Ludwigshafen. Der letzte Abspann ist über die Leinwand gelaufen, der Abbau der Zeltlandschaft auf der Parkinsel hat begonnen. Und dennoch rumort es noch kräftig rund um das Ludwigshafener Filmfestival. Die Interessengemeinschaft (IG) Stadtpark, die sich für den Erhalt der Baumlandschaft einsetzt und deshalb strikt gegen die Großveranstaltung in dem Landschaftsschutzgebiet ist, schießt weiter scharf. „Diplom-Forstwirt Volker Ziesling hält die Ausnahmegenehmigung der Veranstaltung zusammenfassend für einen Skandal“, schreibt die Initiative nach einem Rundgang vor wenigen Tagen. „Lokalpolitik und Stadt verlieren in Bezug auf Natur- und Umweltschutz völlig ihre Glaubwürdigkeit. Sie genehmigen sich selbst eine Monate dauernde Großveranstaltung, während Normalbürger im Park weder zelten noch grillen dürfen.“ Veranstalter und Stadt kontern die Vorwürfe.
„Die Natur der Parkinsel ist so elementar für uns, dass wir deren Schutz äußerst ernst nehmen“, sagt Festivalintendant Michael Kötz auf Anfrage. „Die Schutzmaßnahmen waren in diesem Jahr noch umfangreicher und intensiver, als sie die 17 Jahre zuvor ohnehin schon waren. Aufgrund der erreichten Größe der Veranstaltung sei nachjustiert worden, alles sei bis ins Detail mit den zuständigen Behörden abgesprochen und von diesen kontrolliert worden. „Unsere Nutzung des Parks steht - wie eindeutig fachlich bestätigt - im vollen Einklang mit der Zweckbestimmung des Parks, der kein Naturschutzgebiet ist, sondern lediglich unter Landschaftsschutz steht und für die Nutzung durch die Bürger eingerichtet wurde“, betont Festivaldirektor Kötz.
„Wenig bis keinen Einfluss“
Das bestätigt auch die Stadtverwaltung. Die Auflagen der Unteren Naturschutzbehörde, das Festival betreffend seien durch die Obere Naturschutzbehörde im Rahmen einer Fachaufsichtsbeschwerde durch die IG Stadtpark vollumfänglich bestätigt und die Beschwerden zurückgewiesen worden, teilt Gabriele Bindert, Leiterin des Bereichs Grünflächen und Friedhöfe beim Wirtschaftsbetrieb Ludwigshafen (WBL) mit. Eine abschließende Stellungnahme könne jedoch erst nach dem Abschluss der Abbauarbeiten abgegeben werden.
Nach derzeitigen Erkenntnissen seien jedoch sämtliche Vorgaben der Verwaltung in Bezug auf Abstände, Flächen und Belastungen durch den Veranstalter eingehalten worden. „Dies gilt auch für den Abstand zu den Bäumen. Nicht anders umsetzbare Aufbauten im Wurzelbereich der Platanen wurden ausschließlich nach Absprache und Weisung durch die Untere Naturschutzbehörde ausgeführt“, so Bindert. Im Kronenbereich sei darauf geachtet worden, dass die Zelte keine Bäume beschädigen. Das hatte die IG Stadtpark mehrfach moniert.
Aus Sicht der Stadt hat sich die in diesem Jahr eingesetzte ökologische Baubegleitung bewährt. „Es bestand zu jeder Zeit eine Absprache bei auftretenden Problemen mit den Fachabteilungen, gemeinsam abgesprochene Vorgehensweisen wurden umgesetzt, aufgefallene Mängel sofort beseitigt“, sagt Bindert.
Der Vorwurf der IG, dass durch die Veranstaltung monatelang Flächen versiegelt werden, treffe nicht zu. Sie würden lediglich „überdeckt“. Der größte Stress für die Platanen sei in diesem Jahr ohnehin die anhaltende Trockenheit gewesen, nicht das Filmfestival. „Der Aufbau der Zelte hat wenig bis keinen Einfluss auf das Wohlbefinden der Bäume“, betont die Verwaltung. Ein Vergleich zum Grillen oder Zelten sei nicht zielführend. Beides sei auf Basis der Grünanlagensatzung verboten. „Grillfeuer würde die Nachbarschaft ganzjährig massiv beeinträchtigen. Müll und Hinterlassenschaften wären Folge des Grillens“, ist die Bereichsleiterin überzeugt.
Festivaldirektor Michael Kötz geht inzwischen davon aus, dass hinter dem Handeln der IG Stadtpark gezielte Meinungsmache steckt. „Gezielt wurde seitens einiger Anwohner seit Jahresbeginn Verwirrung gestiftet mit dem Begriff des Naturschutzes in einem Landschaftsschutzgebiet und vollkommen unverhältnismäßigen, teilweise falschen Behauptungen, die alle fachlich gegenstandslos sind“, ärgert er sich. „Es besteht daher der Verdacht, dass hier in Wahrheit ganz egoistische Motive vorliegen, die lediglich als Naturschutz verbrämt werden.“
Standort steht nicht zur Debatte
Die IG Stadtpark kündigt ihrerseits an, weiter am Ball bleiben zu wollen. „Wirklich sichtbar werden die Folgen der Großveranstaltung für die Natur wohl erst nach dem Abbau - für all jene, die hinschauen wollen“, heißt es in einem Schreiben. Dann soll vor Ort auf der Parkinsel erneut ein Treffen stattfinden, „um die Folgen von drei Monaten Versiegelung und drei Wochen Festival zu dokumentieren“.
Auch wenn es laut Stadt an „einigen Stellen“ noch etwas Bedarf zum Nachsteuern gibt, steht der Ausrichtungsort auf der Parkinsel nicht in Frage. „Aus heutiger Sicht hat sich an der Einstellung der Verwaltung nichts geändert.“ Nach dem Abbau soll mit allen Beteiligten nochmals gesprochen werden.
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