Kultur

Sonniger Start und Geburtstagsstimmung: 20 Jahre Festival des deutschen Films in Ludwigshafen

Auf der Ludwigshafener Parkinsel hat das Festival des deutschen Films begonnen. Festivaldirektor Michael Kötz fordert in seiner Eröffnungsrede auch eine neue Begeisterung in Zeiten des politischen Umbruchs

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Bernhard Zinke
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Es gibt wieder Open Air-Kino auf der Parkinsel. © Bernhard Zinke

Ludwigshafen. Am meisten freue er sich „auf die Menschen, die einen anstrahlen“, sagt Michael Kötz am Rande des Eröffnungsabends. Da hat der Festivaldirektor schon direkt zum Start sehr viel Grund zur Freude. Viele Hunderte strömen am Mittwochabend schon früh und bestens gelaunt auf die Parkinsel, um den Auftakt zu genießen, den Eröffnungsfilm „Familie is nich“ anzuschauen oder einfach nur das unvergleichliche Ambiente entlang der Uferpromenade zu genießen. Es ist ein entspannter, ein sonniger Start ins Festival des deutschen Films. Und es herrscht zudem Geburtstagsstimmung in Ludwigshafen. Schließlich feiert das Event seinen 20. Geburtstag.

Viele Hundert Gäste strömen schon zum Eröffnungsabend auf die Uferpromenade. © Bernhard Zinke

Dabei hätte er im Jahr 2005 nicht einmal gewagt zu hoffen, dass das Filmfestival überhaupt zehn Jahre überlebe, sagt Kötz. Aber es war ein günstiger Moment damals in der Gründerzeit der Metropolregion Rhein-Neckar, als eine kulturelle Veranstaltung gesucht wurde, die nach außen strahlen solle wie ein Leuchtturm und zugleich nach innen wirken könne wie ein Magnet für die kulturinteressierten Menschen. Kötz hatte ganz offensichtlich genau das richtige Konzept dafür. Dabei hätten sie ihm bei der Berlinale den Vogel gezeigt, als er von den Plänen erzählte, ausgerechnet in Ludwigshafen ein Filmfestival schaffen zu wollen.

„Ein Höhepunkt des Zusammenlebens in der Region“

Heute ist es nach der Berlinale das meistbesuchte Filmfestival Deutschlands. Kamen noch 7000 Besucher im ersten Jahr, sind es heute bis zu 120 000 Filmfans, die gut zweieinhalb Wochen lang auf die Parkinsel pilgern. Dabei hat die Veranstaltung auch Krisen wie zuletzt die Corona-Pandemie überstanden. „In diesen Jahren haben wir mehr denn je erlebt, wie großartig unsere Förderer und Sponsoren uns die Treue hielten und wie sehr es die Menschen tun, für die dieses Festival ein lebendiger Treffpunkt, ein Höhepunkt des Zusammenlebens der Region ist“, betont Kötz in seiner Rede zur Eröffnung.

Im Kinozelt gibt's die Eröffnung und den Premierenfilm "Familie is nich". © Bernhard Zinke

Auch Katja Scharpwinkel, Vorstandsmitglied der BASF, attestiert: „Das Festival hat in seinen 20 Jahren eine große Resilienz bewiesen.“ Die BASF gab damals die finanzielle Initialzündung und ist bis heute wichtigster Sponsorpartner. Kötz dürfte auch diesen Satz von Katja Scharpwinkels sehr gerne gehört haben: „Wir freuen uns, das Festival weiter unterstützen zu können“.

Mittlerweile hat auch das Land Rheinland-Pfalz eine Menge übrig für das Festival. Seit dem vergangenen Jahr überweist die Landeskasse 150 000 Euro als Förderung aufs Konto. „Dieses Festival ist uns sehr viel wert“, betont der neue Ministerpräsident Alexander Schweitzer. Als Pfälzer aus Leidenschaft ist der Zwei-Meter Mann ohnehin Stammgast hier am Rhein und flachst gut gelaunt: „Ich wäre sowieso gekommen, ob als Ministerpräsident oder als normaler Besucher. Ich war schon Fan des Festivals, bevor sich meine Visitenkarte verändert hat.“ Das Filmfestival sei groß geworden, aber bescheiden geblieben, lobt er. „Wer hätte gedacht, dass das schönste Filmfestival Deutschlands ausgerechnet in Ludwigshafen stattfindet?“

Die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck sekundiert in ihren guten Wünschen zum 20. Geburtstag: „Wir sind stolz darauf, dass das Filmfestival der Stadt den Glanz verleiht, den sie verdient,“ sagt sie unter dem Applaus des Premierenpublikums.

Die Premierengäste und Hauptdarstellerinnen des Films (v.l.); Luise Landau und Meret Becker neben Barbara Schweitzer, Frau des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten. © Bernhard Zinke

In seiner Rede zur Eröffnung zeigt sich Kötz diesmal geradezu als politischer Visionär, der einen gesunden Optimismus beim Blick in die Zukunft anmahnt. Genau wie er sich für das Filmfestival ein Wachstum in Form einer intensiven Auseinandersetzung mit den Filmen wünscht („Wir möchten, dass unsere Filme zu einem Erlebnis werden, dass mit großer Leidenschaft über sie diskutiert wird“), so sehr fordert er auch eine neue Begeisterung in Zeiten des politischen Umbruchs.

In seiner Hoffnung beflügelt durch den plötzlich gewandelten US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf mahnt er: „Die Politik muss wieder Gefühl zeigen, muss ganz schnell wieder weg davon kommen, nur noch ein Management der Probleme zu sein. Sie muss runter vom hohen Ross des Besserwissens, das sich so gnadenlos erhaben fühlt über all jene, die etwas nicht richtig zu Ende gedacht hätten“, formuliert Kötz.

Aufbruchstimmung so wie bei Kamala Harris

Er sehe eine neue Klasse von Politikern am Horizont auftauchen, die die neuen Wahrheiten ausspreche, „überzeugend, authentisch, schonungslos und ohne Schummeln und Kleinreden“. Diese Politiker würden, so Kötz’ Vision, die notwendigen Veränderungen aber mit neuen Horizonten positiv besetzen und somit ganz schnell für eine euphorische Aufbruchsstimmung sorgen können – „so wie Kamala Harris gegen Donald Trump, nur ein bisschen europäischer.“ Und vielleicht benutze diese neue Bewegung dafür ein bekanntes, berüchtigtes, aber eben auch wunderbares Wort dafür, nämlich „Wir schaffen das!“ Politik funktioniere nur gut mit Gefühl, eben genau wie der Film. „Wir wollen Ihnen ans Herz gehen. Darunter machen wir es nicht“, postuliert Kötz.

Ein Auftakt mit Prominenz (v.l.): Festivaldirektor Michael Kötz, Barbara Schweitzer, Ministerpräsident Alexander Schweitzer und Daniela Kötz. © Bernhard Zinke

Für dieses flammende, leidenschaftliche Plädoyer erntet der Festivaldirektor begeisterten Applaus, zuerst von der Hauptdarstellerin des Eröffnungsfilms, Meret Becker. Die Schauspielerin springt sofort auf und kann ihre Begeisterung kaum in Worte fassen. „Ich bin so gerührt von der Rede“, schwärmt sie. Insofern hat Michael Kötz schon am ersten Abend allen Grund zu großer Freude. Im Kinozelt schaut er auf Hunderte begeisterter Menschen, die ihn anstrahlen. Alles richtig gemacht.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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