OB-Wahlen

OB-Wahlkampf Ludwigshafen: AfD schickt einen Rechtsaußen-Kandidaten ins Rennen

Mit Joachim Paul aus Koblenz hat der AfD-Kreisvorstand einen bekennenden Rechten als Wunschkandidaten für das Oberbürgermeisteramt in Ludwigshafen ausgewählt.

Von 
Stephan Alfter
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Geht es nach dem mutmaßlichen OB-Kandidaten der AfD, dann müssen beispielsweise große Messen nach Ludwigshafen. Wo diese stattfinden sollen, sagt Joachim Paul nicht. © Joachim Paul

Ludwigshafen. Die AfD tritt in Ludwigshafen mit einem eigenen Kandidaten zur Oberbürgermeister-Wahl am 21. September 2025 an. AfD-Kreis- und Fraktionsvorsitzender Johannes Thiedig teilte am Mittwoch auf Nachfrage mit, dass sich Vorstand und Fraktion am Wochenende im Rahmen einer Klausur in der Südpfalz für den rheinland-pfälzischen Landtagsabgeordneten Joachim Paul entschieden hätten. Er müsse nun noch vom Kreisparteitag abgesegnet werden, so Thiedig. Joachim Paul ist 54 Jahre alt und stammt nicht aus der Pfalz, sondern aus dem Landkreis Mayen-Koblenz.

Den Wählern im Rhein-Pfalz-Kreis rund um Ludwigshafen ist er seit einigen Wochen besser bekannt, weil er dort im Februar als Landrat kandidiert hatte. Er erreichte im ersten Wahlgang rund 19,5 Prozent, musste sich aber den bekannteren Bewerbern von SPD und CDU geschlagen geben. Für Paul ist es also der nächste Anlauf als Kandidat für ein kommunales Spitzenamt – dieses Mal im Ludwigshafener Rathaus. Seine Gegner heißen Jens Peter Gotter (53, SPD) und Klaus Blettner (56, CDU). Beide sind in Ludwigshafen noch einigermaßen unbekannt.

Joachim Paul politisch kein unbeschriebenes Blatt: Seit zehn Jahren im Koblenzer Stadtrat

Wert hat die AfD in Ludwigshafen nach den Worten Thiedigs darauf gelegt, dass kein völlig unerfahrener Kandidat antritt. Paul, von Beruf Gymnasiallehrer, verfüge über eine langjährige kommunalpolitische wie landespolitische Erfahrung. Er sitzt für die AfD seit rund zehn Jahren im Koblenzer Stadtrat. Politisch ist er kein völlig unbeschriebenes Blatt. Aus seiner rechten Gesinnung macht er keinen Hehl.

Deutlich zu hören war das in einem österreichischen Podcast mit dem Titel „Heimatkurier“. Dort sprach Paul Ende November 2024 über rechte Graswurzelarbeit. Aktuell ist der Podcast aus unbekannten Gründen aber nicht verfügbar. Im Dezember 2023 sperrte die AfD Paul für alle Parteiämter, da dieser den als Erkennungszeichen Rechtsextremer geltenden „White-Power-Gruß“ gezeigt haben soll. Der Beschuldigte bestritt einen extremistischen Hintergrund seiner Geste. Er gilt weiterhin als Netzwerker zwischen dem parlamentarischen Raum und dem neu-rechten Spektrum.

Freut sich über den eigenen Oberbürgermeister-Kandidaten: Johannes Thiedig, Kreis- und Fraktionsvorsitzender der AfD in Ludwigshafen. © Christoph Bluethner

Dass er in Ludwigshafen nicht zu Hause ist, sieht Paul im Gespräch mit dieser Redaktion nicht als Nachteil. Die AfD müsse überall Personal anbieten. „Den etablierten Parteien glaubt doch keiner mehr“, behauptet er. Die Bürger erlebten einen Kontrollverlust, sagt der ungebundene Geschichtslehrer, der keine Kinder hat. Für ihn sei eine Nominierung „eine große Ehre“.

Die AfD-Idee für Ludwigshafen: „Mehr Wirtschaftsförderung“

Der Stadt Ludwigshafen schreibt er einerseits ein riesiges Potenzial zu. Warum? Weil sie eine verkehrsgünstige Lage habe, so Paul. Andererseits habe ihm ein Besuch im Hemshof offenbart, wie verwahrlost es dort sei. In einem Café habe die Bedienung kein Deutsch gekonnt, erinnert er sich. Was tun? „Ausreisepflichtige Ausländer abschieben“, sagt der Kandidat. Was noch? „Wirtschaftsförderung“, so die knappe Antwort.

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Wie? „Nach Ludwigshafen müssen mehr junge Firmengründer“, findet Paul. Wollen das die etablierten Parteien nicht auch? „Aber wir bieten eine Alternative“, sagt er. Wie? Man brauche höhere Gewerbesteuer-Einnahmen in Ludwigshafen. Auch den Abbau von Bürokratie nennt Paul als ein Ziel, wenn er ins Amt kommen sollte. Mindestens den Einzug in die Stichwahl traut er sich zu, aber das eigentliche Ziel heiße Amtsübernahme. Dass die AfD bei der Bundestagswahl in der Stadt etwas mehr als 24 Prozent bekommen hat, bestärkt ihn in seinem Glauben, das Ziel erreichen zu können.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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