Ermittlungen

Tote am Hbf Ludwigshafen: Was wollte die Frau am abgelegenen Gleis?

Keine Zeugen, keine Videos: Der Tod einer Frau am Hauptbahnhof Ludwigshafen könnte ein Rätsel bleiben. Doch es gibt einen Erklärungsansatz, weshalb sie abseits der Bahnsteige unterwegs war

Von 
Julian Eistetter
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Die schwerverletzte Frau wurde im Gleisbereich Richtung B 44 (hinterer Bildrand) gefunden. Sie starb wenig später im Krankenhaus. © Christoph Blüthner

Ludwigshafen. Eine Frau wird am Gründonnerstag mit schwersten Verletzungen im Gleisbett in der Nähe des Ludwigshafener Hauptbahnhofes gefunden, wenig später ist sie tot. Das Obduktionsergebnis lässt darauf schließen, dass die 64-Jährige von einem Zug erfasst worden sein könnte.

Wie es dazu kam und weshalb sich die Frau überhaupt in diesem eher abgelegenen Bereich aufgehalten hat, ist noch nicht geklärt. Möglicherweise wird es sich auch nicht mehr rekonstruieren lassen.

Fundort 200 bis 300 Meter hinter dem Hauptbahnhof Ludwigshafen

Denn bislang haben sich in dem Fall noch keinerlei Zeugen auf den Aufruf der Ludwigshafener Polizei gemeldet, wie eine Sprecherin des Präsidiums Rheinpfalz in Abstimmung mit der Frankenthaler Staatsanwaltschaft auf Anfrage mitteilt. Auch eine Videoüberwachung, nach der insbesondere viele Nutzerinnen und Nutzer in den Sozialen Medien gefragt hatten, gebe es in diesem Bereich nicht.

Denn der Fundort der schwer verletzten Frau liegt etwa 200 bis 300 Meter nördlich des Hauptbahnhofs in Richtung B 44, also nicht im unmittelbaren Umfeld der Bahnsteige. „In diesem Bereich gibt es lediglich sogenannte Gleis-Webcams, die für den Zugführer den toten Winkel anzeigen“, erklärt die Polizeisprecherin.

Hilfe in schwierigen Lebenssituationen

  • Kreisen Ihre Gedanken darum, sich das Leben zu nehmen? Hier finden Sie Hilfe bei der Telefonseelsorge, anonym und rund um die Uhr. Unter der kostenlosen Hotline 0800/1110111 oder 0800/1110222 erreichen Sie Berater, die Auswege aus schwierigen Lebenssituationen aufzeigen können.
  • Das muslimische Seelsorgetelefon ist rund um die Uhr unter der Telefonnummer 030/443509821 erreichbar.
  • Bundesweit gibt es eine Vielzahl von Beratungsstellen für Menschen mit Suizidgedanken. Eine Übersicht gibt die Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention

Eine Aufzeichnung oder Speicherung erfolge durch diese nicht. Auch von Lokführern, die möglicherweise in diesem Bereich unterwegs gewesen sein könnten, gebe es keinerlei Hinweise zum Ablauf des Geschehens.

Suchte die Frau Unterschlupf in verlassenen Gebäuden der Bahn?

Warum hat sich die 64-Jährige in der Nacht oder den frühen Morgenstunden des Gründonnerstags in diesem Bereich der Gleisanlagen aufgehalten? Eine mögliche Erklärung ergibt sich aus weiteren Informationen seitens der Behörden zur Identität der Frau. „Die Verstorbene hatte keinen festen Wohnsitz“, sagt die Sprecherin. Sie habe sich meist im Raum Ludwigshafen/Mannheim aufgehalten. In der Nähe des Fundortes befinden sich laut Polizei verlassene Bauten der Deutschen Bahn, die hin und wieder von Obdachlosen als Quartier genutzt würden.

Möglich also, dass auch die 64-Jährige in dieser Nacht dort untergekommen und deshalb zu Fuß in dem Bereich unterwegs war. Gesicherte Erkenntnisse dazu gibt es jedoch nicht. Auch Angehörige können kein Licht ins Dunkel bringen. Es gebe zwar einen Sohn, so die Polizeisprecherin. „Dieser hatte aber seit mehreren Jahren keinen Kontakt mehr zu seiner Mutter.“

Tote im Gleisbett in Ludwigshafen: Weitere Gutachten in Auftrag gegeben

Nach dem Obduktionsergebnis, durch das die Verletzungen mit einem Kontakt eines Schienenfahrzeugs „plausibel erklärbar“ seien, sowie aus Ermangelung an Hinweisen auf eine Fremdeinwirkung gehen die Behörden derzeit von einem Unglücksfall oder Suizid aus. Wie die Sprecherin bestätigt, sind jedoch noch weitere toxikologische Gutachten in Auftrag gegeben worden. Mit diesen soll untersucht werden, ob die Frau zum Zeitpunkt ihres Todes Alkohol oder Drogen im Blut hatte. Bis Ergebnisse vorliegen, kann es erfahrungsgemäß einige Wochen bis Monate dauern.

Wer in der Nacht auf Gründonnerstag oder in den frühen Morgenstunden Verdächtiges im Gleisbereich nahe der B 44 beobachtet hat, der kann sich unter Telefon 0621/963-27 73 an die Ermittler wenden.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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