Großprojekt (mit Video)

Helmut-Kohl-Allee in Ludwigshafen: 3D-Modell gibt spektakuläre Einblicke

Wie wird Ludwigshafen nach dem Abriss der Hochstraße Nord aussehen? Einen konkreten Vorgeschmack darauf gab es am Freitag in der Rhein-Galerie, wo die geplante Stadtstraße regelrecht erlebbar wurde

Von 
Julian Eistetter
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Die virtuelle Animation ermöglicht einen Blick auf die Helmut-Kohl-Allee aus der Vogelperspektive, aber auch Detailansichten aus nächster Nähe. © Stadt Ludwigshafen

Ludwigshafen. Oliver Krebs steht mit einem Xbox-Controller in der Ludwigshafener Rhein-Galerie vor einem großen Flachbildschirm-Fernseher. Um ihn herum scharen sich immer mehr Interessierte. Denn was der Unternehmer aus Trier auf seinem Screen zeigt, ist durchaus spektakulär.

Aus dem Blickwinkel eines Vogels gleitet er über eine Szenerie hinweg, die aussieht wie aus einem etwas älteren Computerspiel. Autos und Lkw rollen über eine breite Straße mitten in der Stadt, die von großen Bäumen gesäumt ist. Fußgänger stehen an Ampeln, Radfahrer sind auf eigens für sie vorgesehenen Wegen unterwegs. Der Ort ist unschwer als Ludwigshafen zu erkennen. Mit seiner Firma, der V-KON.media GmbH, hat Krebs ein 1:1-Modell der Helmut- Kohl-Allee erstellt. Bei einem Info-Markt zu den Hochstraßen in der Rhein-Galerie bekommen Besucherinnen und Besucher am Freitag also schon einen ziemlich konkreten Eindruck davon, wie ihre Stadt nach dem Abriss der Hochstraße Nord einmal aussehen wird.

Hochstraßen in Ludwigshafen: Verantwortliche stellen sich in der Rhein-Galerie den Fragen der Bürger

Eingeladen hat zu der Veranstaltung die Stadtverwaltung. Neben Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos) stellen sich an diesem Nachmittag zahlreiche Fachplaner und Projektbeteiligte den Fragen der Bürger. Das 3D-Modell von Oliver Krebs ist bei diesen aber besonders gefragt.

Oliver Krebs (l.), Geschäftsführer der Firma V-KON.media GmbH, zeigt Interessierten sein 3D-Modell in der Rhein-Galerie Ludwigshafen. © Julian Eistetter

Zwei Monate Arbeit von vier beteiligten Mitarbeitern stecken in der Visualisierung, wie der 52-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion berichtet. Seine Firma baut seit 30 Jahren Modelle auf Grundlage der Planungs- und Ingenieurunterlagen. „Als wir angefangen haben, wurden wir ausgelacht. Heute ist das State of the Art“, betont Krebs. Heißt im Klartext: Heutzutage gibt es kaum noch ein großes Bauprojekt ohne eine solche Modellierung. Dass die Stadt Ludwigshafen damit an die Öffentlichkeit gehe und sie Interessierten präsentiere, sei jedoch durchaus vorbildlich.

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Gesprochen und geschrieben wurde tatsächlich sehr viel über die Hochstraßenprojekte in den vergangenen zehn Jahren. Einen solch konkreten Einblick, wie sich der Bereich der heutigen B 44 entwickeln wird, gab es wohl aber noch nie. Mit seinem Controller kann Krebs in seinem Echtzeit-Modell die gesamte künftige Helmut-Kohl-Allee abfliegen, vom Brückenkopf an der Kurt-Schumacher-Brücke bis hin zur Westbrücke über die Gleisanlagen am Hauptbahnhof.

Von der Vogelperspektive kann er herabsinken, Details ins Visier nehmen, in die Rolle von Autofahrern, Radfahrern oder Fußgängern schlüpfen. Das Programm ist mit echten Verkehrsdaten gefüttert, Krebs kann zwischen der verkehrsarmen Mittagszeit und der Rush-Hour am Abend wechseln.

Wie die Bauprojektgesellschaft von dem 3D-Modell der Helmut-Kohl-Allee profitiert

Dass die Visualisierung nicht nur für Außenstehende als gute Veranschaulichung dient, sondern auch den Planern selbst, bestätigt Björn Berlenbach, Geschäftsführer der Bauprojektgesellschaft Ludwigshafen, die die Großprojekte verantwortet. „Wir sind geschult, Pläne in 2D zu erfassen. Die 3D-Animation gibt uns da eine gute Unterstützung, ob wirklich alles so passt, wie wir es uns vorgestellt haben“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion.

Die Hochstraße Nord wird einer ebenerdigen Stadtstraße weichen. So soll der Brückenkopf an der Kurt-Schumacher-Brücke künftig aussehen. © Stadt Ludwigshafen

Man könne sich in einem frühen Stadium ein Bild vom Bauprojekt machen, das man sonst nur auf der Baustelle selbst erhalte. So seien durch das 3D-Modell zwei Details aufgefallen, die noch überarbeitet werden mussten: eine fehlende Fußgängerampel und eine falsche Markierung auf der Auffahrt zur Kurt-Schumacher-Brücke. „In erster Linie ist uns aber wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger eine konkrete Vorstellung erhalten.“

Immense Ausmaße: Die Helmut-Kohl-Allee in Ludwigshafen wird bis zu 35 Meter breit

Das wissen diese durchaus zu schätzen, wie sich am Freitag zeigt. „Die Animation ist schon super, da kann man sich ein richtiges Bild machen“, sagt etwa Matthias Hauptmann aus Oppau. Was das Gesamtprojekt angeht, bleibt er aber skeptisch. „Der Hemshof wird von der Innenstadt komplett abgeschnitten“, bemängelt er. Ein Ersatzbau wie bei der Hochstraße Süd wäre ihm persönlich lieber gewesen.

In etwa so könnte die neue Westbrücke über die Bahngleise im Bereich des Hauptbahnhofs aussehen. Sie ist die Verlängerung der Helmut-Kohl-Allee Richtung Autobahn 650. © Stadt Ludwigshafen

Tatsächlich ist es schon eine bemerkenswerte Schneise, die die Helmut-Kohl-Allee in die Stadt schneiden wird. An der breitesten Stelle werden die Fahrbahnen insgesamt 35 Meter in Anspruch nehmen - bei drei Spuren je Richtung mit jeweils zwei Abbiegespuren. Für Horst Dittus von der Bürgerinitiative Lebenswertes Ludwigshafen ist das völlig überdimensioniert. Auch er hat von Anfang an eine Sanierung der Hochstraße Nord befürwortet. Seiner Ansicht nach wäre die Stadt da letztlich deutlich günstiger weggekommen.

Die Hochstraße Nord wird auch Hubert Petry fehlen, für ihn hat sie immer ein „Manhattan-Flair“ versprüht. „Die Demonstration hier sieht zwar gut aus, wie es dann aber in Wirklichkeit ist, und vor allem wann, das werden wir sehen“, sagt der Ludwigshafener.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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