Baustellenbesuch

Pesch-Siedlung in Ludwigshafen: Hier entsteht Wohnraum für 2000 Menschen

Im Westen des Heinrich-Pesch-Hauses läuft derzeit Ludwigshafens größtes Wohnbauprojekt. Bis 2029 sollen hier 800 Wohnungen entstehen. Was das Projekt so besonders macht und wie der aktuelle Stand ist

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Julian Eistetter
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Die Straßen sind bereits fertig: die Baustelle für Ludwigshafens größtes Wohnbauprojekt aus der Vogelperspektive. © HPH

Ludwigshafen. Die gepflasterten Straßen sind bereits angelegt und von der Stadt abgenommen. Sogar die Verkehrszeichen wurden schon installiert. So weisen etwa Schilder auf das Ende einer Spielstraße oder einen Behindertenparkplatz hin. Etwas skurril mutet das schon an, denn Menschen werden auf der riesigen Fläche westlich des Heinrich-Pesch-Hauses in Ludwigshafen frühestens in knapp vier Jahren leben. Mit der Heinrich-Pesch-Siedlung entsteht hier zwischen den Stadtteilen West, Friesenheim und Oggersheim auf einem 14 Hektar großen Areal ein neues Wohnquartier für 2000 Bürgerinnen und Bürger. Es ist das derzeit größte Wohnbauprojekt in Ludwigshafen. Ein Besuch auf der Baustelle.

Insgesamt 800 Wohnungen

Ernst Merkel hat einen Plan dabei, der zeigt, wie die Siedlung einmal aussehen soll. Gemeinsam mit Projektsteuerer Michael Böhmer erläutert der Geschäftsführer der Heinrich-Pesch-Siedlung GmbH & Co. KG, was in den kommenden Jahren alles passieren soll. Mit ein wenig Fantasie kann man sich den großen Gewerbe- und Wohnkomplex zur Frankenthaler-/Mannheimer Straße hin schon gut vorstellen, die beiden Parkhäuser rechts und links davon, die sechs hochwertigen Stadthäuser, die großen Mehrfamilienhäuser und die kleineren Reihenhäuser im äußeren Bereich des Quartiers. „Insgesamt werden hier etwa 800 Wohnungen entstehen“, erklärt Merkel.

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Diese sollen in vier Abschnitten gebaut werden, ein fünfter mit mehreren Gebäuden im östlichen Bereich des Pesch-Hauses ist nachgelagert. „Für den ersten Bauabschnitt läuft derzeit ein Investorenwettbewerb. Wir verhandeln mit mehreren Kandidaten, die Feuer und Flamme für das Projekt und das Konzept sind“, so Merkel. Die Entscheidung für einen Investor soll in den kommenden zwei Monaten fallen. Der erste Bauabschnitt umfasst insgesamt 165 Wohneinheiten, die räumlich in der Nähe des künftigen Quartiersplatzes, dem lebendigen Herzen der Siedlung, liegen.

Dort sind auch ein Begegnungshaus mit Café, mehrere Ladengeschäfte sowie eine Kindertagesstätte geplant. Anders als bei anderen Wohnbauprojekten soll die Kita in der Pesch-Siedlung noch vor den Wohngebäuden fertig sein, erläutert Merkel. Im Nahbereich plant die Stadt Ludwigshafen zudem einen neuen Schulstandort. „Die Versorgung der Kinder wird also sichergestellt.“

Besonderes Sozialkonzept

Der Slogan für die neue Siedlung lautet „gut.zusammen.leben“. Dabei soll es keinesfalls bei einer bloßen Worthülse bleiben, ein umfassendes Sozialkonzept soll der Leitgedanke für die künftige Gemeinschaft sein, wie Böhmer ausführt. Es sei eine Charta des Zusammenlebens erarbeitet worden, der sich alle künftigen Bewohnerinnen und Bewohner verschreiben. Die Investoren sollen diese als Anlage in die Mietverträge aufnehmen.

Ernst Merkel (l.) und Michael Böhmer leiten das Großprojekt. © Julian Eistetter

Ziel sei es eine lebendige, durchmischte Gemeinschaft zu bilden. Menschen aus allen Generationen und unterschiedlichen sozialen Verhältnissen sollen in der Heinrich-Pesch-Siedlung zusammenleben. So sollen 30 Prozent der Wohnungen für einkommensschwächere Bürger zur Verfügung stehen.

Ein dauerhaftes Quartiersmanagement soll sich um die Anliegen der Menschen kümmern, verschiedene Beratungs- und Freizeitangebote sind ebenfalls geplant. Ernst Merkel spricht in diesem Zusammenhang von einem Quartier mit „Seele“. „Wir streben ein harmonisches und vernetztes Zusammenleben an, bei dem jeder mit jedem in Kontakt kommen kann“.

Zahlen und Fakten

  • Das Quartier wird von der Heinrich-Pesch-Siedlung GmbH & Co. KG entwickelt. Gesellschafter sind das Heinrich-Pesch-Haus und die Katholische Gesamtkirchengemeinde Ludwigshafen.
  • Auf 14 Hektar sind 800 Wohnungen für 2000 Menschen geplant – davon 30 Prozent für Einkommensschwächere.
  • Es gibt vier fixe Bauabschnitte, der erste soll im Sommer 2024 beginnen, der letzte 2029 beendet sein.
  • Am 8. Juli gibt es einen Tag der offenen Baustelle

Doch nicht nur beim sozialen Leitgedanken soll das neue Viertel zukunftsweisend sein, sondern auch was die Themen Klima und Mobilität betrifft. „In der Siedlung wird es bewusst viel Grün geben. Die Menschen sollen im Einklang mit der Natur und der Umwelt leben“, erläutert Böhmer. Vom Quartiersplatz soll sich ein breiter Grünstreifen durch die Häuser ziehen, auch in den Randbereichen werden Ausgleichsflächen geschaffen. Sämtliche Dächer werden begrünt, und auch Fassadenbegrünung spiele eine Rolle, berichten die Projektleiter. Eine ökologische Baubegleitung sei in den gesamten Prozess eingebunden.

Möglichst wenig Autos

Autos sollen in der Siedlung nur wenige rollen. Die beiden Parkhäuser, in denen es zunächst 72 Stellplätze für E-Autos geben wird, sind bewusst an den beiden Zufahrten geplant. Der große Gewerbekomplex sowie die Stadthäuser im Bereich zur Frankenthaler Straße hin verfügen zudem über eigene Tiefgaragen. „In den hinteren Bereich sollten Autos nur zum Be- und Entladen fahren“, sagt Merkel, dessen Traum es ist, dass die Kinder auf den Straßen spielen können.

Auf dem gesamten Areal sind fünf Standorte für E-Carsharing geplant, zudem wird die Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr mit einer zusätzlichen Bahnhaltestelle auf der Strecke der Rhein-Haardt-Bahn verbessert. „Diese wird von der RNV errichtet und soll Ende 2025 oder Anfang 2026 fertig sein.“

Auch optisch soll die neue Siedlung durchmischt sein. „Wir wollen für jeden Bauabschnitt einen anderen Investoren mit jeweils eigenen Vorstellungen“, sagt Böhmer. Danaben gebe es seitens der HPS GmbH & Co. KG die Maßgabe, auch innerhalb der Bauabschnitte beim Aussehen der Gebäude zu variieren. Damit die „Seele“ auch daran zu erkennen ist.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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