Finanzen

Technische Werke Ludwigshafen: „Energiewende kostet uns eine Milliarde Euro“

Die Oberbürgermeisterin von Ludwigshafen, Jutta Steinruck, und der TWL-Vorstand haben beim Besuch von Bundesbauministerin Klara Geywitz mehr Unterstützung beim Fernwärme-Ausbau gefordert

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Thomas Schrott
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Bundesbauministerin Klara Geywitz (Zweite von rechts) informiert sich bei der TWL in Ludwigshafen über den Fernwärmeausbau. © Thomas Schrott

Ludwigshafen. Wenn Ludwigshafen bis 2045 klimaneutral sein soll, müssen allein Stadtverwaltung und Technische Werke Ludwigshafen (TWL) rund eine Milliarde Euro investieren, schätzt TWL-Vorstand Dieter Feid. „Unsere jährlichen Investitionen müssen bis dahin etwa drei- bis viermal so hoch sein wie bisher“, verdeutlicht er beim Besuch der Bundesbauministerin

Klara Geywitz (SPD) am Freitagnachmittag die finanzielle Herausforderung. Gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos) fordert die TWL-Spitze mehr Unterstützung beim Fernwärme-Ausbau von Bund und Land, um eine sozialverträgliche Umstellung zu erreichen. Es reicht beileibe nicht aus, wenn der Bund dafür drei Milliarden Euro für alle Projekte in Deutschland bereitstellt.“

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Vor allem durch die Erweiterung des Fernwärmenetzes will die Stadt die Klimaziele erreichen. Mindestens jeder zweite Haushalt soll bis dahin mit der „sauberen Energieform“ versorgt werden, bekräftigt die Oberbürgermeisterin das Ziel. Derzeit liege der Fernwärme-Anteil in der Stadt bei 27 Prozent - deutlich mehr als der Bundesdurchschnitt von 14 Prozent. Sauber sei die Energie in Ludwigshafen deswegen, weil dafür keine Kohle, sondern Abfall und BASF-Klärschlamm thermisch genutzt werden. „Um die hohen Erwartungen beim Fernwärmeausbau zu erfüllen, fehlen uns derzeit die Perspektiven für die Finanzierung“, klagt die Oberbürgermeisterin.

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Bei der kommunalen Wärmeplanung, die bis 2026 vorliegen soll, setze die Stadt auch auf Energieeinsparungen und wolle Abwärme anderer Anlagen effektiv nutzen. „Es ist ein Marathonlauf“, sieht Feid einen langfristigen Prozess. Zur Energiewende gehöre eine Umstellung des Stroms auf mehr dezentrale Versorgung und einen höheren Öko-Anteil. „Denn die Zukunft ist elektrisch.“

Mehr Altbauten müssen zuvor saniert werden

Der Energieversorger will bis 2030 zehn Prozent des Gasanteils am Wärmebedarf von Haushalten und Gewerbe durch Fernwärme ersetzen. „Eine 100-prozentige Versorgung mit Fernwärme ist aber nicht wirtschaftlich und deshalb auch nicht realistisch“, so der technische TWL-Vorstand Thomas Mösl. Besonders in den Innenstadtbezirken und bei Mehrfamilienhäusern sieht er Potenzial. Zuvor müssten aber mehr Altbauten saniert werden. „Wir brauchen eine Quote von zwei Prozent, derzeit liegt sie bei 0,83 Prozent.“ Mösl appelliert an Geywitz, eine Doppelförderung von Fernwärme und Wärmepumpen zu vermeiden. Feid mahnt verlässliche Rahmenbedingungen an und kritisiert die Uneinigkeit innerhalb der Regierung. „Die Bedingungen dürfen sich nicht alle drei Tage ändern.“

Die Ministerin kann die Forderung nach besserer Unterstützung für den Fernwärmeausbau nachvollziehen und will sich dafür stark machen. „Ab 2027 muss der Betrag von derzeit drei Milliarden Euro deutlich erhöht werden“, sagt Geywitz, ohne sich aber genauer festzulegen. Zugleich weist sie daraufhin, dass es beim Fernwärme-Anschluss auch Ausnahmen und Spezialfälle geben müsse, etwa bei denkmalgeschützten Objekten. Generell könnten die Klimaziele durch einen Technologiemix erreicht werden, etwa durch Geothermie und Flusswasserpumpen. „Klar ist nur, dass wir künftig anders heizen als bisher. Die Zeit mit billigem russischem Gas ist vorbei.“

Redaktion MM-Redakteur seit 1984, zuständig für den Bereich Ludwigshafen - mit all seinen Facetten

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