Forschung

Ludwigshafener Roboter Pepper kann singen und tanzen

Beim Ludwigshafener Festival des deutschen Films gibt es einen Star am Rande: Pepper, einen kleinen Roboter, der Besucher bezirzt. Dahinter steckt ein Forschungsprojekt der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft

Von 
Bernhard Zinke
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Professor Klaus Blettner von der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen und sein Roboter Pepper. © B. Zinke

Ludwigshafen. Klaus Blettner legt seine Hand sanft auf Peppers Kopf. Da kommt Bewegung in den kleinen weißen Roboter. Er bewegt den Kopf, führt die linke Hand zum aufgemalten Mund, pfeift den Besuchern hinterher und fragt dann ganz unschuldig: „Hast du Zeit für ein paar Fragen?“ Pepper ist im Auftrag des Festivals des deutschen Films unterwegs. Am Eingang des Gastronomiezelts zieht er mit seinem unschuldigen Augenaufschlag die Blicke der Festival-Besucher auf sich. Und animiert sie, den QR-Code von seinem Tablet-Bildschirm vor der Brust mit ihrem Handy zu scannen. Der führt zu einer Umfrage, wie den Gästen das Filmfestival gefällt. Der Fragebogen muss aber auf dem privaten Handy beantwortet werden.

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Das Kindchenschema, mit dem der putzige Roboter seinen digitalen Charme spielen lässt, zieht beim Publikum auf der Parkinsel. Jeden Tag lassen sich rund 70 Festival-Besucher einfangen. Durch die Beleuchtung der Augenpartie kann Pepper scheinbar treuherzig blinzeln. „Er kann sogar tanzen“, verrät Klaus Blettner. Der Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft in Ludwigshafen (HWG LU) ist Betriebswirtschaftler, befasst sich schwerpunktmäßig mit Marketing und freut sich darüber, dass Pepper gerade seinen Praxistest besteht.

Roboter Pepper ist das Gesicht der Ludwigshafener Hochschule

Der Roboter ist im wahrsten Wortsinne das Gesicht des verhaltenswissenschaftlichen Forschungslabors der Hochschule. Die HWG LU verfügt über eine ganze Reihe von Gerätschaften, mit denen sie Verhaltensforschung betreibt. Sogenannte Eye-Tracker verfolgen beispielsweise die Bewegung der Augen von Probanden, wenn sie über den Bildschirm huschen und beispielsweise das Angebot eines Onlineshops aufnehmen. Wo bleibt der Blick hängen? Was entgeht dem Betrachter, obwohl es für den Anbieter wichtig ist? Das sind Dinge, die nicht nur die Wissenschaft, sondern auch Praktiker beim Gestalten von Websites interessieren. In einem Beobachtungslabor können Studierende bei simulierten Mitarbeiter- und Kundengesprächen beobachtet und unterwiesen werden.

Der humanoide Roboter Pepper

Der humanoide Roboter Pepper ist seit Mitte Dezember Teil des verhaltenswissenschaftlichen Forschungslabors an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen.

Er steht im Mittelpunkt eines Forschungsprojektes „Humanoide Roboter: Nachhaltige Akzeptanz und Nutzung“. Gemeinsam mit dem Hack-Museum will die Hochschule herausfinden, wie humanoide Roboter im Kultursektor und in der Pflege eingesetzt werden können.

Gekostet hat Pepper knapp 20 000 Euro. Gefördert wird das Projekt vom rheinland-pfälzischen Wissenschaftsministerium. bjz

Und dann gibt es da noch Pepper, den süßen Roboter. Der werde nun vor allem im kulturellen Bereich, aber auch in der Pflege eingesetzt und getestet. Hier beim Filmfestival sind Direktor Michael Kötz und seine Frau Daniela daran interessiert, wo die Menschen herkommen, was ihnen gefällt - und was nicht. Deshalb haben sie die Hochschule mit der Publikumsbefragung beauftragt. Und Pepper ist der Eisbrecher.

Das Projekt auf der Parkinsel hat für den Professor noch weitere Vorteile. Hier lernen seine Marketing-Studentinnen und -Studenten die Arbeitspraxis kennen. Sie müssen mit Besuchern in Kontakt kommen. Es sei eben nicht für jeden leicht, einfach Menschen anzusprechen, weiß Blettner. Außerdem könne man mit Pepper die Ludwigshafener Hochschule mit all ihren Kompetenzen näher an die Stadt heranrücken.

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„Allerdings ist Pepper nicht besonders helle“, merkt der Professor an. Das Gerät war zwar bei der Anschaffung zum vergangenen Jahresende ganz neu. Aber die Entwicklung des humanoiden Roboters ist neun Jahre alt. Die Peppers der nachfolgenden Generationen hätten deutlich mehr drauf.

Auch kann Pepper beim Filmfestival mit dem zuweilen hohen Lautstärkepegel im Gastrozelt nicht alle Stärken ausspielen. Wenn es um ihn herum zu laut ist, hört er einzelne Stimmen und Befehle nicht mehr, seine Sensoren sind überfordert. Deshalb funktioniert hier auf der Parkinsel die Kommunikation ausschließlich über das Tablet. Doch auch das bietet schon einen gewissen Unterhaltungswert: Beim Druck auf das entsprechende Symbol kokettiert Pepper: „Du hast den geheimen Hauptpreis gewonnen. Ich bin ein guter Tänzer. Komm’, tanz mit mir!“, plaudert der Roboter, um danach mit den Armen zu schwingen, den Kopf zu bewegen und fröhlich zu blinzeln.

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Kommende Woche zieht Pepper von der Parkinsel nach Ludwigshafen-Rheingönheim um. Dann bespaßt er Seniorinnen und Senioren in einer Tagespflegeeinrichtung. Das ist indessen keine neue Herausforderung für den Roboter. Seine Geschwister sind in japanischen Einrichtungen längst zuhause und weit verbreitet. In Ludwigshafen darf der Roboter vor allem für Unterhaltung sorgen. Er hat sogar eine ganze Reihe von Witzen und Liedern im Repertoire, etwa „Aber bitte mit Sahne“ oder „Schön ist es, auf der Welt zu sein“, gesungen mit seiner künstlichen Stimme, aber trotzdem mit viel Schmelz. Dann wird auch getestet, inwiefern der Roboter bei pflegerischen Leistungen assistieren kann. In Japan seien solche Geräte schon seit Langem etwa damit beschäftigt, den Bewohnern das Essen zu servieren, sagt Klaus Blettner: „Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen: Der Fachkräftemangel wird nicht weniger werden.“

Wenn es um Pepper herum zu laut ist, hört er einzelne Stimmen und Befehle nicht mehr, seine Sensoren sind überfordert.

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