Ludwigshafen. Es sollte ein kulturelles Angebot an junge Erwachsene und Familien sein, nun wird es zum politischen Zankapfel: Das am Samstag anstehende Blies-Festival, eine Tanzveranstaltung für Anhänger elektronischer Musik, steht in der Kritik, weil es für Ludwigshafener Verhältnisse eine vergleichsweise hohe Förderung über mehr als 70.000 Euro von Seiten der Stadt erfährt. Am Donnerstag um 15 Uhr tagt dazu der Kulturausschuss in einer kurzfristig anberaumten Sondersitzung, die für die Öffentlichkeit per Video in das Kulturzentrum Das Haus übertragen wird.
Geschätzte 120.000 Euro Förderung
Ein Knackpunkt: Beratend tätig ist der Sohn von CDU-Kulturdezernentin und Bürgermeisterin Cornelia Reifenberg gewesen. Er hat Kontakte zu internationalen DJs vermittelt, wie Cornelia Reifenberg, die seit 18 Jahren im Amt ist, gegenüber dem "Mannheimer Morgen" zugegeben hat. Betont hat sie dabei, dass ihr Sohn Felix (31) keinerlei Geld dafür bekommen habe. Nicht auszuschließen sei, dass er bei zukünftigen Austragungen des Festivals profitiere, hatte Reifenberg vergangene Woche gesagt. Denn: Die Projektgruppe Blies, die das Festival organisiert, ist in Teilen identisch mit Gesellschaftern des Plattenlabels "Hardworksoftdrink".
Dazu gehört auch Felix Reifenberg. Über das Konto dieser Firma ist Zahlungsverkehr für das Festival abgewickelt worden. Darauf hatte Felix Reifenberg als Gesellschafter zumindest theoretisch Zugriff. Diese Umstände möchten nun einige Fraktionen des Stadtrates erklärt haben. In der heutigen Sondersitzung des Kulturausschusses will sich Reifenberg erklären. Aus Sicht der SPD muss sie dabei die Frage beantworten, warum die Förderung derart hoch ausgefallen ist für das Blies-Festival. Mit dem Betrag, den die BASF zuschießt, kommt man auf geschätzte 120.000 Euro. So ganz genau hat das Cornelia Reifenberg bis heute nicht ausgeführt.
Hohe Fördersumme - vor allem im Vergleich zu anderen Kulturveranstaltungen in Ludwigshafen und der Region
Zum Vergleich: Die Förderung des Enjoy-Jazz-Festivals lässt sich die Stadt im Durchschnitt etwa 110.000 Euro kosten. Dabei handelt es sich eine Reihe mit vielen Konzerten teilweise hoch geschätzter Interpreten. Das renommierte Filmfestival bekommt von der Stadt 160.000 Euro. Das am Wochenende in Mannheim anstehende Alternative-Festival "Maifeld-Derby" wird von der Stadt Mannheim laut Haushaltsplan mit 100.000 Euro gefördert. Es dauert drei Tage und bringt viele internationale Bands in die Stadt.
Ist das vergleichbar mit einer 12-stündigen Party für Anhänger elektronischer Musik mit Aftershowparty im Pfalzbau für 250 Gäste? Zumindest einige Fraktionen im Ludwigshafener Stadtrat sind diesbezüglich kritisch - auch angesichts der ansonsten sehr restriktiven Haushaltspolitik bei den freiwilligen Aufgaben der Stadt. Die SPD hat deshalb beantragt, die Sitzung öffentlich abzuhalten. Es gehe um Steuergelder. Wer die Verträge jeweils unterschrieben hat, ist bisher ebenfalls nicht bekannt geworden.
Für Lärmbeschwerden von Anwohnern muss ein Ansprechpartner zur Verfügung stehen
Abeits dieser Fragen war diese Woche noch zu klären, wie viele Besucher überhaupt zum Festival an die Blies pilgern dürfen. Dort gilt wegen der Corona-Auflagen die 3-G-Regel mit doppelter Testung. War anfangs von etwa 2000 möglichen Gästen die Rede, so sind es nun knapp 1700, die kommen dürfen, um am Samstag zwischen 12 Uhr und 24 Uhr zu tanzen. Lärmschutzrechtlich wurde im Vorfeld der Veranstaltung am Samstag (12 Uhr bis 24 Uhr) der Widerspruch eines Anwohners seitens der Aufsichtsbehörde in Neustadt an der Weinstraße geprüft.
Die SGD Süd hat das Festival nun erneut unter Auflagen genehmigt. Es müsse für Beschwerden der Anwohner ein ständiger Ansprechpartner der Organisatoren zur Verfügung stehen. Eine Lautsärke von 70 Dezibel darf am nächsten Wohnhaus nicht dauerhaft überschritten werden. Auch dazu wollen die Fraktionen im Kulturausschuss am Donnerstag um 15 Uhr Fragen stellen. Mit Anwohnern und Ortsbeiräten sei nicht entsprechend kommuniziert worden, lautet die Kritik in diesem Punkt.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Blies-Festival Ludwigshafener Bürgermeisterin hätte Tätigkeit ihres Sohnes kommunizieren müssen