Kurznachrichtendienst

Chaos bei Twitter: Das sagen Firmen aus der Region Rhein-Neckar

Nur wenige Tage hat Elon Musk gebraucht, um Twitter ins Chaos zu stürzen. Vor allem die Entlassung tausender Mitarbeiter via Mail sorgt für Empörung. Auch in der Region wird Musks Manöver genau beobachtet

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Alexander Jungert
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Das Logo von Twitter an einem Firmengebäude in San Francisco. © dpa

Rhein-Neckar/San Francisco. Als Nutzer von Twitter ist Elon Musk sehr geschickt. Als Besitzer hat er nur wenige Tage gebraucht, um den Dienst ins Chaos zu stürzen. Die Erlöse brechen ein, weil große Werbekunden ihre Anzeigen aussetzen. Zudem hat Musk einen massiven Stellenabbau auf den Weg gebracht. Tausende Beschäftigte sind über Nacht entlassen worden - per E-Mail. Einige berichten, aus der Ferne von ihrem Laptop ausgeloggt worden zu sein.

Was gerade bei Twitter passiert, wird auch in der Region aufmerksam beobachtet. Cawa Younosi, Personalchef von SAP Deutschland, ist empört, wie mit der Belegschaft umgegangen wird. Wie sehr, zeigt ein Eintrag auf dem Netzwerk LinkedIn: „Mitarbeitende aus den Büros aussperren, um sie im wahrsten Sinne des Wortes ’rauszuschmeißen’! Nicht, weil die Firma vor der Pleite stünde. Nicht, weil der Eigentümer mittellos wäre. Sondern, weil den Handelnden sämtliche Empathie fürs Leben anderer Menschen abgeht.“ Zahlreiche Unternehmen nutzen Twitter für ihre Social-Media-Aktivitäten. Auch hier ist man alarmiert. „Wir beobachten die Entwicklung nach der Übernahme durch Elon Musk. Sollten sich Funktionalitäten, Algorithmen oder Tonalität auf der Plattform ändern, werden wir die Nutzung von Twitter als Kommunikationskanal neu bewerten“, teilt ein Sprecher von Heidelberg Materials (ehemals HeidelbergCement) mit.

Kündigung per Mail tabu

Ähnlich äußert sich eine Sprecherin des Ludwigshafener Chemiekonzerns BASF. Man habe Twitter im Blick, vor allem, was den Umgang mit „Hass, Hetze und Fake News“ auf der Plattform angehe. Gleichzeitig hebt sie hervor: „Twitter wird von uns als Social-Media-Kanal genutzt, hat für uns aber eine geringere Bedeutung als beispielsweise LinkedIn, Instagram oder Facebook.“

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Was die Kündigung tausender Mitarbeiter betrifft, schien Twitter am Montag unterdessen leicht zurückzurudern. Nach Informationen der Agentur Bloomberg soll das Unternehmen einige der entlassenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebeten haben, doch zu bleiben. Einigen sei fälschlicherweise gekündigt worden. Andere seien entlassen worden, bevor das Management erkannt habe, wie wichtig sie durch ihre Erfahrung für die Plattform sein könnten, berichtete Bloomberg mit Verweis auf Insider.

Tausende Beschäftigte einfach per Mail rauswerfen - zumindest in Deutschland wäre das rein arbeitsrechtlich gar nicht möglich. „Eine Kündigung per Mail ist bei uns ausgeschlossen, und zwar für beide Seiten: für den Arbeitgeber und für den Beschäftigten“, erklärt Prof. Dr. Martin Jungraithmayr, Fachanwalt für Arbeitsrecht in Mannheim. Eine Kündigung müsse immer durch ein Originalschriftstück erfolgen und zudem persönlich unterschrieben sein. Insgesamt sei es in Deutschland deutlich schwieriger, Beschäftigte zu entlassen als in den USA. „Da gibt es viele Formalia zu beachten“, so Jungraithmayr. So müsse ein Arbeitgeber, der eine größere Anzahl an Kündigungen innerhalb eines Monats aussprechen wolle, ab einem bestimmten Schwellenwert eine Massenentlassungsanzeige bei der Agentur für Arbeit stellen.

„Wenn es einen Betriebsrat im Unternehmen gibt, muss der außerdem zu jeder einzelnen Kündigung eine Woche vorher angehört werden“, so der Mannheimer Arbeitsrechtler. Bestimmte Beschäftigungsgruppen wie Schwangere, Auszubildende oder Beschäftigte in Elternzeit genießen in Deutschland außerdem besonderen Kündigungsschutz. „Grundsätzlich muss der Arbeitgeber zudem die Kündigungsfrist beachten“, so Jungraithmayr. Gebe es im Arbeits- oder Tarifvertrag dazu keine Regelung, greife die gesetzliche Kündigungsfrist von mindestens vier Wochen.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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