Hintergrund - Welche Rolle spielt der Plattenlabel-Betreiber Felix Reifenberg als Sohn der Kulturdezernentin Cornelia Reifenberg (CDU)?

Wer hinter dem Ludwigshafener Blies-Festival steckt

Von 
Stephan Alfter
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Müssen teilweise eingeflogen werden: Die DJs zum Blies-Festival. © Projektgruppe Blies

Ludwigshafen. Sicher ist noch überhaupt nichts. Aber sollte es so sein, dass das Blies-Festival, das am Samstag, 4. September, den Abschluss des Städtischen Kultursommers bildet, tatsächlich den Segen der Stadt und des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums bekommt, dann wird es die größte Party werden, die Ludwigshafen in jüngerer Zeit zu Gesicht bekommen hat. Aber: Noch bis zum Ende dieser Woche zittern die Veranstalter angesichts der steigenden Inzidenzen und der womöglich damit verbundenen Einschränkungen oder Absagen. Immerhin waren 2500 Tickets auf dem Markt und 1500 davon schon verkauft.

„Abschließende Gespräche laufen bis Ende der Woche“, sagte Kulturdezernentin Cornelia Reifenberg (CDU) am Dienstag gegenüber dieser Redaktion. Sie lässt keinen Zweifel daran, dass ihr die Erstauflage des Festivals sehr am Herzen liegt und dass sie dort eine Veranstaltung fest verankern will, die auch dann noch da ist, wenn sie mal nicht mehr in Amt und Würden ist. „Für unsere Region wird die neue Veranstaltung eine kulturelle Bereicherung und ein Erlebnis der Extraklasse sein“, verspricht sie in einer Pressemitteilung von Anfang August voller Überzeugung.

Die Bedeutung, die man dieser Veranstaltung beimisst, lässt sich auch daran ablesen, dass die Stadt nach Auskunft Reifenbergs deutlich mehr als 70 000 Euro an freiwilligen Leistungen erbringt, um Starthilfe zu geben. Das dritte Drittel der Kosten von insgesamt etwa 120 000 Euro übernimmt nach Angaben einer Sprecherin der „Projektgruppe Blies“, die das Festival veranstaltet, die BASF.

Was das Filmfestival für die Schauspielkunst ist, das soll das Blies-Festival für die Musik werden. Zumindest formuliert Reifenberg diese Hoffnung am Dienstagvormittag. Einen Überraschungsmoment erlebt schließlich derjenige, der etwas hinter die Kulissen der „Projektgruppe Blies“ schaut. Dahinter verbergen sich fünf Männer und eine Frau, die nach Darstellung der Pressebeauftragten Julia Laukert eine Leidenschaft für elektronische Musik verbindet. Fast alle sind im Raum Offenbach beheimatet.

„Nur beratend tätig“

Unter ihnen ist neben Art Director Karl Martin Leo Becker und Projektleiter Daniel Jozic auch Cedric Dekowski. Jener Dekowski wiederum ist einer der vier Gesellschafter von „Hardworksoftdrink“, einem Kreativkollektiv von DJs, die unter anderem auf Aftershowpartys auftreten. Gleichzeitig handelt es sich um ein Schallplattenlabel. Ebenfalls Gesellschafter dort ist - Felix Reifenberg.

Der 31-jährige Sohn von Bürgermeisterin Cornelia Reifenberg ist zwar nicht in einem Impressum von „Hardworksoftdrink“ zu finden, tatsächlich übte er im Vorfeld des Festivals aber eine beratende Funktion bei der Verpflichtung der einzufliegenden DJs aus. Das hat seine Mutter, die Bürgermeisterin, auf Nachfrage bestätigt. Eine positive Auswirkung auf den Preis habe das gehabt, so Reifenberg. Ein Schallplattenlabel könne ganz anders an einen Künstler herantreten als eine Kommune wie Ludwigshafen.

Insofern profitiere die Stadt von der Beratung ihres Sohnes. Weitere Auskünfte will am Dienstagnachmittag dann nicht mehr die Bürgermeisterin selbst geben, sondern eine von ihr kurzfristig beauftragte Bonner Kanzlei.

Rechtsanwalt Gernot Lehr antwortet nun auf die Frage, welchen Einfluss Felix Reifenberg auf die Idee und die Planung hatte? Der Sohn der Bürgermeisterin sei nicht involviert gewesen in die Planungen und profitiere in keiner Weise wirtschaftlich von der Veranstaltung der Stadt Ludwigshafen, so die Replik. Felix Reifenberg erfülle keine Aufgaben, die in irgendeiner Weise vergütet würden.

Welche Kontoverbindung?

Einräumen muss der Anwalt aber, dass sämtliche Zahlungsabwicklungen der Stadt bisher nicht etwa über ein eigenes Konto der „Projektgruppe Blies“ geflossen sind, sondern über das Konto von „Hardworksoftdrink“ - also jenes Plattenlabel, in dem der Sohn der Bürgermeisterin Gesellschafter ist.

Das Label habe die Kontoverbindung „aufgrund der organisatorischen und Corona-bedingten Unsicherheiten“ zur Verfügung gestellt, so die Worte des Bonner Juristen. Und selbst wenn Felix Reifenberg Zugriff auf das Konto habe, so sei jeglicher Verdacht einer Bevorteilung eines Familienmitgliedes ein falscher Verdacht, wiederholt Lehr am Telefon. Das Geld werde an die Projektgruppe Blies weitergegeben. „Weder der Sohn unserer Mandantin noch mit ihm verbundene Unternehmen würden von diesen Zahlungsabwicklungen profitieren“, heißt es. Keine Antwort gab es von Seiten der Stadtverwaltung auf die Frage, wer auf beiden Seiten die Verträge unterschrieben hat. Es seien aber weder die Bürgermeisterin auf Seiten der Stadt gewesen und auch nicht ihr Sohn Felix Reifenberg auf einer anderen Seite.

Sollte das Festival tatsächlich stattfinden, will Cornelia Reifenberg nun vorsorglich bei zuständigen Stellen mitteilen, dass ihr Sohn die Projektgruppe Blies unentgeltlich mit seinem Netzwerk unterstützt.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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