Ludwigshafen. Bernd Albert und seine Frau Anika haben mitten im Hemshof einen ganz besonderen Ort geschaffen. Den ehemaligen Weltkriegsbunker mit Wasserspeicher-Aufsatz in der Rollesstraße verwandelten sie in jahrelanger Fleißarbeit in den „kulTurm“, einen Treffpunkt mit Gastronomie und Konzerten, einen Ausrichtungsort für Tagungen und Hochzeiten. Damit wurde eine der außergewöhnlichsten Immobilien Ludwigshafens für die Öffentlichkeit erlebbar. Doch damit ist nun aller Voraussicht nach Schluss. Schon länger haben Bernd und Anika Albert nach Nachfolgern für die Gastronomie gesucht. In erster Linie dachten sie an Mieter. Jetzt aber haben sie sich komplett von ihrem Projekt getrennt und den „kulTurm“ verkauft, wie Bernd Albert auf Anfrage berichtet.
Das Geschäft sei bereits Anfang des Jahres über die Bühne gegangen, schreibt Albert, der aktuell in Schweden weilt, in einer umfassenden E-Mail an diese Redaktion. Bereits im Jahr 2017 habe er erstmals daran gedacht, den Bunker-Wasserturm zu verkaufen. „Hauptgründe waren im Besonderen die geringe, zähe Unterstützung der Führungsriege der Stadtverwaltung und auch Probleme, die eigentlich gesetzlich festgelegte Grundsteuerbefreiung zu bekommen“, so Albert. Im Streit um die Abgabe der Grundsteuer trafen sich der Eigentümer und die Stadt sogar vor Gericht - mit schlechtem Ausgang für den Turmherren.
Lust am Engagement verloren
„Eigentlich war es weniger eine Frage des Geldes, sondern eher die Art und Weise des Umgangs“, bedauert der Mann, der mit seiner Familie in Speyer lebt. Gerade Ludwigshafen müsse ein solches Engagement wie das seine doch mit offenen Armen begrüßen. Die fehlende Unterstützung von Denkmälern und urbaner Kultur durch die Stadt habe letztlich einen großen Anteil an der Verkaufsentscheidung gehabt.
„Die Aussage von Herrn Albert ist nicht ganz korrekt“, sagt ein Sprecher der Verwaltung auf Anfrage. So gebe es nach Paragraf 32 des Grundsteuergesetzes zwar grundsätzlich die Möglichkeit eines Erlasses für Kulturgüter, allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen. „Diese Voraussetzungen lagen bei Herrn Albert nicht vor, ein Grundsteuererlass war daher nicht möglich“, so der Sprecher. Das Verwaltungsgericht Neustadt bestätigte das.
Dennoch: Die aus seiner Sicht fehlende Unterstützung durch die Stadt hat Albert über die Jahre die Lust am Engagement geraubt - „obwohl wir mit unserem geringen Budget und ohne Zuschüsse sehr erfolgreich waren“. So sei die Unterstützung aus der Bevölkerung von Beginn an da gewesen. „Gerade bei der Nacht der Museen, im Kultursommer und beim Tag des offenen Denkmals waren die Menschen sehr begeistert. Diese Begeisterung war es, die uns über viele Jahre antrieb.“
Das Fass zum Überlaufen gebracht hätten letztlich die Corona-Auflagen, die vor allem kulturelle Betriebe und Veranstaltungsstätten mit voller Härte trafen. „Selbstständige und Künstler wurden allein gelassen. Die sogenannten Hilfen waren im Vergleich zu den gewaltigen Umsatzeinbußen nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Albert.
An wen Albert den Bunker-Wasserturm verkauft hat, darüber macht er keine Angaben. Für die Vermarktung habe er einen Makler gefunden, der auf Denkmalobjekte spezialisiert ist und „das nötige Feingefühl“ mitbringt. Etwa fünf oder sechs Interessenten wurden so bei den Alberts vorstellig. „Der Verkauf erzielte in dieser speziellen Zeit leider nicht den gewünschten Preis - und doch war es genug, um abzüglich von Kosten und Krediten neue Projekte anzugehen“, sagt der ehemalige Eigentümer über den Kaufpreis, ohne konkret zu werden. „Wir hätten sicherlich einen besseren Preis erzielen können, wenn wir länger gewartet hätten. Aber Zeit hat auch ihren Wert, und so haben wir uns entschlossen, nicht lange zu warten.“
Künftige Ausrichtung noch offen
Der Verkauf sei ohne Vorgaben an die weitere Nutzung der Immobilie erfolgt. „Eine bestimmte Ausrichtung habe ich nicht vorgegeben und auch nur das Gebäude veräußert, ohne die Voraussetzung, dass das Konzept oder der Name weitergeführt wird“, so Albert. Seine Marke „kulTurm“ würde er unter bestimmten Voraussetzungen weitergeben, dann müsste die Nutzung des Turm aber in eine ähnliche Richtung gehen wie bisher. Nach Alberts Informationen plant der neue Eigentümer auch Wohnraum in dem Bunker-Wasserturm. Deshalb habe er sich auch für ein Konzept interessiert, das Albert erarbeitet hat und das eine Wohnnutzung mit jeweils 140 Quadratmetern pro Stockwerk vorsieht. Mit der Stadt hat der neue Eigentümer bislang noch keinen Kontakt hinsichtlich eines Umbaus aufgenommen, wie eine Sprecherin mitteilt.
Auch wenn es ihm schwer gefallen ist, so konnte Albert doch mit gutem Gewissen das Feld räumen. „Für mich persönlich war der Turm vorrangig ein Kunstprojekt, ein damals ungeliebtes Bauwerk in die Zukunft zu führen und neue Nutzungsmöglichkeiten zu eröffnen. Aus meiner Sicht brauchte es jetzt jemanden, der mit neuem Elan und Perspektiven den Turm weiterentwickelt. In diesem Sinne wünsche ich dem neuen Eigentümer viel Erfolg.“
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