Ludwigshafen. Am Ende der digitalen Diskussionsrunde zum Hochstraßenkomplex stellt die Oberbürgermeisterin fest: „Ja, es kostet viel Geld. Aber es kostet noch mehr Geld, wenn wir Arbeitsplätze und Wirtschaftsunternehmen verlieren.“ Einmal mehr stehen die beiden für die ganze Metropolregion bedeutenden Durchgangsstraßen im Mittelpunkt des Interesses. Die Stadt Ludwigshafen hat zum Online-Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern eingeladen. Die Fragen beantworten die Experten der Verwaltung, von Baudezernent Alexander Thewalt bis hin zu Majed Nasser, dem Projektleiter für die Hochstraße Süd, bei der gerade die Baustelle eingerichtet wird. Die Themen drehen sich unter anderem um die Dimensionierung der neuen Stadtstraße, die Finanzierung, Zeitpläne, den Radweg unter der Hochstraße sowie die Parksituation während und nach der Bauzeit.
Ist die Dimension der neuen Stadtstraße nicht zu groß angesichts der beabsichtigten Verkehrswende?
Nachdem der Ludwigshafener Stadtrat den Startschuss für die neue Westbrücke gegeben hat, ist die Hochstraße Nord wieder stärker in den Fokus des Interesses gerückt. Auch bei der Online-Sprechstunde der Stadt werden Bedenken laut, ob die neue Stadtstraße nicht zu groß dimensioniert wird, wenn doch im Zuge der Verkehrswende der Individualverkehr schrumpfen soll. „Wir arbeiten das ab, wozu uns der Stadtrat beauftragt hat“, betont Baudezernent Alexander Thewalt die Notwendigkeit. Es gebe relativ einstimmige Stadtratsbeschlüsse, eine intensive Bürgerbeteiligung. Außerdem würden Planungsänderungen zum kompletten Verlust der Fördergelder für den Hochstraßenkomplex führen, die Bundesverkehsminister Volker Wissing erst vor drei Wochen verbindlich zugesagt hat.
Die Entscheidung sei demokratisch legitimiert, sagt Thewalt. Außerdem fordere der Bund als Fördermittelgeber, dass die Leistungsfähigkeit der Hochstraße auch als Stadtstraße unbedingt erhalten bleiben müsse. Schließlich gehe es in einer Stadt wie Ludwigshafen auch darum, Rettungswege zu sichern. Und nicht zuletzt prognostizierten nahezu alle Experten, dass der Verkehr auf Deutschlands Straßen in Zukunft eher zu- als abnehmen werde - trotz aller Verkehrswende-Bemühungen. Das gelte insbesondere für Ludwigshafen, das ja eine neue City West direkt an der Helmut-Kohl-Allee entstehen lassen will.
Übernehmen Bund und Land anteilig eventuelle Steigerungen der Kosten für den Hochstraßenbau?
Bund und Land haben ihre Finanzierungszusage auf Grundlage der Planungen gegeben, die die Stadt Ludwigshafen eingereicht hat. Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck hat jedoch auch die Zusage, dass Bund und Land ihren Anteil an den Mehrkosten tragen, die sachlich gerechtfertigt und begründet sind. Dies sei in den Verhandlungen so vereinbart worden, sagt sie. Land und Bund können und dürfen der Stadt keine Blankovollmacht bei der Kostenzusage erteilen. Sonst wäre es gar nicht möglich, einen verlässlichen Bundes- oder Landeshaushalt aufzustellen, erläutert Steinruck. Warum laut der jüngsten Förderzusage 30 Millionen Euro weniger nach Ludwigshafen fließen als erhofft, muss die Bauverwaltung noch prüfen. Noch sei der schriftliche Bescheid nicht eingetroffen. Aber Tiefbauamtsleiter Björn Berlenbach hat schon erste Erkenntnisse. Auch wenn sich 30 Millionen Euro erst einmal viel anhörten: „Es wurde sehr fair mit uns umgegangen“, sagt er.
Wie sieht es mit den Parkplätzen unter der Hochstraße Süd aus?
Der komplette Platz unter dem Brückensystem wird in der Bauphase gebraucht, sagt Projektleiter Majed Nasser, unter anderem auch als Abstellplatz für Material und Maschinen. Da ab Oktober 2023 bis Ende 2025 auch die weiße Hochstraße saniert wird, fallen die Parkflächen zwischen Berliner Straße und Heinigstraße unter der Brücke weg. Betroffen sind auch Anwohner-Parkplätze. Zum Ausgleich werden 50 Ersatzparkplätze entlang der Heinigstraße eingerichtet. Nach der Fertigstellung der Hochstraße werde es allerdings weniger Parkplätze dort geben, sagt Baudezernent Thewalt. Man habe die Situation aber eingehend analysiert und eine Bestandsaufnahme zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten erstellt. Die kostenpflichtigen Parkplätze seien beispielsweise nie voll besetzt gewesen. Es werde jedoch Stellflächen parallel zum neuen Radweg geben, der ebenfalls unter der Hochstraße Süd entlang führen soll.
Was passiert mit dem Radschnellweg, der unter der Hochstraße Süd geplant war?
Der Radweg war im Zusammenhang mit dem nicht genehmigten Haushalt zurückgestellt worden. Das hatte die Stadt Mitte Dezember verkündet. Verabschiedet hat sie sich jedoch noch nicht von den Plänen. Der rund vier Meter breite Weg soll Teil einer Pendlerradroute sein, die die ganze Region verbindet und hier konkret von Speyer/Schifferstadt über die Adenauerbrücke nach Mannheim führt. Hierfür müsse man jedoch andere Fördertöpfe anzapfen als bei den Hochstraßen, so Thewalt. Der Radweg könne frühestens Ende 2025, eher Anfang 2026 gebaut werden, wenn die Hochstraße Süd fertiggestellt sei. Voraussetzung seien natürlich Beschlüsse des Stadtrats und Förderungen von Bund und Land. Thewalt: „Das ist in der Abstimmung.“
Wie sieht der Zeitplan bei beiden Straßen aus?
Ab Herbst wird’s laut an der Baustelle Hochstraße Süd, wenn die Bohrpfählungen für die Fundamente beginnen. Gebaut wird zuerst hinter dem Faktorhaus und dann weiter hin zur weißen Hochstraße. Diese wird zeitgleich zwischen Oktober und Herbst 2025 saniert. Verkehrsfreigabe ist für Anfang 2026 geplant. Die Helmut-Kohl-Allee soll voraussichtlich im Jahr 2032 fertiggestellt sein.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ludwigshafen_artikel,-ludwigshafen-hochstrasse-ludwigshafen-ploetzlich-steht-helmut-kohl-allee-wieder-im-fokus-_arid,2112717.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/orte/ludwigshafen_artikel,-ludwigshafen-hochstrassen-ludwigshafen-was-die-foerderzusage-fuer-wirtschaft-und-region-bedeutet-_arid,2105316.html