Hitzewelle

Moderator und Meteorologe Kachelmann: Ludwigshafen schreibe seine Bürger in den Tod

Der Moderator und Meteorologe Jörg Kachelmann kritisiert die Stadt Ludwigshafen bei Twitter für ihre Informationen über richtiges Lüften an den heißen Tagen. Aber was ist denn so gefährlich, wenn die Fenster zu sind?

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Stephan Alfter
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Unbequemer Mahner: der Meteorologe Jörg Kachelmann. © dpa

Ludwigshafen. „Auch die Stadt Ludwigshafen möchte möglichst viele alte Menschen in den Tod schreiben.“ Rumms.

Der vor allem in der Schweiz und in Deutschland prominente Moderator und Meteorologe Jörg Kachelmann hat mit diesen harschen Worten am Donnerstag über den Kurznachrichten-Dienst Twitter gegen die Informationspolitik der Stadt Ludwigshafen geschossen. Die Stadtverwaltung hatte zuvor unter der Überschrift Energiespartipp darauf hingewiesen, wie man richtig lüftet. Wörtlich twitterte die Stadt auf ihrem eigenen Kanal: „Zur Kühlung der Räume im Sommer bietet es sich an, die frische Morgenluft zu nutzen. Man muss allerdings darauf achten, das Fenster rechtzeitig wieder zu schließen.“

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Für Kachelmann, der seit Jahren gegen solcherlei Tipps wettert, war das wohl ein Ratschlag zu viel. In seiner nicht unbedingt zurückhaltenden Art brandmarkte er die Aussage als gefährlich für Senioren, denn diese könnten bei solchem Vorgehen tatsächlich sterben. Das schärfste Schwert beim Hitzetod sei nicht die Temperatur, sondern die Luftfeuchtigkeit, Sauerstoffarmut und die absolute Windstille "in den behördlich vorgeschriebenen Sargvorhöfen der Hölle“. So beschreibt Kachelmann in einem Artikel, den er bereits im Juli 2019 für den „Tagesanzeiger“ in der Schweiz geschrieben hat, die Gefahren von geschlossenen Fenstern bei großer Hitze. Auf Anfrage dieser Redaktion nach einer aktuellen Stellungnahme, sendete der 64-Jährige an seinem Geburtstag diesen Beitrag als Antwort kommentarlos per Mail. Der Tipp sei annehmbar für Wohnungen, in denen tagsüber niemand ist. Für Menschen in den Wohnungen, gerade für alte Menschen, die oft in kleineren Wohnungen lebten, seien diese Hinweise Grundlage für unermessliches, tägliches Leid und den Tod.

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Lediglich Energiespartipps

Die Stadt Ludwigshafen, die Kachelmanns Kritik auf Twitter zunächst nicht kommentierte, antwortet auf Anfrage dieser Redaktion in einer Stellungnahme. „Grundsätzlich freuen wir uns immer über sachliche Kritik und nehmen diese auch an. Unter diesem Aspekt werden wir die Inhalte nochmals auf Aspekte überprüfen, die vielleicht missverständlich sein könnten.“

Einschränkend formuliert eine Sprecherin aber: „Die Tipps, die die Stadtverwaltung derzeit veröffentlicht, drehen sich angesichts der aktuellen Lage darum, wie Menschen sinnvoll Energie sparen können. In diesem Sinn ist auch der angesprochen Post zu verstehen, der auf Twitter naturgemäß nur gekürzt erscheinen kann.“ Verlinkt ist dort eine ausführlicher Version.

Selbstverständlich seien die Tipps keine Handlungsanweisungen, sondern Empfehlungen, die natürlich nach den persönlichen Gegebenheiten angepasst werden müssten. Zudem verweist die Stadt auf ihre Homepage. Dort gebe es Tipps, wie man sich gut gegen Hitze schützen kann. Aktuell sei dies angesichts der anstehenden Hitzewelle wieder für kommende Woche geplant. Ob sich Jörg Kachelmann auch dazu äußern wird?

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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