Bunker-Wasserturm

Nach Verkauf - so geht es mit dem Ludwigshafener "KulTurm" weiter

Der Bunker-Wasserturm im Hemshof ist eines der außergewöhnlichsten Gebäude der Stadt. Im Krieg bot er Schutz, heute eine grandiose Aussicht aus 50 Metern Höhe. Wir haben mit den neuen Betreibern über ihre Pläne gesprochen

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Julian Eistetter
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1940 errichtet: Erst Bunker, dann Bunkerhotel, später Wasserturm und heute eine der speziellsten Veranstaltungsorte Ludwigshafens: der „KulTurm“ in der Rollesstraße im Hemshof. © Christoph Blüthner

Ludwigshafen. In den vergangenen drei Monaten hat sich einiges getan rund um den signifikanten Turm in der Rollesstraße im Ludwigshafener Hemshof. Nach dem Verkauf des ehemaligen Bunker-Wasserturms durch den langjährigen Eigentümer und Schöpfer der speziellen Veranstaltungsstätte, Bernd Albert, haben die neuen Betreiber das außergewöhnliche Gebäude ordentlich auf Vordermann gebracht. „Wir haben viel renoviert und einiges an Geld reingesteckt“, berichtet Marco Ehringer im Gespräch mit dieser Redaktion. Gemeinsam mit seinem Bruder Felix und Freund Rony Schatz hat er den „KulTurm“ vom neuen Eigentümer angemietet, um ihn unter demselben Namen und mit leicht verändertem Konzept weiterzubetreiben.

Der Bar- und Gastronomiebereich im Innern des Turms. © Ehringer

„Der ,KulTurm’ wird eine Eventlocation bleiben“, versichert Ehringer. Interessierte können die Veranstaltungsflächen etwa für Geburtstage, Hochzeiten oder Firmenevents anmieten. Reguläre Öffnungszeiten wird es in Zukunft aber nicht mehr geben, so der neue Betreiber. Nur vereinzelt werde man vom Haus aus öffentliche Veranstaltungen anbieten, die jedem offenstehen. So etwa am kommenden Samstag, 6. August. Dann wird ab 17.30 Uhr unter dem Motto „Sunset Summervibes“ die Neueröffnung des Turms gefeiert. „Wir haben einen DJ da, es gibt Essen und Getränke. Bis 22 Uhr im Garten, danach im Club“, berichtet Ehringer, der sich und seinen Bruder als „Quereinsteiger“ in die Eventbranche bezeichnet. Der Dritte im Bunde, Rony Schatz, habe aber bereits Gastro-Erfahrungen gesammelt.

Das „KulTurm“-Projekt machen die drei Männer neben ihren eigentlichen Jobs, aber dennoch mit voller Überzeugung. „Wir waren schon länger auf der Suche nach einer geeigneten Location. Als wir dann die Ausschreibung dieser besonderen Immobilie gesehen haben, wollten wir nur noch sie“, sagt der Ludwigshafener.

Bar im Außenbereich errichtet

Bei der Übergabe sei der ehemalige Weltkriegsbunker mit Wasserspeicher-Aufsatz komplett leer gewesen. „Wir haben dann das erste Obergeschoss mit Bar und Sitzbereich renoviert, den Garten umgestaltet mit einer neuen, großen Außenbar und die Terrasse gestrichen“, berichtet Ehringer. Um die Anlage aufzuhübschen, haben die drei Betreiber selbst Hand angelegt. „Das meiste ist jetzt fertig, es fehlen nur noch ein paar Kleinigkeiten. Wir wollen beispielsweise auch noch eine Bar im Clubbereich bauen. Aber das hat keine Eile.“

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Neben dem Garten, der Terrasse und den ersten beiden Obergeschossen haben die Brüder Ehringer und Rony Schatz auch die Turmspitze angemietet. Mit ihrer Aussichtsplattform in rund 50 Metern Höhe eröffnet sie Besucherinnen und Besuchern einen Blick über die gesamte Region. Voreigentümer Albert hat regelmäßig Führungen in den obersten Teil des Turms angeboten. Die künftige Nutzung ist jedoch sehr fraglich. „Wir haben das Problem, dass wir hier keinen zweiten Notausgang haben. Das ist uns zu riskant“, sagt Ehringer.

„Sunset Summervibes“

  • Bei einer Neueröffnungsparty am Samstag, 6. August, öffnet der KulTurm erstmals seit Monaten wieder seine Türen. Los geht es um 17.30 Uhr im Gartenbereich.
  • Es gibt Getränke und Essen, für Musik sorgt DJ Maximus. Eintritt 8 Euro

Auch ohne diesen - im wahrsten Sinne des Wortes - Höhepunkt versprechen sich die neuen Betreiber viel vom „KulTurm“. „Das ist einfach ein besonderes Objekt, für das sich die Menschen interessieren“, sagt der Veranstalter. Die ersten Firmen hätten sich bereits für Events eingebucht und auch in Sachen Hochzeiten würden aktuell die ersten Anfragen kommen. „Während der Renovierung war in der Hinsicht natürlich noch nicht viel los, weil Hochzeiten ja langfristig geplant werden“, so Ehringer.

Einst Schutzraum für 1300 Bürger

Der achteckige Luftschutzbunker in der Rollesstraße ist ein Wahrzeichen des Hemshofs. Er wurde im Jahr 1942 gebaut. Einst fanden im Krieg 1300 Menschen darin Schutz. In den oberen Stockwerken sind die kleinen Räume von damals noch erhalten. Nach dem Krieg wurde der Bunker zu einem Bunkerhotel umgebaut und als solches bis in die 1970er Jahre genutzt. 1953 wurde das Bauwerk während des Hotelbetriebs aufgestockt und ein Trinkwassertank mit einem Fassungsvermögen von 2,3 Millionen Litern aufgesetzt.

Bern Albert erwarb das Gebäude im Jahr 2001 und eröffnete ihn gemeinsam mit seiner Frau Anika im Jahr 2008 als Veranstaltungsstätte. Im vergangenen Frühjahr gab er das Projekt schließlich auf. Als Gründe nannte er die mangelnde Unterstützung seitens der Stadtverwaltung und die Probleme für die Veranstaltungsbranche durch die Corona-Pandemie. Albert hatte aber noch Visionen für den Turm. So entwarf er Pläne, die eine Wohn- und Büronutzung des speziellen Gebäudes ermöglicht hätten. Eine Idee, die vom namentlich nicht bekannten neuen Investor offenbar nicht weiterverfolgt wird.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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