Ludwigshafen. Kommt Filmfestival, kommt Ärger. So könnte man verkürzt auf den Punkt bringen, was sich in Ludwigshafen seit Jahren immer wieder zu dieser Zeit des Sommers abspielt. Kaum beginnen die Aufbauarbeiten für die Großveranstaltung auf der Parkinsel, hagelt es Kritik von Naturschützern. Auch diesmal ist das so - obwohl es im Vorfeld zahlreiche Abstimmungsgespräche mit Stadt, Veranstalter und Anliegern gegeben hat, bei denen auch zusätzliche Auflagen für einen besseren Naturschutz ausgehandelt wurden. Der Interessengemeinschaft (IG) Stadtpark, die sich für den Erhalt des Baumbestands einsetzt, geht das nicht weit genug. Teilweise bemängelt sie auch Verstöße gegen getroffene Absprachen.
Begonnen haben die Arbeiten in der Grünanlage Anfang vergangener Woche. Die Fahrbereiche für die Lkw wurden mit Lastverteilungsplatten ausgelegt, die Bodenplatten für die Zelte eingemessen und Material verteilt. Errichtet werden in diesem Jahr zwei Kinozelte für bis zu 1200 Besucher sowie ein Open-Air-Kino am Uferbereich, ebenfalls mit einer Kapazität von 1200 Plätzen. Daneben gibt es wieder Gastronomie, einen Bereich für Podiumsdiskussionen und sanitäre Anlagen. Kritik der IG Stadtpark, dass der Aufbau ohne die erforderliche Genehmigung begonnen habe, widerspricht die Stadt. „Die erforderlichen Genehmigungen zum Aufbau liegen vor“, heißt es auf Anfrage aus dem Rathause.
Neu ist in diesem Jahr eine ökologische Baubegleitung während der Vorbereitungsphase des Filmfestivals. Diese soll dafür Sorge tragen, dass die Natur während der Arbeiten nicht zu stark in Mitleidenschaft gezogen wird. Wie genau das abzulaufen hat, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. So kritisiert die Interessengemeinschaft, dass die ökologische Baubegleitung „entgegen der ursprünglichen Aussage der Stadtverwaltung nicht durch ein unabhängiges Unternehmen, sondern durch Mitarbeiter des Veranstalters“ durchgeführt werde. Das führe den eigentlichen Zweck des Instruments nach Ansicht der Kritiker ad absurdum.
„Missverständlicher Begriff“
Nach Angaben von Festivaldirektor Michael Kötz wurde diesbezüglich „ein missverständlicher Begriff eingeführt“. Es gehe nicht darum, einen Umweltbiologen einzustellen, der die Fachämter der Stadt noch einmal überprüft, auch wenn sich das mancher Anwohner wünsche. „Vielmehr geht es darum, die fertigen, bereits äußerst sorgfältig erstellten fachlichen Auflagen daraufhin zu überprüfen, ob sie auch tatsächlich praktisch umgesetzt werden“, betont er.
Die Aufgabe des Öko-Beauftragten, wie Kötz ihn nennt, bestehe also darin „mit großem Engagement nichts anderes zu machen, als vor allem die Zulieferfirmen zu beaufsichtigen, dass diese nicht mal eben einen Zaun zum Schutz der Bäume wegdrücken, damit sie besser arbeiten können“, nennt er ein Beispiel. Dazu bedürfe es Durchsetzungskraft und guter Kenntnisse der Abläufe des Aufbaus. „Und das garantieren wir mit diesem Kontrollbeauftragten auf optimale Weise“, so Kötz. Auch die Stadt bestätigt, dass die ökologische Baubegleitung durch den Veranstalter und auf dessen Kosten zu erfolgen hat. „Die Verwaltung kontrolliert die ökologische Baubegleitung und die Einhaltung der Vorgaben“, erklärt eine Sprecherin.
Kritisiert wird von der IG Stadtpark auch die lange Zeit, die das rund zwei Hektar große Areal im Landschaftsschutzgebiet für Besucherinnen und Besucher gesperrt ist. „Die aufgestellten Schilder mit Datumsangaben machen klar, dass der logistische Kraftakt bis zum 7. Oktober, also zwölf Wochen, dauern wird“, heißt es in einem Schreiben. Eine solch lange Sperrung für die Bürger sei irritierend. Das Festival selbst geht von 24. August bis 11. September über die Bühne.
Kötz widerspricht auch hier. „Die Zeiten wurden aus Rücksicht auf die Anwohner und die Natur der Insel trotz erheblichen Mehraufwands äußerst knapp bemessen“, sagt er. Einschließlich des gesamten Innenausbaus seien die Arbeiten in der Zeltstadt erst knapp vor Festivalbeginn abgeschlossen.
„Rücksicht auf Parklandschaft“
Die bebaute Fläche sei keinen Quadratmeter größer als in den vergangenen Jahren. Es gebe einen komplexen Aufbauplan und zahlreiche Dokumente, in denen sämtliche Schritte in Absprache mit der Stadt genaustens festgelegt seien. „Damit nehmen wir noch genauer als bisher auf eine optimale Weise Rücksicht auf die Parklandschaft“, so Kötz. Erstmals sei auch der genaue Verlauf der Baumwurzeln „quasi geröngt“ und auf der Wiese eingezeichnet worden. „So gut wie keiner“ der vorgeschriebenen Befestigungsnägel werde eine Wurzel treffen.
Aussagen wie diese dürften für die IG Stadtpark ein gefundenes Fressen sein. Im Hinblick auf die Wurzeln, die weit von den Stämmen ins Gelände reichten, habe man ohnehin mit Spannung erwartet, welche Auswirkungen dies für den Aufbau mit sich bringe, heißt es von der IG. Für die weiteren Aufbauarbeiten hat die Gruppe einen „ökologischen Festivalticker“ als kritische Begleitung angekündigt. „Das ist spannender als jeder Film - leider aber keine Fiktion“, erklärt die IG zu den Geschehnissen auf der Parkinsel.
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