Ludwigshafen.. München dient den Verantwortlichen in Ludwigshafen als warnendes Beispiel: In der bayerischen Landeshauptstadt war am Mittwoch bei Bauarbeiten am Hauptbahnhof eine 250-Kilogramm-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg explodiert. Vier Personen wurden verletzt, es brach ein Bahn-Chaos aus. An diesem Freitag wird in Ludwigshafen im Bereich der Eberthalle ein doppelt so großer amerikanischer Blindgänger entschärft. „Der Vorfall in München hat allen nochmal bewusst gemacht, wie umsichtig man vorgehen muss“, sagte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. „Sicherheit steht an allererster Stelle.“
Aus diesem Grund sei auch eine weiträumige Evakuierung um den Fundort in einem Grünstreifen neben der Friesenheimer Veranstaltungshalle erforderlich. Ein Radius von 500 Metern wird um die Bombe gezogen und abgesperrt. Rund 3400 Menschen müssen ihre Wohnungen verlassen. „Wir wissen, wie ärgerlich das für die Anwohner und Gewerbetreibenden ist“, so die Rathauschefin. „Wir haben hier in Ludwigshafen schon viele Entschärfungen erfolgreich hinter uns gebracht, aber es ist immer ein gewisses Risiko vorhanden“, warnte sie.
„Aus diesem Grund appelliere ich an alle betroffenen Menschen, das Gebiet bis 9 Uhr zu räumen. Das ist unbedingt notwendig“, betonte die Oberbürgermeisterin. Für die von der Evakuierung betroffenen Bürgerinnen und Bürger werde eine Ausweichstätte im Pfalzbau in der Innenstadt eingerichtet, wo diese während der Aktion unterkommen können. Wer mobilitätseingeschränkt ist, wird von Helfern abgeholt.
Eine solche Räumungsaktion bringe unter Corona-Bedingungen Herausforderungen mit sich, wie Stefan Bruck, Chef der Ludwigshafener Berufsfeuerwehr, berichtete. So werde jede Person, die im Pfalzbau unterkommen will, im Vorfeld auf das Coronavirus getestet. „Die Menschen sollen dort in Sicherheit sein, das gilt auch in Hinblick auf die Pandemie“, sagte Steinruck. „Das darf kein Spreader-Event werden.“
Ganze Etage angemietet
Eine logistische Herausforderung ist insbesondere die Unterbringung von Menschen, die sich in angeordneter Corona-Absonderung befinden. „Für diese Personen haben wir eine ganze Etage im Excelsior Hotel angemietet“, erklärte Bruck. Die Betroffenen würden abgeholt und isoliert in ihr Quartier gebracht, ohne mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Dieses Vorgehen sei mit dem Gesundheitsamt abgestimmt worden. Um wie viele Personen es sich handelt, konnte Bruck am Donnerstag noch nicht sagen. „Es ist jedenfalls eine größere Anzahl.“
Wann genau die Entschärfung beginnt und wie lange sie dauern wird, lässt sich noch nicht mit Gewissheit sagen. Das hänge im Wesentlichen davon ab, wie gut die Bürger bei der Räumung des Gebiets kooperieren. Ab 9 Uhr werde das Areal vom Kommunalen Vollzugsdienst und der Feuerwehr kontrolliert. Erst wenn sich wirklich niemand mehr darin aufhält, erhält der Kampfmittelräumdienst grünes Licht zur Entschärfung. „Die Entschärfung an sich kann 20 Minuten, aber auch eine Stunde dauern“, so Bruck.
Nahverkehr betroffen
Der Zustand der 500-Kilogramm-Bombe, die am Mittwoch bei Sondierungsarbeiten gefunden wurde, sei eher schlecht. „Die erste Einschätzung des Kampfmittelräumdienstes war katastrophal“, sagte Bruck - und Steinruck ergänzte: „Kurzzeitig war die Einschätzung, dass die Bombe sofort entschärft werden muss und wir das Gebiet ohne Vorwarnung räumen müssen.“ Nach genauerer Begutachtung habe der Kampfmittelräumdienst diese Meinung aber revidiert. „Wir gehen davon aus, dass es keine großen Komplikationen geben wird“, so Bruck. Ein Restrisiko bleibe immer.
Auswirkungen hat die Sperrung des Gebiets auch auf den öffentlichen Nahverkehr. Betroffen sind die Stadtbahnlinie 10 sowie die Buslinien 70, 71 und 89, wie die Rhein-Neckar Verkehr GmbH mitteilte. Für die Linie 10 wird ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Sämtliche Buslinien fahren Umleitungen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ludwigshafen_artikel,-ludwigshafen-entschaerfung-einer-500-kilo-bombe-in-ludwigshafen-muenchen-dient-als-warnendes-beispiel-_arid,1887257.html