Chemie

Forschung für BASF so wichtig wie nie

Bei BASF läuft ein großes Sparprogramm, doch der Bereich Forschung und Entwicklung hat gute Karten für weitere Milliarden-Investitionen

Von 
Bettina Eschbacher
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In der weißen Biotechnologie nutzt BASF Mikroorganismen und Enzyme zur Herstellung von Produkten. © BASF

Ludwigshafen. Ein Loblied auf Innovationen und Forschung singen Manager ja immer gerne. Aber in diesen Zeiten geht es bei neuen Entwicklungen nicht nur um zusätzliche Profite durch Produkte, die frisch auf den Markt kommen. Für die Chemieindustrie sind Innovationen geradezu überlebenswichtig.

„Wir befinden uns auf rauer See“, sagt Melanie Maas-Brunner, im BASF-Vorstand verantwortlich für Forschung und Entwicklung bei einer digitalen Pressekonferenz am Donnerstag. Und um auf Kurs zu bleiben, sprich Energiekrise und Klimaschutz zu meistern, brauche die Branche viele Innovationen und bisher nicht bekannte Technologien.

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„Energieintensive Unternehmen wie das unsere müssen ihre Energieversorgung neu ordnen und sich stark steigenden Energiepreisen stellen.“ Gleichzeitig hätten Regierungen weltweit sowie die EU mit ihrem Green Deal ehrgeizige Klimaziele beschlossen. Auch der Ludwigshafener Chemiekonzern will seine globalen CO2-Emissionen bis 2030 um 25 Prozent (im Vergleich zu 2018) reduzieren, bis 2050 lautet das Ziel Netto-Null-Emissionen.

„Sind nicht so verrückt“

Das will man vor allem mit erneuerbaren Energiequellen erreichen. Aber: „Viele der Technologien, die zukünftig eine klimaneutrale Gesellschaft ermöglichen werden, sind heute noch nicht erfunden“, sagt Maas-Brunner. Deshalb dürfte der Forschungsbereich der BASF, indem weltweit 10 000 Mitarbeitende beschäftigt sind, auch von dem großen Sparprogramm nicht allzu sehr betroffen sein.

Der Chemiekonzern hatte angekündigt, dass er jährlich 500 Millionen Euro einsparen will - vor allem in Europa und Deutschland mit dem Stammwerk Ludwigshafen. „Wir sind nicht so verrückt, dass wir unsere innovative Kraft schwächen“, so Maas-Brunner. Zudem habe der Bereich gerade eine neue effizientere Organisation bekommen, die näher am Kunden sei. Man werde möglicherweise Schwerpunkte und Prioritäten neu justieren, aber zum Beispiel auch mehr Geld für die Digitalisierung ausgeben.

2,2 Milliarden Euro hat BASF in Forschung und Entwicklung (F+E) 2021 investiert. Die Größenordnung werde auch für 2022 und 2023 ähnlich hoch sein, so Maas-Brunner. Sie stellte auch klar: „Ludwigshafen ist das Herzstück unseres F+E-Komplexes.“ Aber auch die Forschungsnetzwerke in der Region Asien-Pazifik oder in den USA müssten ausgebaut werden.

Mit neuen, in den eigenen Laboren entwickelten Produkten hat BASF in den vergangenen Jahren einen Umsatz von mehr als elf Milliarden Euro erzielt. Dabei liegt der Fokus laut Maas-Brunner eindeutig auf Nachhaltigkeit. Schon 2021 sei es bei fast die Hälfte der Patentanmeldungen von BASF um nachhaltige Innovationen gegangen.

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Vorbilder Bier und Käse

Und der Anteil soll weiter steigen. Dabei setzt das Unternehmen verstärkt auf weiße Biotechnologie. „Das sind Werkzeuge aus der Natur, Menschen nutzen dies schon seit langer Zeit“, erklärt Doreen Schachtschabel, die diesen Forschungsbereich bei BASF leitet. Sie nennt Bier, Käse oder Brot als Beispiele für den Einsatz von Mikroorganismen. Das können Bakterien oder Pilze sein, die organische Materialien durch Fermentation in ganz unterschiedliche Endprodukte umwandeln.

Weiße Biotechnologie sei mittlerweile eine der Schlüsseltechnologien für BASF, schwärmt die Forscherin. Sie helfe, effizient und flexibel zu produzieren und dabei die Ressourcen zu schonen. Mit dieser Technologie stellt der Konzern zum Beispiel Vitamine, Aroma- und Duftstoffe, Enzyme für Waschmittel oder Pflanzenschutzmittel her.

Bei der Forschungskonferenz stellte BASF auch Projekte vor, bei denen Bakterien und Pilze genutzt werden, um biologisch abbaubare Produkte zu entwickeln. Ein Beispiel dafür ist eine spezielle Mulchfolie, die dem Landwirt helfen soll, höhere Erträge zu erzielen. Nach der Ernte könne die Folie einfach untergepflügt werden, da sie im Boden von den Mikroorganismen abgebaut werde.

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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