Positionen der Fraktionen - Aus der Kommunalpolitik gibt es einigen Gegenwind für die beliebten Führungen – das zeigen die Positionen der Fraktionen

Schlecht fürs Ludwigshafener Image? - Ugliest City Tours unter Beschuss

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Julian Eistetter
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Die Führungen zu den hässlichsten Orten der Stadt erfreuen sich auch heute noch einer großen Beliebtheit. Das Bild zeigt eine der ersten im Jahr 2018. © Anne Jeschke

Ludwigshafen. Längst sind die Ugliest City Tours in Ludwigshafen zum festen Bestandteil des Kulturprogramms geworden. Die launigen Führungen zu den hässlichsten Orten der Stadt mit Helmut van der Buchholz sind vor Kurzem in ihre fünfte Saison gestartet. Auslöser war der fragwürdige Titel „Hässlichste Stadt Deutschlands“, der Ludwigshafen im Jahr 2018 in der ARD-Satiresendung „Extra3“ verliehen wurde. Als selbstironische Reaktion darauf waren die etwas anderen Stadtrundgänge und -fahrten geboren - und erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit. Doch mit dem Start der fünften Ausgabe sind die Touren plötzlich zum Politikum geworden. In der Stadt herrscht eine rege Debatte, ob sie dem Image der Stadt nachhaltig schaden könnten. Die Stadtratsfraktionen haben dazu ganz verschiedene Ansichten. Wir haben sie zusammengetragen.

CDU

Die CDU-Fraktion spricht sich deutlich dafür aus, die Ugliest City Tours nach diesem Sommer auslaufen zu lassen. Anfangs seien die Führungen zu den hässlichsten Orten originell gewesen, die Fortsetzung über viele Jahre sei aber „die mieseste Kampagne, die einem einfallen konnte“, kritisiert Fraktionschef Peter Uebel. Ludwigshafens negativer Ruf sei bundesweit verfestigt worden, was der Stadt nicht gerecht werde. Bemühungen von Lukom und Handel würden ad absurdum geführt. „Ludwigshafen mag vieles sein, aber sicher nicht in erster Linie hässlich.“

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SPD

Nach Ansicht der SPD ist eine selbstkritische Auseinandersetzung mit dem Image der Stadt dringend notwendig. Dabei gebe es viele gute Gründe, selbstbewusst auf die Stadt zu schauen, sie biete als starker Industriestandort mit guten Arbeitsplätzen, Grün- und Naherholungsgebieten und kultureller Vielfalt viel mehr als nur hässliche Ecken. „Mit Blick auf die aktuelle politische Diskussion kann ich teilweise nur mit dem Kopf schütteln“, betont der Fraktionsvorsitzende David Guthier. „Die SPD-Fraktion vertritt die Auffassung, dass es dem Künstler selbstverständlich im Rahmen der Kunstfreiheit freisteht, die Touren fortzusetzen“, sagt er. „Eine Finanzierung aus städtischen Mitteln lehnen wir aber entschieden ab.“

Grüne im Rat

Die Grünen im Rat sind der Auffassung, dass es nicht schaden kann, sich weiterhin mit den Ludwigshafener Planungs- und Bausünden der Vergangenheit auseinanderzusetzen. „In einer lebendigen Demokratie müssen auch widerständige, kritische Kunstprojekte Unterstützung finden“, sagen Monika Kleinschnitger und Gisela Witt. „Wir wissen alle, dass Ludwigshafen nicht die hässlichste Stadt Deutschlands ist.“ Überzeichnung und Ironie seien aber Stilmittel der Kunst.

Grünes Forum und Piraten

Mit seiner deutlichen Kritik an den Ugliest City Tours war Fraktionschef Raik Dreher Auslöser der aktuellen Debatte über die Sinnhaftigkeit der Führungen zu den hässlichsten Orten der Stadt. „Anfangs mag es noch witzig gewesen sein“, hatte er betont. „Mittlerweile sind viele Jahre vergangen. Unsere Stadt sollte diesen Titel nicht von selbst immer weiter tragen“, so seine Ansicht mit Bezug auf die „Ehrung“ durch „Extra3“. Im Kulturausschuss fordert die Fraktion daher eine Information, wie viel Geld die Stadt für die Touren aufwendet.

AfD

Kritisch sieht die Führungen auch die AfD-Fraktion. Versuche der Lukom, des Handels und vieler Künstler, die Stadt in ein besseres Licht zu rücken, würden konterkariert, sagt Fraktionschef Johannes Thiedig. Ludwigshafen sei nicht hässlich, sondern aufgrund der Bundes- und Landespolitik heruntergekommen und verwahrlost. „Ein Zustand, an dem die Ugliest City Tours nichts ändern werden.“ Die Stadt sei zum „Wahrzeichen“ geworden, das der Landesregierung in Mainz würdig sei, so Thiedig, der eine Cleaning-the-City-Tour des Künstlers anregt.

FDP

Die Liberalen im Stadtrat sehen es kritisch, dass die Ugliest City Tours ausschließlich die dunkle Seite von Ludwigshafen beleuchten. Sie würden daher kein vollständiges Bild vermitteln, so der stellvertretende Fraktionschef Hans-Peter Eibes. Im Wettbewerb um Fachkräfte spiele das Stadtimage eine große Rolle. „Wir brauchen eine objektive Außendarstellung. Nutzen wir den Hype um die hässlichste Stadt-Diskussion als Chane einer selbstkritischen Auseinandersetzung mit dem Image der Stadt - im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern“, schlägt er vor. Die Negativwerbung könne mit dem Blick auf die schönen Seiten der Stadt umgewandelt werden.

FWG

Die FWG hofft, dass „möglichst viele Kunstschaffende der Region die derzeitige Diskussion zum Anlass nehmen, sich mit der Stadt und ihren Qualitäten eingehender zu befassen und sich um städtische Projekte zu bewerben“, teilt Fraktionschef Rainer Metz mit. „Hier täte offenbar etwas mehr Konkurrenz der Angebote der Stadt gut.“ Dennoch seien die Ugliest City Tours sehr gut angenommen und beliebt. „Uns interessiert, in welcher Höhe die Führungen mit städtischen Geldern unterstützt werden, und ob vergleichbare Anbieter ebenfalls gefördert werden.“

Die Linke

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Bernhard Wadle-Rohe verweist für die Linksfraktion auf die Kunstfreiheit und bezeichnet die Hässlichkeit der Stadt als Alleinstellungsmerkmal. „Wir bescheinigen der Leiterin des Kultursommers, Monika Schill, und dem Stadtführer Helmut van der Buchholz, mit dem Format Ugliest City Tours die erfolgreichsten und selbstironischsten Stadtführungen Ludwigshafens anzubieten.“

Bürger für Ludwigshafen

Die kleinste Fraktion im Stadtrat fordert die Einstellung der Touren. „Stattdessen sollte die Stadtverwaltung Touren zu den schönsten Ecken anbieten“, so Fraktionschef Hans-Joachim Spieß. Seiner Ansicht nach sollte die Verwaltung die Bürger zu einem Ideenwettbewerb einladen, wie die Stadt möglichst ohne großen Kostenaufwand verschönert werden könnte. Die deutschlandweite Berichterstattung in Folge der Ugliest City Tours befeuere das negative Image der Stadt.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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