Musik

Kamele bei Videodreh von HoodBlaq mitten in Ludwigshafen: Dürfen die das?

Maskierte Männer, dicke Autos, Kameras - und zwei Kamele. Skurrile Szenen haben sich im Hemshof abgespielt. Was es damit auf sich hat und welcher prominente Berliner Rapper dabei war

Von 
Julian Eistetter
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Zwei Kamele stehen als Kulisse eines Musikvideos von Hood Blaq und Luciano im Hemshof. © Screenshot/Tiktok

Ludwigshafen. Wie sie möglichst viel Aufmerksamkeit erzeugen können, das wissen die Rapper von HoodBlaq aus dem Ludwigshafener Hemshof genau. Da wäre etwa eine Promo-Aktion mit Hunderten Fans in Karlsruhe zu nennen, die für ein Verkehrschaos sorgte. Oder eine Polizeikontrolle in Ludwigshafen, die gefilmt und mit dem Vorwurf „Polizeigewalt“ auf dem Instagram-Account mit inzwischen 224 000 Followern hochgeladen wurde.

Auch eine Durchsuchung des Studios machte Schlagzeilen, weil die Polizei vermeintliche Drogen sicherstellte, die sich später als Mehl entpuppten. Und nun kommt noch ein Videodreh hinzu, der auch nicht alltäglich ist. Denn mitten im Hemshof tauchten vor einigen Tagen zwei Kamele auf.

Videos von den Dreharbeiten im Hemshof verbreiten sich in sozialen Medien

Insbesondere auf der Plattform TikTok, aber auch bei Facebook kursieren Videos von den Dreharbeiten, die vor einem Häuserblock in der Fabrikstraße stattfanden. Dort hatte HoodBlaq auch in der Vergangenheit schon Musikvideos aufgenommen. Wie immer maskiert, rappen die Bandmitglieder in die Kamera. Mit dabei ist Szenegröße Luciano aus Berlin, mit dem HoodBlaq einen gemeinsamen Track aufnehmen. „Blaq on Blaq“ soll am Freitag, 31. Mai, veröffentlicht werden.

Im Vordergrund Mitglieder der Gruppe Hood Blaq aus Ludwigshafen mit Rapper Luciano in der Mitte, im Hintergrund eins der Kamele. © Screenshot/TikTok

Die meiste Aufmerksamkeit ziehen aber die zwei Tiere auf sich, die im Hintergrund stehen und auf denen ebenfalls maskierte Männer sitzen. Es sind zwei Kamele - Dromedare, um genau zu sein -, die dem Video wohl das besondere Etwas verleihen sollen. In den Kommentarspalten auf TikTok und Co. löst das auch kritische Reaktionen aus. Ist der Einsatz von Tieren, und dann gleich so exotischen, für Videodrehs so ohne Weiteres erlaubt?

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Das auch für die Stadt Ludwigshafen zuständige Veterinäramt des Rhein-Pfalz-Kreises teilt auf Anfrage dazu Folgendes mit: „Wer Tiere gewerblich zur Schau oder für solche Zwecke zur Verfügung stellt, benötigt nach Tierschutzrecht eine Erlaubnis. Erlaubnispflichtig ist der Tierhalter, nicht die Person, die die Tiere bucht.“ Diese Erlaubnis müsse der Halter bei der für ihn zuständigen Behörde beantragen.

Solange der Tierhalter eine Erlaubnis besitzt, ist nicht zwingend eine Anmeldung erforderlich

Eine Verpflichtung, die Tiere dann bei einem solchen Dreh wie in Ludwigshafen im Vorfeld beim Veterinäramt anzumelden, gebe es nicht zwangsläufig. Nicht jede tierschutzrechtliche Erlaubnis enthalte eine solche Verpflichtung, so eine Sprecherin. Im konkreten Fall sei das Veterinäramt jedenfalls nicht informiert worden.

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Auch Yvonne Würz, Fachreferentin für Zoo und Zirkus bei der Tierschutzorganisation Peta, erklärt, dass die „kommerzielle Verwendung“ von Tieren in dieser Form „leider erlaubt ist, sofern vom Halter eine Genehmigung für die Haltung und Zurschaustellung vorliegt“. Gleichwohl betont Würz, dass Tiere - egal ob Kamele, Affen, Tiger oder Kaninchen - an Filmsets und in Musikvideos nichts zu suchen hätten. „Die Erfahrung zeigt: Wenn Tiere für kommerzielle Zwecke wie diesen eingesetzt werden, dann stehen ihre Bedürfnisse ganz hinten an.“ Viele Menschen, laute Musik und ungewohnte Umgebung seien „der reinste Horror“ für sie.

Tierhalter stammen laut Peta häufig aus der Zirkusbranche und vermitteln "Kunden ein gutes Gewissen"

Nach Würz’ Angaben stammen die Anbieter der Tiere oftmals aus der Zirkusbranche und seien Profis darin, den Kunden ein gutes Gewissen zu verschaffen. Auch Zuschauern werde durch die Verwendung von Tieren in Musikvideos ein völlig falsches Bild vermittelt.

Die Fachreferentin der Tierschutzorganisation appelliert an alle Nutzerinnen und Nutzer, solche Videos und Bilder nicht zu "liken" sowie an die Künstler, keine Tiere als "lebende Requisiten" zu missbrauchen.

Woher die Kamele für den Dreh in Ludwigshafen stammen, bleibt vorerst unklar. Die Polizei hat die Sache aufgenommen. "Nach einer ersten Sichtung und Bewertung sind jedoch weitere Ermittlungen erforderlich, um eine mögliche Strafbarkeit zu prüfen", so ein Sprecher.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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