Festival des deutschen Films

Große Themen prägen Konkurrenz um den Hauptpreis beim Filmfestival in Ludwigshafen

Es sind sehr unterschiedliche Filme, die in Ludwigshafen um den Filmkunstpreis des Festivals auf der Parkinsel konkurrieren. Vor allem unterscheidet sich "Führer und Verführer" von den anderen

Von 
Thomas Groß
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Robert Stadlober hält als Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels im Film „Führer und Verführer“ eine Rede. © Zeitsprung Pictures

Ludwigshafen. Dass auf dem Festival ein Beitrag gezeigt wird, der kurz zuvor erst im Kino angelaufen ist, kommt vor. Für Kinobetreiber dürfte das keine reine Freude sein, aber die Wertschätzung des Films wird so gewiss bestätigt – besonders dann, wenn er wie „Führer und Verführer“ von Joachim A. Lang im Wettbewerb um den renommierten Filmkunstpreis läuft.

Ihn hier wieder oder erstmals zu sehen, ist gewiss kein Schaden, schon wegen der Brisanz des Themas, das der Filmemacher auch mit Blick auf aktuelle Entwicklungen aufgreift: Er zeigt, wie Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels die Wege dafür ebnete, dass die mörderischen Pläne des Diktators von der Bevölkerung akzeptiert wurden – und dass Teile von ihr gar noch jubelten, als der bereits verlorene Krieg mit noch größerer Entschlossenheit fortgeführt werden sollte.

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Natürlich ist dieser Film im Festivalwettbewerb ein Solitär. Er ist es seiner Wirkungsabsicht, seines Ernstes und auch seiner Form und Gestaltung wegen: „Führer und Verführer“ ist ein Dokudrama, wie man es vom Fernsehen her kennt. Dokumentarisches Material und Zeitzeugenberichte werden ergänzt durch Spielfilmszenen, die sich weitgehend an die historische Wahrheit halten. Den Zielen der Produktion ordnen sich auch die Darsteller unter, die hier vor eine etwas andere Herausforderung gestellt sind.

Der Gestaltungsraum fällt enger aus, und über Robert Stadlober als Goebbels, Franziska Weisz in der Rolle seiner Frau Magda sowie Fritz Karl, der Adolf Hitler verkörpert, lässt sich zumindest lobend sagen, dass sie glaubwürdig agieren. Man spürt Magdas Verletztheit, Goebbels’ Ehrgeiz und Selbstsucht sowie Hitlers Kälte – und bei allen die kaum zu glaubende ideologische Verblendung und Verbissenheit. Zu anderen Politikern sagt Goebbels wissend: „Gute Laune ist kriegswichtig“ – und er ist stolz wie Oskar, wenn Hitler anerkennend über ihn sagt: „Mein Hexenmeister hat wieder gezaubert.“

Der Film lässt schaudern und an eine dubiose Äußerung denken

Schaudern lässt einen das oft und kopfschüttelnd daran denken, dass ein AfD-Politiker meinte, der Nationalsozialismus sei nur ein Vogelschiss in einer langen ruhmreichen Geschichte gewesen. Wie und was er wirklich war, lässt sich hier noch einmal nachempfinden.

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Dass ein weiterer Wettbewerbsfilm völlig anders sei, lässt sich von allen sagen, die mit Langs Film um den Preis konkurrieren. „Klandestin“ von Angelina Maccarone setzt immerhin ebenso politische Akzente und ist auch hochkarätig besetzt: In zwei Hauptrollen überzeugen Barbara Sukowa und Lambert Wilson. Sie ist die Europapolitikerin Mathilda, die vorübergehend einen illegal eingereisten jungen Mann beherbergt, zu dem ihr guter Freund Richard (Wilson) eine besondere Beziehung unterhält. Der junge Marokkaner Malik hatte sich in Richards Transporter hinter Bildern versteckt und bringt so erst Richard und dann Mathilda in Gewissenskonflikte. Und in Deutschland hat er dann Kontakt mit Landsleuten, die einen Anschlag planen.

Die als Ensemblefilm in vier Kapiteln erzählte Produktion entwickelt sich zu einem Thriller, in dem außer den erwähnten Personen auch Mathildas Mitarbeiterin Amina eine wichtige Rolle zukommt. Wie Dinge unbarmherzig ihren Lauf nehmen können, der so gar nicht im Sinne der Beteiligten ist, das wird einem hier eindringlich und wirklichkeitsnah vor Augen geführt.

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

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