Ludwigshafen. Spektakuläre Szenen spielen sich derzeit rund um den Falkenhorst des Gemeinschafts-Müllheizkraftwerks Ludwigshafen (GML) ab. Denn die vor zwölf Jahren an der Nordfassade des Gebäudes installierte Brutstätte ist in diesem Jahr hart umkämpft. Das zeigen Aufnahmen, die die GML GmbH jetzt veröffentlicht hat, und auf denen Vögel zu sehen sind, die aufeinander losgehen.
„Es ist mächtig was los im nördlichen Falkenhorst. Ende Februar hatte sich dort ein Wanderfalken-Pärchen niedergelassen, den Horst aber wieder verlassen. Ein Turmfalken-Pärchen zog ein. Nun scheint der Horst umkämpft zu sein“, schreibt die GML in einer Mitteilung dazu.
Eindeutige Sache
Auf Anfrage dieser Redaktion erklärt der Ludwigshafener Vogelexperte Klaus Eisele, dass Turmfalken und Wanderfalken keine natürlichen Feinde sind. „Das ist einzig und allein ein Streit um den Brutplatz“, sagt er. „Ansonsten kommen sie sich überhaupt nicht ins Gehege.“
Ein Kampf zwischen einem Turm- und einem Wanderfalken sei jedoch eine ziemlich eindeutige Sache. „Der Turmfalke hat da keine Chance, der Wanderfalke gewinnt. Notfalls frisst er die Turmfalken, wenn diese ihr Revier zu aggressiv verteidigen“, berichtet Eisele.
Turmfalken sind die am häufigsten vorkommenden Falken in Mitteleuropa. Ihr Gefieder ist rotbraun. Während Männchen durchschnittlich eine Körpergröße von 34,5 Zentimetern und eine Flügelspannweite von 75 Zentimetern erreichen, sind die Weibchen mit 36 beziehungsweise 76 Zentimetern etwas größer.
Wanderfalken-Männchen sind nur unwesentlich größer mit einer durchschnittlichen Körperlänge von 36 und einer Flügelspannweite von 79 Zentimetern. Die Weibchen dieser Art sind mit etwa 50 Zentimeter langen Körpern und einer Spannweite von 114 Zentimetern jedoch deutlich größer. Eisele geht davon aus, dass es sich auch bei dem Exemplar am Müllheizkraftwerk um ein Weibchen handelt.
Er meint, dass das Tier bereits im Februar in dem Horst eingenistet war und nun an den Brutplatz in 40 Metern Höhe zurückgekehrt ist. „Die Vögel sind standorttreu“, berichtet er.
Bestand soll gestätkt werden
Die beiden vertriebenen Turmfalken müssen sich nun einen neuen Brutplatz suchen. „Im Grunde haben wir in Ludwigshafen aber genug Kästen, ein paar wollen wir auch noch aufhängen“, sagt Eisele. Und in direkter Nachbarschaft, an der Südseite des Müllheizkraftwerks, gibt es seit 2022 noch einen zweiten Horst. „Die Turmfalken und die Wanderfalken könnten durchaus ohne Probleme nebeneinander leben“, erklärt Eisele.
Sollte das Pärchen in dem Horst auf der Nordseite schon Eier gelegt haben, so werden die Wanderfalken diese wohl einfach beiseite schieben. „Ich habe zwar schon mal gelesen, dass ein Wanderfalken-Weibchen Turmfalken-Eier ausgebrütet hat, aber das ist eine absolute Ausnahme“, sagt der Vogelexperte. Er geht davon aus, dass dies nur möglich war, weil das Wanderfalken-Weibchen kein Männchen gefunden hat.
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Insgesamt ist es Eisele ein großes Anliegen, die Falkenpopulation in Ludwigshafen zu stärken. „Sie schaffen unter anderem ein bisschen Ordnung bei den Halsbandsittichen“, sagt er mit Blick auf die rasante Ausbreitung der giftgrünen Vögel in der gesamten Region.
Mehr Infos und Webcam unter www.gml-ludwigshafen.de
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