Ordnung - Die unerlaubte Unterbringung von Arbeitskräften schlägt in Ludwigshafen hohe Wellen / Verwaltung und BASF reagieren auf Bürgerbeschwerden

Rückblick 2021: Wie illegale Monteurunterkünfte Ludwigshafen bewegen

Von 
Julian Eistetter
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Viele Namen an einer Haustür – wie hier im Stadtteil Oppau – deuten oft auf eine Nutzung als Monteurunterkunft hin. © Christoph Blüthner

Ludwigshafen. Der Aufschrei kommt aus Oppau. Anfang 2021 machen Anwohner dort ihrem Ärger über illegale Monteurunterkünfte und deren Begleiterscheinungen Luft. 300 Unterschriften sind ein deutliches Zeichen des Protests, ein offener Brief wird an Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) adressiert. Seitdem sind die illegalen Pensionen in der öffentlichen Diskussion präsent wie nie zuvor. Die Probleme betreffen fast alle Stadtteile, insbesondere diejenigen mit Nähe zum BASF-Gelände und zu Amazon.

Das Prinzip ist immer dasselbe: Meist über Untervermieter werden freie Immobilien an Firmen weitervermietet, die dort ihre Arbeitskräfte für Aufträge in der Chemiestadt einquartieren. Oft fehlt für eine solche Nutzung die Genehmigung und es bestehen bauliche Mängel, die für die Bewohner Gefahr bedeuten. Die Nachbarschaft beklagt sich zudem über Lärm und Müll.

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Im Frühjahr bringt der Stadtrat als Reaktion auf die zunehmenden Beschwerden die Prüfung einer Zweckentfremdungssatzung auf den Weg. Daneben wird eine Taskforce eingerichtet, die seit Oktober gezielt gegen die Machenschaften der Betreiber illegaler Unterkünfte vorgeht. Zweieinhalb Stellen sind bei der Bauaufsicht angesiedelt, eine halbe beim Bereich Öffentliche Ordnung. Zwei volle Stellen sind laut Stadt bislang besetzt. Gemeinsam mit Polizei und Gewerbeaufsicht führt die Einsatzgruppe Kontrollen durch und versucht, an die Hintermänner zu gelangen.

Im April reagiert auch die BASF und bietet als erste Maßnahme über die BASF Wohnen + Bauen im Stadtteil Süd ein kleines Kontingent an Wohnraum für Arbeiter von Subunternehmen an. Bis Mitte 2022 soll es auf 80 Plätze ausgebaut werden, die Nachfrage hält sich im Jahr 2021 aber noch in Grenzen.

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Daneben achtet die BASF bei Auftragsvergaben verschärft auf eine angemessene Unterbringung. Eigenen Angaben nach hält sie sich in ihren Verträgen das Recht vor, Audits - also Untersuchungen - oder Bewertungen durchzuführen, um sicherzustellen, dass die Subunternehmen Gesetze, Regeln und Standards einhalten. Werde gegen internationale Prinzipien verstoßen, so behalte sich das Unternehmen den Abbruch von Beziehungen vor.

Trotz aller Maßnahmen werden die Probleme Ludwigshafen auch weiterhin beschäftigen. Denn, so sagt eine Anwohnerin dieser Redaktion: „Die Pensionen sprießen wie Pilze aus dem Boden.“

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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