Festival des Deutschen Films - Organisatoren wollen Parkinsel nicht aufgeben / Künftig mehr Rücksicht auf Natur und Anwohner

Wie das Filmfestival Ludwigshafen mehr Rücksicht auf Natur und Anwohner nehmen will

Von 
Julian Eistetter
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Das Ludwigshafener Filmfestival lockt jeden Sommer Tausende Besucher auf die Parkinsel im Stadtteil Süd – ein Stresstest für die Natur. © Thomas Tröster

Ludwigshafen. Die Organisatoren des Ludwigshafener Filmfestivals reagieren auf anhaltende Kritik und wollen die Großveranstaltung auf der Parkinsel in diesem Jahr für Natur und Anwohner deutlich schonender gestalten. Das geht aus einer umfangreichen Pressemitteilung hervor, die das Festival-Team am Freitag veröffentlicht hat. Darin betont Intendant Michael Kötz aber auch nochmals deutlich, dass ein vielfach von Naturschützern gewünschter Ortswechsel nicht in Frage kommt: „Die Parkinsel ist für uns der einzig richtige Standort für das Filmfestival in Ludwigshafen.“ Gleichzeitig sei für den Erhalt der beliebten Kulturveranstaltung ein gewisser Umfang an Besucherinnen und Besuchern zwingend notwendig. Sein Wachstum wolle das Festival aber beenden, heißt es.

Die Parkinsel als Veranstaltungsort sei für das Filmfestival von „geradezu existenzieller Bedeutung“ und „unverzichtbar“, schreiben die Organisatoren. Bei dem Ereignis seien Natur und Kultur aufs Engste verbunden. Die Veranstaltung werde seit 2005 durch das Grünflächenamt der Stadt intensiv begleitet und beaufsichtigt. „Aber die erreichte Größe der Veranstaltung verlangt ein gewisses Nachjustieren“, räumen die Verantwortlichen ein.

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Das betrifft unter anderem die Verwendung der großen Erdnägel, mit denen die Zelte im Boden verankert werden. Diese sollen künftig nur noch in Zusammenarbeit mit der zuständigen städtischen Behörde und nach einer intensiven fachlichen Prüfung des Erdreichs in den Boden getrieben werden, „so dass jede auch noch so geringe Verletzung von Baumwurzeln nahezu ausgeschlossen werden kann“. Den sorgsamen Umgang mit dem Parkgelände - insbesondere durch Fremdfirmen bei Auf- und Abbau - soll ab 2022 eine „lückenlose ökologische Baubegleitung“ gewährleisten. Die Auf- und Abbauzeiten für das Festival wollen die Organisatoren nach Möglichkeit verkürzen. „Eine Reduzierung um eine Woche ist angestrebt, weitere Verkürzungen sind abhängig von der Witterung, denn bei anhaltendem Regenwetter muss zum Schutz der Natur pausiert werden.“

„Sehr konstruktive Kritik“

Den Vorwürfen, keine Rücksicht auf die Anwohner im direkten Umfeld des Festivalgeländes zu nehmen, widersprechen die Verantwortlichen deutlich. „Auch wenn manche Kritikerinnen und Kritiker offensichtlich das Filmfestival auf ,ihrer’ Parkinsel prinzipiell nicht haben wollen und deshalb eifrig nach Gründen suchen, dieses Privatinteresse öffentlich legitimieren zu können, so gibt es doch auch sehr konstruktive Kritik, die die Festivaldirektion nachdrücklich respektiert, darüber mit Anwohnern bereits schon länger im Austausch ist und nun hofft, ihr durch die folgenden Maßnahmen noch weitgehender entsprechen zu können“, betont Direktor Kötz.

So soll ab der Ausgabe in diesem Sommer werktags ab 22 Uhr verstärkt darauf geachtet werden, dass Anwohner nicht durch Lautsprecherdurchsagen oder den Filmton aus dem vorderen Kino in der Nachtruhe gestört werden. Ein Akustikexperte soll mit Eindämmungen dafür sorgen, verbleibende Beeinträchtigungen durch Kino-Geräusche auszuschließen. Auch ein Teil des Küchenbetriebs wird laut Festivaldirektion in den von den Wohnhäusern entfernten Festivalbereich am Rheinufer verlegt. Der primäre Zugangsweg soll die Besucherinnen und Besucher künftig nicht mehr über die Parkstraße, sondern durch den oberen Parkbereich führen.

Hintergrund

  • Das Festival des Deutschen Films wird von einer gemeinnützigen GmbH veranstaltet. Diese darf steuerrechtlich keinerlei Gewinne machen.
  • Das Festival wird von Stadt (sechs Prozent), Land (drei Prozent), Förderverein (zwei Prozent) und Partnern aus der Wirtschaft (15 Prozent) gefördert. Die restlichen 74 Prozent der Kosten muss das Festival aus eigener Kraft erwirtschaften durch Eintrittskarten und Bewirtung.
  • Aus diesem Grund muss das Festival nach Angaben der Organisatoren zu seiner Bestandssicherung eine bestimmte Menge an Tickets verkaufen.
  • Mit 120 000 Besuchern wurde im Jahr 2019 einen Höchstmarke aufgestellt. Diese soll laut Veranstalter nicht mehr übertroffen werden.

Nur noch drei statt vier Kinos

Die Stadt Ludwigshafen teilt auf Anfrage mit, dass die Maßnahmen in Abstimmung mit der Verwaltung entstanden seien. „Aus Sicht des Naturschutzes sind sie sinnvoll und notwendig. Zusammen mit der zeitlichen Verlagerung in den Spätsommer, außerhalb der eigentlichen Hauptvogelbrutzeit, und der Begrenzung der Fläche auf den Nordteil des Stadtparks sowie die Umweltbaubegleitung, insbesondere zum Schutz der alten Bäume, ergibt sich nun ein rundes Paket“, sagt eine Sprecherin.

Christoph Heller, Ortsvorsteher der Südlichen Innenstadt, hat sich in den vergangenen Jahren häufig den Unmut der Parkinsel-Bewohner anhören müssen. Er hofft, dass nun feste Regeln gefunden wurden, an die sich sowohl Veranstalter als auch Anwohnerinnen und Anwohner halten, und auf die sie sich verlassen können. „Das habe ich schon länger gefordert. Wenn wir das jetzt schaffen, dann ist das eine gute Grundlage, dass das Festival auf Dauer bleiben kann“, sagt er auf Anfrage. Das Event müsse wieder ein bisschen zu seinen Anfängen zurückkehren. Rechnung wird dem damit getragen, dass 2022 nur noch drei statt vier Kinos errichtet werden.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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