Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Das neue Bonhoeffer-Haus: Verzicht mit Gewinn

Es ist ein wohltuender, angenehmer Kontrast: Zuletzt hat die Evangelische Kirche in Mannheim ja eher Schlagzeilen damit gemacht, dass sie Kirchen schließen und sich von Gemeindehäusern trennen wird. In Feudenheim ist das anders: Da entsteht plötzlich ein Neubau.

Die Kirche setzt mit ihm gleich mehrfach einen bemerkenswerten Akzent. Das Gebäude aus gelben Klinkern stellt nicht einfach einen Zweckbau, sondern eine gelungene architektonische Aufwertung an prominenter Stelle im Ortskern dar und fügt sich gut in die Umgebung ein. Er lässt sich aber zugleich inhaltlich als ein Ausrufezeichen werten, dass sich die Kirche eben nicht ganz zurückziehen, sondern weiter präsent sein, Kinder christlich erziehen und Raum für vom Glauben geprägtes Gemeinschaftsleben schaffen will.

Aber machen wir uns nichts vor: Letztlich ist das neue, schöne Bonhoeffer-Haus auch das Ergebnis eines bedauerlichen, aber wegen der stark sinkenden Zahl von Mitgliedern eben notwendigen Schrumpfungsprozesses der Kirche.

Folge der Zusammenlegung

Voraus ging dem Neubau die Zusammenlegung von Epiphanias- und Johannesgemeinde und letztlich der Verzicht auf gleich mehrere liebgewonnene Gebäude – das alte Bonhoeffer-Haus, an dem viele schöne Erinnerungen hingen und das viel mehr Platz sowie einen großen Garten bot, als auch das Epiphanias-Gemeindehaus, das – irgendwann – abgerissen und durch Wohnungsbau ersetzt werden soll.

Aber unter den gegebenen Umständen kommt die Evangelische Gemeinde Feudenheim, ja kommt der ganze Stadtteil sehr gut weg. Zwar bedeutet das neue Gemeindehaus eine Verkleinerung, gibt es einen richtig großen Saal nicht mehr und wird das Epiphanias-Gemeindehaus entfallen. Doch der Neubau ist ein Gewinn – gut gestaltet und immer noch groß genug, dass sich hier ein reges Gemeindeleben entfalten kann. Das lange Ringen um diese Lösung hat sich also gelohnt. Und dank der Bürgerinitiative bleibt zumindest die Epiphaniaskirche immerhin als Kulturkirche erhalten, womit der 2014 geplante Abriss des gesamten Ensembles verhindert ist.