Ludwigshafen. Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann ist ebenso gekommen wie der gesamte Stadtvorstand mit Ausnahme der erkrankten Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck. Eine große Trauergemeinde nahm am Donnerstag Abschied vom Ludwigshafener Ehrenbürger und langjährigen katholischen Dekan Erich Ramstetter, der vier Tage vor seinem 97. Geburtstag gestorben war. Beim zweistündigen Requiem war die St. Josef-Kirche in Friesenheim fast bis auf den letzten Platz gefüllt.
„Ramstetter hat vielen ein Beispiel gegeben und das Gute im Einzelnen geweckt“, ging der neue Dekan Dominik Geiger in seiner Predigt kurz auf das Wirken seines Vor-Vor-Vorgängers ein. Dank seiner Offenheit habe dieser Kontakt zu den unterschiedlichsten Menschen gehabt. „Ludwigshafen verliert eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die der Stadt viel gegeben hat“, sagte Bürgermeisterin Cornelia Reifenberg, die anstelle von Steinruck ein Grußwort sprach. „Er war ein Kirchenmann aus Berufung mit unermüdlicher Schaffenskraft und großer Menschlichkeit.“
Großer Einsatz für die Jugend
38 Jahre lang wirkte er als Pfarrer der St. Josef-Gemeinde, 27 Jahre lang als Dekan. Aus dieser Zeit entwickelte sich auch eine tiefe Freundschaft mit dem in Friesenheim aufgewachsenen Altkanzler Helmut Kohl, der 2017 starb. Ein besonderes Augenmerk Ramstetters galt der Jugend, deshalb forcierte der Geistliche unter anderem den Bau von Jugendfreizeitstätten. „Er wollte der Jugend auch in schwierigen Zeiten eine Heimat geben“, nannte die Bürgermeisterin das Motiv. Auf Ramstetters Initiative wurde 1965 die katholische Familienbildungsstätte gegründet, die zeitweise Tausende an Kursteilnehmern pro Trimester gehabt habe, so Reifenberg. Zudem trieb er die Planung und Gründung des Heinrich-Pesch-Hauses voran.
Die Kirche muss auf die Menschen zugehen, lautete das Motto des Geistlichen, der 1985 den päpstlichen Ehrentitel Monsignore und 1998 die Ehrenbürgerwürde der Stadt erhielt. „Ramstetter war an vielen richtungsweisenden Entscheidungen maßgeblich beteiligt. Sein großer Erfahrungsschatz wird der Kirche und der Stadt fehlen“, bilanzierte die Bürgermeisterin.
Beigesetzt auf dem Friesenheimer Friedhof
Auch wenn der gebürtige Ludwigshafener den Glauben an die Auferstehung nach dem Tod als wesentlichen religiösen Kern ansah, habe er auch in kirchlicher Hinsicht „nicht in alle Raster gepasst“, sagte Geiger. So habe Ramstetter ihm mal erzählt, dass er nie den Ring eines Bischofs geküsst habe.
Als Zelebrant des Requiems wurde Geiger unter anderem von den früheren Dekanen Alban Meissner und Gerd Babelotzky unterstützt. Musikalisch eindrucksvoll gestalteten die Totenmesse nicht nur der Cäcilienchor Ludwigshafen, Mitglieder des Kirchenchors und das Friesenheimer Kammerorchester, sondern auch vier Gesangssolisten sowie der frühere Speyerer Domkapellmeister Leo Kraemer. Anschließend wurde Ramstetter auf dem Friesenheimer Friedhof beigesetzt. Danach, so der Wunsch des Verstorbenen, sollten die Trauergäste noch im Pesch-Haus zusammenkommen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ludwigshafen_artikel,-ludwigshafen-trauerfeier-fuer-erich-ramstetter-in-ludwigshafener-hat-vielen-ein-beispiel-gegeben-_arid,2001495.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ludwigshafen.html