Coronavirus

Warum es in Ludwigshafen keine Impfaktionen in den Corona-Problembezirken gibt

Von 
Julian Eistetter
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Der erlösende Piks: In den Mannheimer Stadtteilen Hochstätt und Neckarstadt-West wurde er den Bewohnern bereits angeboten. In Ludwigshafen sind solche Sonder-Impfaktionen nicht geplant. © dpa

Ludwigshafen. Mannheim hat es vorgemacht. Bei zwei zielgerichteten Impfaktionen wurden Menschen in Stadtteilen mit besonders hohen Inzidenzzahlen gegen das Coronavirus immunisiert. Das Angebot auf der Hochstätt und in der Neckarstadt-West wurde gut angenommen, die Inzidenz in der Quadratestadt sank in den vergangenen Tagen deutlich und liegt mittlerweile unter dem Wert von 100. In Ludwigshafen dagegen schwankt der Wert seit Tagen auf einem noch deutlich höheren Niveau, Stand Dienstag lag er bei 122,5. Auch in der Chemiestadt gibt es besonders stark von Corona betroffene Stadtteile. Den Bereich Nord/Hemshof etwa, der dauerhaft eine Inzidenz von über 200 aufweist und in seiner Bevölkerungsstruktur der Neckarstadt-West ähnelt. Impfaktionen wie in Mannheim wird es hier aber nicht geben.

Ortsvorsteher enttäuscht

Dieses Signal des Landes an die Stadt hat zuletzt für Aufregung gesorgt. Die FWG sprach sogar von einem „Skandal“, dass ein solches Angebot nicht möglich sei. Und auch Osman Gürsoy (SPD), Ortsvorsteher von Nord/Hemshof/West ist enttäuscht. „Ich hatte wirklich die Hoffnung, dass es so etwas auch bei uns geben wird. Die Stadt hatte ja auch signalisiert, das stemmen zu können. Die Absage ist wirklich schade“, sagt er. Gerade im Hemshof seien die Fallzahlen hoch. „Das wäre ein wichtiges Signal gewesen. Es wären sicherlich viele Menschen gekommen, um sich und ihre Familien zu schützen“, so Gürsoy.

Doch warum ist eine solche zielgerichtete Impfaktion in Ludwigshafen nicht möglich? Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium teilt dazu auf Anfrage Folgendes mit: „Die Landesregierung setzt sich stets für gesundheitliche Chancengleichheit ein: Angebote zur gesundheitlichen Versorgung sollen für alle zugänglich sein und dürfen nicht von der sozialen Herkunft abhängen. Dem trägt die Priorisierung in der Bundesimpfverordnung Rechnung, die Rheinland-Pfalz umsetzt. Aktuell steht im Fokus der vom Land organisierten Impfungen, die zurzeit berechtigten Prioritätsgruppen zu impfen. Voraussetzung für darüber hinaus gehende Impfaktionen wäre, dass der Fortschritt der Impfungen der priorisierten Bevölkerungsgruppen dies zulässt sowie ausreichend geeignete Impfstoffe zur Verfügung stehen.“

Stadt hofft auf Ärzte-Initiative

Das Land verweist aber darauf, dass im März alle Kommunen und Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe in Rheinland-Pfalz angeschrieben und über die Möglichkeit von einrichtungsbezogenen Impfungen mit mobilen Teams informiert worden seien. „Aktuell werden in den Einrichtungen für wohnungslose Menschen Impfungen durch die mobilen Teams durchgeführt. Die Impfungen in den Aufnahmeeinrichtungen für Asylbegehrende haben ebenfalls begonnen“, sagt eine Sprecherin.

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Ob die Ludwigshafener Einweisungsgebiete dabei berücksichtigt werden, ist unklar. Laut Stadt ist dort zumindest noch kein mobiles Impfteam vor Ort. Auch die Verwaltung hat mit Missfallen aufgenommen, dass es in Ludwigshafen keine stadtteilspezifischen Impfungen geben wird. „Wir haben nach wie vor eine hohe Inzidenz. Jede Aktion, die das Impfen voranbringt, wird begrüßt und würde auch seitens der Stadtspitze und Verwaltung unterstützt werden“, so die Sprecherin.

„Die Verwaltung würde es auch begrüßen und unterstützen, wenn zum Beispiel Hausärzte Aktionen zum Verimpfen von Restimpfdosen anbieten würden“, sagt die Sprecherin und verweist auf die „Drive-thru-Aktion“ vom Wochenende in Speyer. In Eigenregie könne die Stadt jedenfalls keine Sonder-Impfaktionen anbieten. „Leider nicht, weil die Stadt nicht über eigenen Impfstoff verfügt. Der Impfstoff, der im Impfzentrum in der Walzmühle verimpft wird, wird der Stadt vom Land zugeteilt.“

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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