Ludwigshafen. Kurt Sprengart, der Vater des im Oktober 2022 in Ludwigshafen-Oggersheim getöteten Jonas, ist am Montag am Tatort in der Philipp-Scheidemann-Straße von einem Unbekannten mit Pfefferspray attackiert worden. Am Dienstag sind die körperlichen Folgen verflogen, psychisch geht dem 56-Jährigen die Attacke aber noch sehr nah.
Er habe am Morgen gegen 8.45 Uhr die Blumen und Kerzen richten wollen, die zum Gedenken an seinen Sohn am Tatort abgestellt wurden. "Dann kam ein Fahrradfahrer vorbei. Er hat ausgespuckt und gefragt, wann die Scheiße hier endlich wegkommt", berichtet Sprengart. "Pietätlos, empathielos, eiskalt."
Unbekannter sprüht Pfefferspray auf Kurt Sprengart
Er habe sich das nicht bieten lassen und sich auf ein Wortgefecht mit dem Unbekannten eingelassen. Dieser sei von seinem Fahrrad abgestiegen und auf Sprengart zugelaufen. "Ich dachte schon, jetzt will er mich schlagen", berichtet er. Dann habe der Mann aber sein Handy gezückt und ihn gefilmt, mit der Androhung, Sprengart wegen Beleidigung anzuzeigen.
Der 56-Jährige sei dann zu seinem Wagen gegangen, um seinerseits sein Handy zu holen. "Ich hatte es aber nicht dabei und habe vergeblich gesucht." Plötzlich habe der Fremde die Tür aufgerissen und Pfefferspray ins Auto gesprüht. "Ich habe nichts mehr gesehen, das ist furchtbares Zeug", berichtet Sprengart.
Mit einem Mal sei er handlungsunfähig gewesen. Der Angreifer sei dann mit dem Fahrrad fortgefahren. Ein Anwohner wurde auf die Situation aufmerksam und informierte Rettungsdienst und Polizei. Sprengart wurden die Augen ausgespült. "Das hat eine halbe Stunde gedauert", sagt er. Seine Kleidung musste er wechseln, das Auto reinigen. "Noch am Dienstag habe ich heftige Kopfschmerzen bekommen."
Polizei sucht mit Personenbeschreibung nach Mann
Die Polizei veröffentlichte am Dienstag eine Mitteilung zu dem Vorfall. Demnach ist der Verdächtige rund 55 Jahre alt, hat eine kräftige Statur und langes graues Haar. Hinweise nimmt die Oggersheimer Polizeiwache unter der Telefonnummer 0621/963-2403 entgegen.
Am Mittwoch muss auch Sprengart nochmals zur Polizei, um seine Aussage zu machen. Von dem Vorfall wird er sich nicht entmutigen lassen. Gemeinsam mit der Familie Kraft plant er eine Gedenkstelle am Tatort in Oggersheim, wo am 18. Oktober 2022 auch Jonas Sprengarts Kollege Sascha Kraft (35) von einem damals 25-jährigen Somalier getötet wurde.
Der Stadtrat hat der Einrichtung einer solchen Gedenkstelle kürzlich zugestimmt. Im Umfeld des Tatorts habe es jedoch einige Anwohner gegeben, die sich gegen eine solche ausgesprochen haben. Ob der Angreifer in Oggersheim wohnt, ist noch nicht geklärt.
Am Tag nach dem Vorfall hätten sich viele Menschen nach Sprengarts Wohlergehen erkundigt. "Auch die Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck hat sich auf einen Facebook-Aufruf meiner Frau gemeldet und gefragt, wie es mir geht", berichtet Sprengart. "Es ist schön, dass so viele an mich gedacht haben." Er versuche nun, all die negativen Gedanken auszublenden und nach vorne zu schauen.
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