Hohe Fördersumme - SPD, Forum und Piraten sowie Linke wollen von Kultur-Dezernentin mehr wissen, als sie sagen will

Kulturausschuss zum Ludwigshafener Blies-Festival stellt harte Fragen an Bürgermeisterin Cornelia Reifenberg

Von 
Stephan Alfter
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Auf dem Gelände hier rechts der Großen Blies sollen am Samstag 1720 Menschen zu elektronischer Musik tanzen und feiern. © Bernhard Zinke

Ludwigshafen. Viele Fragen und nur wenige wirklich erhellende Antworten stehen als Resultat hinter der weit über zwei Stunden langen Sondersitzung des Kulturausschusses zum am Samstag bevorstehenden Blies-Festival. Ein Befreiungsschlag war das jedenfalls nicht. Vor allem SPD-Fraktionssprecher David Guthier, Bernhard Wadle-Rohe (Die Linke) und Heinz Zell (Forum und Piraten) hakten scharf nach und machten aus ihrer Unzufriedenheit mit der Undurchsichtigkeit mancher Entscheidungen keinen Hehl.

Kulturdezernentin und Bürgermeisterin Cornelia Reifenberg (CDU) war am Donnerstagnachmittag in einer etwa 40-minütigen Eingangsrede stets bemüht, die Techno-Tanzveranstaltung an der Blies als kulturell hochwertigen Abschluss des Kultursommers darzustellen und damit auch die Summe zu rechtfertigen, die im Haushaltsbudget dafür vorgesehen ist: 90 000 Euro sind das. Nicht mit eingerechnet ist darin der Betrag, den die BASF zusätzlich als Spende an die Stadt gerichtet hat. Für die zwölfstündige Veranstaltung am See (12 Uhr bis 24 Uhr) plus Aftershowparty im Pfalzbau (250 Gäste) seien Ausgaben von 160 000 Euro im Haushaltsplan vorgesehen. Mit Einnahmen von 70 000 wurde geplant.

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Ihr sei es ein Anliegen, größtmögliche Transparenz zu schaffen und Irritationen aus dem Weg zu räumen, sagte Reifenberg zu Beginn ihres langen Monologs, in dem sie die Dynamik bedauerte, die das Thema in der Öffentlichkeit angenommen habe. Erneut betonte sie, dass sie sich gegen etwaige Unterstellungen und den Verdacht verwahre, ihr Sohn profitiere als ideeller Unterstützer finanziell von dem Festival. Reifenberg sagte wieder, dass das Plattenlabel „Hardworksoftdrink“, bei dem ihr Sohn Mitgesellschafter ist, ein Konto lediglich als „Durchlaufkonto“ für die Projektgruppe Blies zur Verfügung gestellt habe.

„Ausgehungertes Publikum“

In dieser Gruppe ist mit Karl Becker ein weiterer Gesellschafter von „Hardworksoftdrink“ als künstlerischer Kopf des Festivals tätig. Reifenberg sagte: Ihr sei es nach Monaten des Verzichts wichtig gewesen, einem jungen, ausgehungerten Publikum ein adäquates Kulturangebot zu machen.

Die Tatsache, dass 1500 Tickets über den Online-Verkauf in kurzer Zeit abgesetzt worden seien, bestätige sie in diesem Ansinnen. Ihr Sohn sei in den Kreisen gut vernetzt und da sei es doch normal, dass man die Expertise nutze. Das sei doch bei jedem so, wenn man sich Rat bei Freunden und Nachbarn hole. Es handle sich bei der Veranstaltung auch nicht einfach um einen Rave (Techno-Party), sondern um ein kuratiertes Gesamtkonzept, in das Gedanken aus allen Bereichen der Kunst einflössen. Wichtig seien in dieser Szene Diversität, Nachhaltigkeit und Gleichberechtigung.

Tatsächlich bleibt von dem Plan, ein interkulturelles Familienfest aus der Veranstaltung erwachsen zu lassen, zunächst wenig übrig. An etwas unter 5000 Besucher habe man anfangs gedacht. Ohnehin habe es schon lange das Vorhaben gegeben, ein elektronisches Festival nach Ludwigshafen zu holen, sagte die Kulturdezernentin. Im vergangenen Jahr habe man wegen Corona verschieben müssen. Nun dürfen lediglich 1720 Leute kommen – und was als großes Gesamtkonzept funktionieren sollte, ist nun in vielen Teilen beschnitten worden. Sechs bis sieben Mal habe man umplanen müssen, das Festival aber nicht absagen wollen.

Guthier: „Dilettantisch informiert“

Dieser Punkt interessierte die Ausschussmitglieder David Guthier und Heinz Zell sehr. Was sehen die vertraglichen Vereinbarungen vor? Reifenberg wehrte ab und sagte, dass diese Information nicht öffentlich im Ausschuss preisgegeben werden könne, weil damit „schützenswerte Interessen Dritter“ verletzt würden – etwa, wenn es um die Bekanntgabe der Honorare für die Festival-Macher gehe. Erstmals wurde aber öffentlich, dass die Kooperation nicht mit der Projektgruppe Blies unterzeichnet wurde, sondern mit „Hardworksoftdrink“, also mit dem Plattenlabel, dessen Mitgesellschafter Sohn Reifenberg ist. Die Projektgruppe Blies sei keine juristische Person, hieß es zur Begründung. Die entscheidenden Punkte habe Reifenberg nicht beantwortet, sagte Guthier. Monika Kleinschnitger (Die Grünen) merkte das nicht optimale Innenverhältnis zwischen Kulturausschuss und Verwaltung an. Eine Einladung der Projektgruppe hätte aus ihrer Sicht frühzeitig stattfinden müssen.

Guthier griff die Dezernentin schärfer an: Er frage sich, warum die Stadt Ludwigshafen auf den Plakaten nicht als Veranstalter genannt ist, sondern nur als Sponsor? Warum ist das Logo des Kultursommers nicht auf den Plakaten zu sehen? Dilettantisch nannte er das. Auf der Homepage der Veranstaltung finde Ludwigshafen lediglich im Impressum statt. Guthier sagte, dass ihn interessieren würde, wie viele Ludwigshafener diese Veranstaltung letztlich besuchen würden. Wer profitiert von diesem Event, für das die Stadt viel Geld ausgibt?

Die Bürgermeisterin schob vieles auf die Corona-Pandemie und die daraus entstandenen Kommunikationsdefizite. Personell sei man in den vergangenen Wochen an Grenzen gestoßen, weshalb man das Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit für das Festival in die Hände der Organisatoren der Projektgruppe Blies gelegt habe . . .

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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