Ludwigshafen. Nach einer Minute und 59 Sekunden verlassen Ahmad Ali in der siebten Runde endgültig die Kräfte. Bereits zuvor hat sich der Lokalmatador in seinem IBF-Europameisterschaftskampf gegen seinen Kontrahenten Felice Moncelli schwergetan. Doch als die Deckung fällt und die Einschläge des Italieners nur noch so auf den 33-jährigen Hoffnungsträger aus der Pfalz einprasseln, bricht Ringrichter Timo Habighorst den Kampf schließlich ab - nur wenige Sekunden, nachdem Trainer John Edwards das Handtuch geworfen hat. Am Sonntagmorgen lässt der Ludwigshafener Fighter dazu über Facebook verlauten: „Die Niederlage schmerzt, dennoch muss ich damit umgehen. Es gibt keine Ausreden.“ Wann und wie es für den Schützling und möglichen WM-Aspiranten von Manager Laszlo Bekö nun weitergehen soll, will das Team nach ein paar Tagen der Ruhe entscheiden.
Trotz der Enttäuschung im Hauptkampf erleben 2500 Zuschauer in der Ludwigshafener Friedrich-Ebert-Halle ein Box-Spektakel, das seinen Namen verdient. Die ersten Kämpfe sind zwar schnell beendet - Weltergewichtler Miridon Mulolli besiegt den Ungarn Attila Dobolan ebenso schnell per Knockout wie Cruisergewichtler Michael Schmidt seinen Gegner Roland Orozlan. Doch bereits beim Supermittelgewichts-Sieg des Karlsruhers Farid Bougrara über Janos Lakatos blitzt ein erstes Mal große boxerische Klasse auf, muss der 43-jährige Deutsche doch über die Runden gehen, um seinen Herausforderer zu bezwingen. Lösbare Aufgaben haben dagegen Weltergewichtler Alex Alselo, Schwergewichtler Daniel Dietz und Debütant Allen Bauer im Supermittelgewicht. Gegen die hoffnungslos überforderten Gegner Zoltan Bogdan, Dejan Bubic und Romeo Mezei braucht keiner der Favoriten mehr als zwei Runden.
„Lautern-Bomber“ siegt
Die erste Augenweide erlebt Ludwigshafen dann bei der Deutschen Meisterschaft des Cruisergewichts zwischen dem „Lautern-Bomber“ Michael Seitz und dem Kieler Mohammad Oguzhan Arifogullari. Denn das Nordlicht hält zwar bis zur zweiten Runde durch, wird dann jedoch mehr als sehenswert mit einer knallharten Rechten des Kaiserslauterers auf die Bretter geschickt. Dieses Kunststück gelingt „Babyface“ Sarah Bormann bei der Verteidigung ihres Silber-Titels der WBC im Federgewicht zwar nicht - über die Runden liefert sich die Boxerin aus Nidderau aber einen optisch mehr als reizvollen Kampf mit der ebenso kleinen wie kompakten Mexikanerin Elizabeth Lopez Corzo.
Trotz aller internationalen Kämpfe ist die Boxnacht an diesem Abend auch bewusst ein lokales Highlight. Einerseits, weil die Offiziellen rund um Promoter Rainer Gottwald nicht oft genug betonen können, dass man sich mit Jutta Steinruck ganz bewusst die Oberbürgermeisterin der Stadt zur Schirmherrin auserkoren habe - andererseits, weil tatsächlich auch für eine soziale Organisation direkt vor Ort Initiative ergriffen wird. Und zwar für das Hospiz Elias. Zugunsten der Arbeit für Sterbenskranke lässt Gottwald zur Auktion eines signierten Handschuhs nicht nur geladene Prominenz in den Ring treten, sondern auch den ghanaischen König Céphas Bansah, der einst selbst als Kämpfer im Ring um Meisterschaften boxte. Rolf Kieninger, Leiter des Hospizes, zeigt sich im Gespräch mit dieser Redaktion vollends begeistert von der Unterstützung - und findet kaum Worte: „Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll. Das war mein erstes Mal bei einem Boxkampf und ich hatte keine Ahnung, wie die Menschen hier unser Angebot wahrnehmen würden. Aber fast jeder hat gespendet und wir haben bereits jetzt mehr als 10 000 Euro sammeln können. Das ist wirklich unglaublich“, so Kieninger im „MM“-Gespräch.
Der Boxkampf in Zahlen, Daten, Fakten
- Rund 2500 Zuschauer verfolgten bei der Fightnight insgesamt zehn Profikämpfe, vier davon um Titel.
- Zur Unterstützung des Ludwigshafener Hospizes Elias wurden Spenden gesammelt sowie zwei Boxhandschuhe mit Autogrammen der Athleten versteigert. Dabei kamen bisher rund 10 000 Euro zusammen.
- Boxer Michael Seitz setzte sich im Cruisergewicht als Deutscher Meister durch, Sarah Bormann verteidigte im Federgewicht ihren WBC-Silber-Titel und Huseyin Cinkara sicherte sich durch einen Knockout gegen Al Sands den WBA-Titel in der Gewichtsklasse bis 90 Kilogramm.
- Im Hauptkampf verlor der Ludwigshafener Lokalmatador Ahmad Ali gegen seinen Herausforderer Felice Moncelli in der siebten Runde durch technischen K.o.
Ludwigshafen darf kurz vor Zieleinlauf dann doch noch aufjubeln. Auch, wenn Ahmad Ali den Abend ohne Gürtel beenden muss: Ein Ludwigshafener setzt dann schließlich doch ein Ausrufezeichen - und zwar Huseyin Cinkara. Gegen den Amerikaner Al Sands tritt der Cruisergewichtler so souverän auf, dass er sich den WBA-Titel bereits nach einer knallharten Kombination in der dritten Runde vorab sichern kann.
Von nationaler Tragweite ist der Abend am Ende auch - und das allein durch die Ankündigung, dass die beiden großen Player im deutschen Boxen, Wassermann und Sauerland künftig gemeinsam mit Promoter Gottwald und dessen Agentur Kaif veranstalten werden, um den Sport weiter zu stärken.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ludwigshafen_artikel,-ludwigshafen-hochklassige-boxgala-in-der-ludwigshafener-eberthalle-_arid,1999639.html