Mannheim. Sie haben „ein bisschen gezittert“, gesteht Pfarrerin Dorothee Löhr, denn das Parkett wurde erst in letzter Minute verlegt und manche Tür noch nicht geliefert. Aber nun sei „fast eine Punktlandung“ erreicht, freut sich die Pfarrerin: Nach zweijähriger Bauzeit kann das neue Gemeindehaus der Evangelischen Gemeinde Feudenheim mit Kindergarten nun bezogen werden. Es heißt Bonhoeffer-Haus, genau wie der Ende 2020 abgerissene Vorgängerbau – ist aber ein völlig neues, modernes, lichtdurchflutetes Gebäude.
„Wunderbare Räume, die wir sehr gut bespielen können“ erhalte die Gemeinde dadurch, verwies Gabriele-Sophie Klüter, Vorsitzende des Ältestenkreises, auf die zahlreichen Gruppen der Gemeinde, etwa den Kinderchor, die sich künftig alle in dem Neubau in der Eberbacher Straße treffen werden. Die 2012 aus der Fusion zwischen Johannes- und der Epiphaniasgemeinde entstandene Gemeinde könne nun besser zusammenwachsen. „Wie es sich darstellen wird, werden wir sehen“, sagte Gabriele-Sophie Klüter.
Hybridgebäude für sechs Millionen Euro
Dem Neubau ging ein „zwölfjähriges Rumeiern“ voraus, rief Pfarrerin Löhr die langen Diskussionen um die Aufgabe des Epiphanias-Gemeindehauses sowie die Suche nach einem Standort und einem Konzept in Erinnerung. Den Architektenwettbewerb entschied das Büro Bau Eins aus Kaiserslautern für sich, die Ausführungsplanung übernahm das Büro Kaupp + Franck Architekten aus Mannheim.
Auf dem 4600 Quadratmeter großen Areal ist für sechs Millionen Euro (davon 2,9 Millionen Zuschuss der Stadt für den Kindergarten) ein Hybridgebäude entstanden, das zwei Baukörper umfasst – zweistöckig und dreistöckig mit gemeinsamer Eingangsrampe, in deren Stahlplatte in großen Buchstaben das bekannte Bonhoeffer-Zitat „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost. . .“ eingefräst ist.
„Wir sind dankbar, dass wir den Namen lassen konnten“, drückt Pfarrerin Löhr die Erleichterung der Gemeinde aus, dass auch der Neubau Bonhoefferhaus heißen und damit nach dem von den Nationalsozialisten ermordeten Theologen Dietrich Bonhoeffer benannt sein wird. Für die Gemeinde gibt es einen, 150 Quadratmeter großen und unterteilbaren Gemeindesaal, der 120 Plätze bietet, einen zusätzlichen, kleineren Raum (42 Quadratmeter) sowie eine – dank Gemeindeverein auch mit modernen Geräten ausgestattete – Küche. „Er wirkt doch sehr großzügig“, meinte Pfarrerin Löhr, doch müsse man sich „an das andere Format gewöhnen“, schließlich war der alte Bonhoeffersaal wesentlich größer und höher.
Dafür ist der Neubau mit Leinwand, Beamer sowie moderner Akustik ausgestattet. „Alles aufwendig berechnet – die Technik kann ganz viel“, so Architekt Christian Franck. Auch bei der Ausstattung habe man auf Nachhaltigkeit viel wert gelegt, etwa auf heimische Hölzer. Zudem erfülle das neue Bonhoeffer-Haus „hohe energetische Standards“, verwies Architektin Sabine Acker, Projektleiterin in der Bauabteilung der Evangelischen Kirche, auf Dämmung aus Steinwolle, hochwertige Holz-Alu-Fenster, LED-Beleuchtung, Wärmepumpe, eine aufwendige Belüftung sowie Photovoltaik mit 50 Modulen und Begrünung auf dem Dach.
Die Belüftung ist insbesondere für den Kindergarten vorgeschrieben. Am neuen Standort haben der alte Epiphanias-Kindergarten und die Kita „Pusteblume“ der Eberbacher Straße gemeinsam eine neue Heimat gefunden – zehn Krippen- und 90 Kindergartenkinder auf drei Geschossen mit zusammen 800 Quadratmetern sowie ein Spielplatz mit 850 Quadratmetern.
Gefeiert wird Anfang Oktober
„Sehr gut gelungen“ findet Nicola Geller, die Leiterin der Einrichtung, den Neubau. Sie und ihr 19-köpfiges Team werden Montag und Dienstag einziehen, am Mittwochnachmittag die Kinder zum „Schnuppernachmittag“ einladen und sich dann „richtig eingrooven“, so Geller. Viele Kita-Räume sind übrigens noch leer – die Kinder dürfen bei der Auswahl der Möbel mitbestimmen.
Für die Gemeinde haben sich schon zwei große Wünsche erfüllt: Vom Neubau führt eine stählerne Brücke direkt zur Johanneskirche, die aus den Fenstern des Gemeindesaals gut sichtbar ist. Zudem konnte vom neuen Eigentümer des benachbarten „Prinz Max“-Grundstücks ein Geländestreifen gekauft werden, um außer dem Kita-Freigelände eine Wiese für Gemeindeaktivitäten und Open-Air-Gottesdienste zu haben. Abgewickelt wurde das über den Gemeindeverein. „Da sind wir vielen Spendern dankbar, dass das ohne Belastung für das Budget der Gemeinde ging“, hob Gabriele-Sophie Klüter hervor. Gefeiert werden soll das alles am 2. Oktober – bei einem großen Gemeindefest mit Tag der offenen Tür im Bonhoefferhaus.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Das neue Bonhoeffer-Haus: Verzicht mit Gewinn