Neujahrsrede

OB Steinruck stimmt Ludwigshafener auf Sparkurs ein und beschwört Miteinander

Ludwigshafen steckt in finanziellen Nöten und hat mit den Hochstraßenprojekten gigantische Aufgaben vor der Brust. Warum Jutta Steinruck in ihrer Neujahrsrede dennoch Optimismus verbreitet

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Julian Eistetter
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Innungs-Bäckermeister Ulf Lanzet (v.l.), Schornsteinfegermeisterin Jessica Kovacs, Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck und Bäcker Sebastian Lanzet bei der Übergabe der Neujahrsbrezel. © Stadt Ludwigshafen/Martin Hartmann

Ludwigshafen. Schon im vergangenen Jahr wollte Jutta Steinruck (SPD) eigentlich wieder in Präsenz zu den Bürgerinnen und Bürgern Ludwigshafens sprechen. Doch damals bestimmte die Corona-Pandemie noch den Alltag. Dass die Oberbürgermeisterin (OB) nun aber auch 2022 ihre Neujahrsrede wieder nur auf digitalem Weg unters Volk bringen konnte, hatte andere Gründe. Für einen traditionellen Empfang war schlicht und ergreifend kein Geld da. Die prekäre Haushaltslage war aber nur eines von vielen Themen, die Steinruck ansprach. Jutta Steinruck über ...

... Kinderbetreuung

In Ludwigshafen fehlen Hunderte Kita-Plätze. Ein wenig Abhilfe konnte da die Eröffnung von drei neuen Einrichtungen im Jahr 2022 schaffen. So seien Kindertagesstätten in Oppau, Oggersheim und Mitte in Betrieb gegangen - mit Platz für insgesamt 435 Kinder. Dass noch viel zu tun ist, weiß auch Steinruck. „Mir ist bewusst, dass die Wartelisten lang sind. Doch ich versichere Ihnen: Die Stadt arbeitet mit enormer Kraftanstrengung daran, den Kita-Ausbau schnell voranzutreiben und auch daran, mehr Erzieherinnen und Erzieher einzustellen“, sagt sie. Im Frühjahr eröffnet eine weitere Kita im Stadtteil Süd.

... die Zukunft der Innenstadt

Die Entwicklung der Ludwigshafener Innenstadt ist geprägt von vielen großen Projekten. „Sichtbar werden in den kommenden Monaten die Arbeiten zum Abriss des Rathausturms und Rathaus-Centers. Hier wird Platz geschaffen für den Bau der Helmut-Kohl-Allee und gleichzeitig der Grundstein gelegt für die Entwicklung eines neuen nachhaltigen Stadtquartiers“, so die OB. Umstrukturierungen seien zudem in der Walzmühle und beim ehemaligen Deutsche-Bank-Gebäude in der Ludwigstraße geplant. Beim Metropol-Projekt werde die Stadt versuchen, gemeinsam mit einem möglichen neuen Investor das Beste für den Berliner Platz und die Innenstadt zu erreichen.

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In dieser soll sich bis zum 200. Geburtstag der Stadt in 30 Jahren die Aufenthaltsqualität deutlich verbessern. Die Verwaltung arbeite derzeit an einer Innenstadt-Vision, mit der das Gesicht der City nachhaltig verwandelt werden soll.

... die Hochstraßen

Die Hochstraßenprojekte sind laut Steinruck von großer Bedeutung für die Stadt und die gesamte Region. „Der Lückenschluss der Hochstraße Süd wird jetzt konkret. Zudem hat das Land uns bescheinigt, dass wir anfangen können - auch wenn die Finanzierungsverhandlungen noch nicht abgeschlossen sind.“ Der Zeitplan sei ehrgeizig: Bis Ende 2025 soll die neue Hochstraße stehen, die Weiße Hochstraße soll bis Mitte 2025 saniert werden. Erst dann könne mit dem Abriss der Hochstraße Nord begonnen werden. Damit diese Achse befahrbar bleibt, müsse die Stadt im Interesse der gesamten Region vie Zeit und Geld investieren. „Ich möchte einmal mehr betonen: Ludwigshafen unternimmt eine gewaltige Kraftanstrengung und Verantwortung für die ganze Region und das Land - planerisch, finanziell, infrastrukturell.“

... die Finanzlage der Stadt

Ende 2022 hat die kommunale Aufsichtsbehörde Bedenken gegen den im Stadtrat eingebrachten Haushaltsentwurf der Verwaltung erhoben und weitere Sparanstrengungen gefordert. „Einen mit zahlreichen Kürzungen versehenen Haushalt werden wir Ende Januar dem Stadtrat vorlegen“, kündigt Steinruck an. „Und bis unser Haushalt genehmigt ist, heißt es sparen.“

... die Oggersheimer Bluttat

„Niemals hätte ich gedacht, was für schwierige Zeiten auf uns zukommen und was für eine grausame und unfassbare Tat unsere Stadt erschüttern würde“, sagt die OB in der Rückschau. „Heute, knapp drei Monate nach der schrecklichen Tat in Oggersheim, sind meine Gedanken immer noch bei den Familien von Sascha und Jonas und auch bei Marcel, der den Angriff überlebt hat. Für sie wird nichts mehr sein, wie es mal war.“ Der Messerangriff mit zwei Toten habe aber auch die große Solidarität in der Stadtgesellschaft offenbart.

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... Krisen und Zusammenhalt

Für Steinruck ist Zusammenhalt derzeit wichtiger denn je. Der Krieg und die Energiekrise stelle jede und jeden vor große Herausforderungen. „Die Krisen sowie die großen Transformationen dieser Zeit finden in den Städten statt. Was anderswo entschieden wird, bekommt bei uns ein Gesicht, wird ein Schicksal, wird Chance oder Herausforderung“, so Steinruck. Diese Aufgaben müsse man mit ganzer Kraft angehen. „Ich bin überzeugt: Wenn wir zusammenhalten, wenn wir mutig und ehrgeizig sind, dann wird uns gelingen, unser Ludwigshafen von morgen nachhaltig und lebenswert zu gestalten“, betont die Oberbürgermeisterin.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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