Großprojekt

Ludwigshafen: Fräse nagt Fundamente der alten Pilzhochstraße weg

Auf der prominentesten Baustelle der Stadt Ludwigshafen tut sich wieder was. Die Vorabeiten zum Bau der neuen Hochstraße Süd haben begonnen. Eine große Fräse nagt an alten Fundamenten der Pilzhochstraße

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Bernhard Zinke
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180 Zähne schlagen sich die Fundamente der alten Pilzhochstraße. Fünf Untergrundkonstruktionen müssen dem Neubau weichen. © Bernhard Zinke

Ludwigshafen. Genau 180 Zähne nagen mächtig an dem Fundament neben der Berliner Straße. Seit 1959 stand hier einer der 27 pilzförmigen Pfeiler, der ein Stück der Hochstraße Süd trug. Jetzt muss das Fundament weg. Es ist der neuen Brücke im Weg. Deshalb nagt ein Bagger mit dem Spezialaufsatz nun den Beton weg. Auch die dünne Stahlarmierung schafft die Fräse mit ihren Zähnen problemlos. Nur wenn massiverer Stahl auftaucht, müssen die Fachleute des Bauunterunternehmens Schleith mit noch schwererem Gerät ’ran.

Die Vorarbeiten für den Ersatzneubau der Pilzhochstraße sind vor einer Woche gestartet. Doch bevor der Neubau begonnen werden kann, müssen einige Fundamente der alten Pilzhochstraße entfernt werden. Die Brückenkonstruktion war von insgesamt 27 Pfeilern getragen worden. Nicht alle Fundamente sind dem Neubau im Weg. Aber fünf stehen nun doch genau dort, wo auch Pfeiler für die neue Brücke hinkommen sollen. Ein erstes Fundament ist schon abgetragen worden. Jetzt sind die Abbruchspezialisten an Nummer 2.

Arbeiten vergleichsweise leise

Die Fräse mit ihren 180 Zähnen arbeitet sich vergleichsweise leise durch das Betonfundament. Das sei auch sehr wichtig, betont Majed Nasser, Projektleiter für die Hochstraße Süd bei der Tiefbauabteilung der Stadt Ludwigshafen. Schließlich sollen die Anwohner so wenig wie möglich von Lärm und Staub belästigt werden.

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Eine sogenannte Kaltsprengung war zunächst als Methode vorgesehen gewesen, hatte sich aber nach Darstellung der Stadt als teurere und lautere Variante erwiesen. Ein Mitarbeiter spritzt beständig Wasser auf die Fräse, damit erst gar keine Staubwolke entstehen kann. Fast noch lauter ist der Motor des Baggers, der die Fräse am Arbeitsarm befestigt hat. Würden die Arbeiter das Fundament wegmeißeln, wäre es deutlich lauter.

Berliner Verbau

Rund drei Tage dauert es, bis der Beton an dieser Stelle dann verschwunden sein wird. Etwas komplizierter wird es wohl auf der anderen Seite der Berliner Straße am nächsten Fundament. Das steht nämlich dicht an der Straße. Deshalb hat das Abbruchunternehmen schon mal mehrere Stahlträger acht Meter tief in den Boden gerammt. Wohl kommende Woche wird sich an dieser Stelle der Bagger langsam in den Untergrund vorarbeiten.

Zwischendurch werden Holzbalken zwischen die Stahlträger eingezogen, um die Baugrube zu sichern. „Ansonsten könnte die ganze Straße in die Baugrube nachrutschen“, erklärt Manfred Mladek, der beim Unternehmen Schleith für den Bereich der Rückbauarbeiten verantwortlich zeichnet. Das dauere dann natürlich etwas länger. Berliner Verbau heißt die Konstruktion in der Fachsprache. Der Name rührt daher, dass die Technik erstmals beim Bau der Berliner U-Bahn in den 1930er Jahren eingesetzt wurde.

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Insgesamt veranschlagt das Unternehmen mit Hauptsitz im südbadischen Waldshut-Tiengen und einer Niederlassung in Mannheim rund acht bis zehn Wochen für den Abbruch der vier Fundamente. Bis dahin werden die Zähne der Fräse vermutlich vier bis fünf Mal komplett ausgetauscht worden sein.

Die Baugruben werden übrigens jeweils wieder mit dem Aushub aufgefüllt, bis später die Baufirma die neuen Fundamente setzt. Das habe mit der Sicherheit zu tun, erläutert Manfred Mladek. Schließlich wolle man nicht, dass jemand in die mehrere Meter tiefe Baugrube falle, sagt der Bereichsleiter.

Vergabeverfahren vor Abschluss

Während sich also schon wieder die ersten Baumaschinen auf dem Gelände bewegen, geht das Vergabeverfahren für den Ersatzneubau der Pilzhochstraße in die finale Phase. Nein, es sei noch keine Entscheidung für irgendein Bauunternehmen getroffen worden, erläutert der Ludwigshafener Tiefbauchef Björn Berlenbach gebetsmühlenartig. Er will auch nicht verraten, wie viele Firmen sich an der europaweiten Ausschreibung beteiligt haben. Es dürfte allerdings mehr als ein Unternehmen gewesen sein: „Wir waren zufrieden mit der Resonanz“, lässt sich Berlenbach dann doch entringen.

Voraussichtlich Mitte Juni werde die Stadt sich wohl für ein Bauunternehmen entschieden haben und den Namen dann auch verkünden können. Im Juli werden voraussichtlich die Bauarbeiten beginnen können. Jedoch werde die Firma erst die Baustelle einrichten, ihre eigene Logistik aufbauen. Vermutlich im Oktober werde sich sichtbar viel auf der Baustelle bewegen, schätzt Berlenbach. Dann werden große Maschinen Bohrpfähle für die neuen Fundamente in die Erde rammen.

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Projekt im Zeit- und Kostenplan

Die neue Brücke werde übrigens auf 40 Pfeilern stehen. Dass es etwas mehr sein werden, hängt damit zusammen, dass man im Grunde zwei parallel nebeneinander stehende Brücken bauen werde, erläutert Tiefbauchef Berlenbach. Das erleichtere die Arbeit, wenn in 50 Jahren auch an diesen Bauwerken mal größere Sanierungsarbeiten anstehen.

Majed Nasser ist froh und glücklich, dass derzeit das Projekt Ersatzbau Hochstraße Süd sowohl im Zeitplan als auch im Kostenrahmen liegt. Die Bauzeit dauert von Juli bis Ende 2025. Die neue Hochstraße werde inklusive der dann ebenfalls sanierten weißen Hochstraße Anfang 2026 für den Verkehr freigegeben. Die Stadt kalkuliert knapp 100 Millionen Euro für die 520 Meter lange Brücke.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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