Soziales - Initiative der Kinderhilfe findet viel Unterstützung

Kinderhilfe Ukraine Rhein-Neckar gründet Initiative für gehörlose Flüchtige aus der Ukraine

Von 
Dirk Timmermann
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Sie stellen das Projekt für gehörlose Ukrainer auf die Beine: Peter Runck (v. l.), Alex Falmann, Ingo Münster und Hagen Funk. © Dirk Timmermann

Ludwigshafen. Unter den Menschen, die aus der Ukraine in die Metropolregion gekommen sind, befinden sich auch bis zu 70 Gehörlose. Mit Handicap gestaltet sich der Start in neuer Umgebung noch einmal schwieriger. Um diesem Personenkreis zu helfen, haben mehrere Organisationen in enger Abstimmung ein Projekt initiiert. Federführend ist die Kinderhilfe Ukraine Rhein-Neckar Novograd-Volynskiy, benannt nach der zwischen Lemberg und Kiew gelegenen Kleinstadt.

„Als uns die Kinderhilfe auf die Situation dieser Menschen hinwies, waren wir gleich mit im Boot“, sagt Peter Runck, Geschäftsführer beim Internationalen Bauorden in Ludwigshafen. Der 61-Jährige hat in seiner Funktion mehrere Hundert Bauprojekte in ganz Europa organisiert. Schnell war ihm klar, dass die gehörlosen Ukrainer der Unterstützung bedürfen. Größere Gruppen hatten bereits in Mannheim, Ludwigshafen, Frankenthal und Schifferstadt Zuflucht gefunden. Speziell in der pfälzischen Ringer-Hochburg rollte eine Welle der Hilfsbereitschaft. Dazu trug die Erstunterbringung von Mitgliedern der ukrainischen Sportschule für Gehörlose im Olympiastützpunkt bei, wodurch das Thema an die Öffentlichkeit drang.

Am Paul-von-Denis-Gymnasium sammelte Direktorin Monika Kleinschnitger mit ihren Schülern in einem Spendenlauf 5 000 Euro ein. Sogar 6 000 Euro gab es vom Lions Club Schifferstadt „Goldener Hut“, der das Projekt aktiv vorantreibt.

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Die Hilfestellungen, die den Betroffenen zunächst drei Monate lang zugutekommen, unterteilt Runck in drei Kategorien: Zum einen hat man im „Social Innovation Lab“ in der Bismarckstraße einen Treffpunkt eingerichtet. Jeden Dienstag kommen zwischen 16 und 18 Uhr Gehörlose jeden Alters und jeder Nationalität zusammen. Immer mit dabei ist Alex Falmann. Der 62-Jährige aus dem nördlichen Wolgagebiet ist Gebärdendolmetscher – und einer von wenigen, die die russische, die ukrainische und auch deutsche Gebärdensprache beherrschen. „Die Sprachen sind sehr verschieden“, erklärt Ingo Münster, Präsident des Lions Club Schifferstadt. Die Geflüchteten sollten idealerweise neben der deutschen Lautsprache auch die deutsche Gebärdensprache erlernen.

Nichtbetroffene willkommen

Ein weiterer Ort der Begegnung soll Mitte Juni im Schifferstadter Gymnasium entstehen. Die zweite Säule des Hilfsprojekts umfasst die Begleitung bei Behördengängen. Ansprechpartner ist wiederum Falmann, zudem wurde im Bauorden eine halbe Stelle neu geschaffen.

Nicht zuletzt gibt es eine Reihe von Freizeitangeboten. Am 11. Juni geht es für die Geflüchteten in den Heidelberger Zoo, eine Führung durch das Wilhelm-Hack-Museum in Gebärdensprache wird noch terminiert. Die Mehrheitsbevölkerung auf die Belange gehörloser Menschen aufmerksam zu machen, ist den Organisatoren besonders wichtig. Deswegen sind in den Treffs auch Nichtbetroffene willkommen. Kontaktaufnahme über info@bauorden.de.

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