Baustelle

Verzögerung bei Fassaden-Rückbau des Rathaus-Centers in Ludwigshafen

Auf vieles waren die Verantwortlichen beim Start zum Rückbau des 15-stöckigen Rathaus-Centers in Ludwigshafen vorbereitet. Dennoch lief nicht alles reibungslos

Von 
Thomas Schrott
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Am Nachmittag kann das erste Teil an der Fassade des Ludwigshafener Rathaus-Centers ausgebaut werden. © Christoph Bluethner

Ludwigshafen. "In 70 Metern Höhe pfeift der Wind viel kräftiger als unten am Boden. Da wackelt das Metallelement wie ein Segel", verdeutlicht Klaus Möller das Problem am Samstag. Um 6.30 Uhr ist der Abteilungsleiter Hochbau bei der Bauprojektgesellschaft (BPG) zwar schon an der Baustelle. Windböen bremsen ihn und seine Kollegen aber stundenlang aus. 30 Bauarbeiter erhalten morgens noch einmal eine ausführliche Einweisung, müssen sich aber bis 16 Uhr gedulden, bis sie das erste, 350 Kilogramm schwere Metallelement abnehmen können.

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Nicht reibungslos verläuft der Start zum Rückbau des Rathaus-Centers in Ludwigshafen. Das 15-stöckige Gebäude, ein Wahrzeichen der Chemiestadt, soll bis Ende 2025 für 80 Millionen Euro abgerissen werden.

Fassade des Rathaus-Centers in Ludwigshafen ist Sorgenkind

"Die Fassade ist seit langem unser Sorgenkind. Sie wurde nicht so gebaut, wie nach den Plänen zu erwarten war", erläutert Möller die Situation. Bereits vor einem Jahr hatten Fachleute erörtert, wie die Metall- und Glasverkleidung des 45 Jahre alten Hochhauses am besten abgenommen werden kann. In der vergangenen Woche wurde die Demontage eines sechs Meter langen Elements mit dem eingeschalteten Fachplaner trainiert. "Dabei haben wir aber kein Metallteil in luftiger Höhe abgeschraubt, sondern ein Glaselement vor einem unteren Balkon. Da konnte nichts passieren", berichtet der Abteilungsleiter. "Bei Windgeschwindigkeiten von mehr als 40 Stundenkilometer können wir aber nicht arbeiten", nennt Möller den Grenzwert, der am Samstag häufig überschritten war.

Die Arbeiter auf dem Dach warten, bis der Wind die Rückbau-Arbeiten zulässt. © Christoph Bluethner

Weil Arbeitssicherheit beim Abbau der Fassadenteile oberstes Gebot habe, war eigens für dieses Thema noch eine externe Fachfirma beauftragt worden. Deshalb tragen alle Bauhandwerker Headsets, damit sie über etwaige  Unwägbarkeiten und Änderungen sofort informiert werden können. Zudem werden die schweren Elemente bei der Demontage auch von innen gesichert, etwa mit einer Spinne, einer Art kleiner Bagger, sowie einem Glassauger, so Möller weiter. Auf einer Arbeitsbühne an der Außenseite müssen die Handwerker sechs starke Verankerungen der Metall- und Glasteile lösen, bevor der Kran das erste Element auf den Boden hieven kann. "Es hat noch etwas geklemmt, aber nun ist ein Anfang gemacht", zeigt sich Möller am späten Nachmittag erleichtert.

Aus Sicherheitsgründen: B44 Richtung Mannheim gesperrt

Aus Sicherheitsgründen war zum Start des Rückbaus die Hochstraße Nord (B44) in Fahrtrichtung Mannheim das gesamte Wochenende über gesperrt. Folge: Lange Autokolonnen quälten sich am Samstag durch die Innenstadt. In den kommenden Monaten werde die Verkehrsader deshalb aber nicht mehr gesperrt, verspricht der Bauverantwortliche. "Wir werden einen Autokran aufstellen, der einen etwa 40 Meter langen Vorhang als Abschirmung vor die Fassade hält."

Großprojekte in Ludwigshafen

  • Das 1979 eröffnete Rathaus-Center soll bis Ende 2025 abgerissen werden. Dort waren ein Einkaufszentrum mit 70 Shops sowie Büros der Stadtverwaltung untergebracht.
  • Der Neubau der Hochstraße Süd soll Anfang 2026 fertig sein. Weil derzeit Fundamentarbeiten nahe der Rheinbrücke laufen, muss der Straßenbahnverkehr über die Adenauer-Brücke vom 25. März bis 21. Juli eingestellt werden.
  • Nach der Fertigstellung der Hochstraße Süd soll ab 2026 die marode Hochstraße Nord abgerissen und durch eine 860 Meter lange Stadtstraße ersetzt werden. Als erstes Projekt wird eine neue Brücke über die Gleise des Hauptbahnhofs errichtet. 

Insgesamt 120 Metall-Lamellen und 1750 Glaselememte müssen dort entfernt werden. "Wir hoffen, dass wir pro Stockwerk eineinhalb bis zwei Wochen brauchen", erläutert Möller den Zeitplan. Bis zum Jahresende soll die gesamte Verkleidung des Hochhauses abgetragen sein. Danach werden kleinere Bagger auf den obersten Etagen den Beton anknabbern, später sind sogenannte Longfront-Bagger auf der Straße im Einsatz.

Das sind die Gründe für den Abriss des Ludwigshafener Rathaus-Centers

Abgerissen wird das Rathaus-Center aus zwei Gründen. Eine Generalsanierung ist nach Ansicht von Experten  wirtschaftlich nicht sinnvoll. Zudem könne die neue Stadtstraße, die die Hochstraße Nord ersetzen wird, dank des Center-Abrisses leicht verschwenkt und dadurch etwa eineinhalb Jahre schneller gebaut werden. Damit fällt das dritte  Wahrzeichen der Chemiestadt binnen gut eines Jahrzehnts. Das unter Denkmalschutz stehende BASF-Hochhaus, einst das höchste Hochhaus in Deutschland, wurde ab 2013 abgerissen, weil eine Sanierung nach Angaben des Unternehmens wirtschaftlich nicht mehr vertretbar gewesen sei.

Eine architektonische Besonderheit war auch die "Tortenschachtel" am Berliner Platz. Der Rundbau sollte nach dem Willen eines Investors einem Hochhauskomplex mit Hotel, Büros und Einzelhandel weichen. Weil das Projekt aber jahrelang nicht voran kam und nun in einem Insolvenzverfahren endete, bleibt eine tiefe Baugrube direkt am zentralen Nahverkehrsknoten der Stadt als massives Ärgernis. Neue Hoffnung geben indes Gespräche des Insolvenzverwalters mit anderen Interessenten - mit einer überraschenden Wendung. Demnach ist dort der neue Standort des Ludwigshafener Rathauses denkbar.

„Daumen hoch“ von Projektleiter Klaus Möller an die Mitarbeiter auf dem Dach des Rathaus-Centers in Ludwigshafen. © Christoph Bluethner

Redaktion MM-Redakteur seit 1984, zuständig für den Bereich Ludwigshafen - mit all seinen Facetten

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