der Stadtverwaltung sie zu beruhigen. Dabei berief er sich auf einen Experten der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS), der schon bei der Planung einbezogen worden sei. „Und wenn wir doch einen Larvenbefall bekommen, wird er mit dem biologischen Mittel bekämpft, das auch in den Rheinauen verwendet wird“, erklärte Ammer in der öffentlichen Sitzung des Bezirksbeirats Feudenheim.

Eine Stunde befasste der sich mit den in der Au laufenden Bauarbeiten. Weil „ein paar Sachen in der Umsetzung nicht so gingen wie gewünscht“, wie Bürgermeister Dirk Grunert (Grüne) als Sitzungsleiter erklärte, hatte das Gremium viele Fragen. Dazu warf Stadträtin Gabriele Baier (Grüne) der Bundesgartenschau-Gesellschaft, deren Aufsichtsrat sie angehört, vor, sie würde unterschlagen, dass sie in der Au großflächig die neu angelegten Gewässer mit kunststoffhaltiger Folie abdichte. „Das ist nicht das, was wir wollten“, so Baier, und sie bezweifle auch, dass das genehmigt sei.

Dem widersprach aber Christian Lerch, Abteilungsleiter Parkanlage und Infrastruktur der Bundesgartenschau-Gesellschaft. Alle Arbeiten in der Au würden von den Behörden begleitet und seien mit diesen abgestimmt, betonte Lerch. Allerdings habe man in der Tat die ursprünglichen Planungen ändern müssen.

Das betrifft einmal den tiefsten Teil der 1,6 Hektar großen Wasserfläche „Augewässer“, also den neuen See. Dort wurde, weil von unten Grundwasser hochdrückte, eine andere natürlichen Art der Abdichtung gewählt: ein spezieller Flüssigboden aus gemahlenem Ton und Sand-/Kiesgemisch. „Das hat auch funktioniert“, so Lerch, und seither werde die Wasserfläche geflutet. Sie dient dazu, den stark begrünten Teil des Spinelli-Geländes zum neuen Wohngebiet Käfertal-Süd, wo viele Spielplätze sind, zu bewässern.

Das Wasser kommt zunächst aus zwei Grundwasserbrunnen. Dass dies generell zu einem sinkenden Grundwasserspiegel führe, bestritt Lerch aber. „Entgegen der Erwartung steigt der Pegel sogar an“, sagte er, was an anderen unterirdischen Grundwasserströmen liege. Langfristig ist geplant, nach einem Durchstich Neckarwasser in die Au und den neuen See zu leiten – schließlich verlief früher in der Au auch mal ein Neckar-Arm.

Dieser Neckar-Arm wurde nachmodelliert und durch ihn Wasser aus Brunnen geleitet. Dieses neu angelegte Fließgewässer war aber auch nicht dicht. „Jeder Feudenheimer weiß doch, dass es eine sehr sandige Gegend ist“, wunderte sich zwar Bezirksbeirat Thorsten Teinzer (AfD). Lerch erklärte aber, in der Au hätten Voruntersuchungen eine grobe Schwemmfläche des Neckars ergeben mit hohem Tonanteil – doch in der Praxis führten die Sandlinsen doch zu einem zu hohen Wasserverlust, weshalb man nach einer neuen Methode der Abdichtung suchte.

Die Wahl fiel auf Bentonit, eine natürliche Mischung aus Tonmineralen mit quellfähigem Tonmineral. Das werde in Matten eingebaut und dann mit vorhandenem Boden aus der Au bedeckt. Man habe bewusst keine Kunststofffolien verwenden wollen. „Es handelt sich weiter um eine mineralische Abdichtung, das Material ist explizit für Einsatz in Landschaftsschutzgebieten geeignet und alle Arbeiten laufen voll innerhalb der Genehmigung“, bekräftigte Lerch. Die Kunststoff-Bestandteile der Matten würden sich wieder zersetzen und seien völlig unbedenklich. Es handele sich um eine Abwägungsentscheidung, „und die Behörden gehen da voll mit“. Die Mehrkosten bewegten sich „im niedrigen fünfstelligen Bereich“.

Lerch stimmte aber der Einschätzung von Bezirksbeirat Rene Leicht (Grüne) zu, dass vor dem zweiten Bauabschnitt, also dem Neckardurchstich, ein zweites hydrologisches Gutachten sinnvoll wäre. ML-Fraktionsvorsitzender Achim Weizel wiederholte seine Ablehnung der Planungen. Er sei „entsetzt über die ökologische Inkonsequenz“. Der Bau des Sees sei, nachdem die Au nicht mehr Teil des Bundesgartenschau-Geländes ist, „völlig unnötig und unverständlich“. Während der Bundesgartenschau könnten die Besucher sehen, wie ein natürliches Gewässer hergestellt werde, widersprach dem Christian Lerch. „Und das wird von Jahr zu Jahr schöner!“

Redaktion Chefreporter

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen