Ludwigshafen. Was anderswo vielleicht Nervosität verursachen würde, ist in Ludwigshafen mittlerweile fast schon Routine. Bei Bauarbeiten für die neue Heinrich-Pesch-Siedlung im Stadtteil West ist am Dienstagvormittag eine Weltkriegsbombe ausgegraben worden. Der englische Sprengkörper mit einem Gewicht von 250 Kilogramm liegt auf Höhe der Kreuzung Bayreuther- und Kopernikusstraße westlich des Heinrich-Pesch-Hauses auf ehemaligem Ackergelände. Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) und der stellvertretende Feuerwehrchef Jan Deubel informierten am Dienstagnachmittag in aller Ruhe über das weitere Vorgehen.
Demnach befindet sich die Bombe laut Steinruck in einem Zustand, der kein sofortiges Eingreifen des Kampfmittelräumdienstes erfordert. Der Fundort sei durch Feuerwehr und Kommunalen Vollzugsdienst (KVD) abgesperrt worden. „Der KVD bewacht die Bombe bis zur Entschärfung“, so Steinruck. Diese soll nun an diesem Mittwoch ab 17 Uhr durchgeführt werden.
Um den Fundort wird dann ein Sicherheitsradius von 400 Metern gezogen, der bis 15 Uhr geräumt sein muss. „Bürgerinnen und Bürger im betroffenen Gebiet müssen ihre Häuser verlassen, Betriebe schließen“, kündigte Steinruck an. Die Zufahrtsstraßen werden durch die Stadtverwaltung und die Polizei abgesperrt.
Nach Angaben von Jan Deubel hat die Bombe eine „verhältnismäßig günstige Lage“, da der Sicherheitsradius überwiegend landwirtschaftliche Flächen betrifft. Dennoch kommt es zu einigen Einschränkungen. So verläuft unmittelbar in diesem Bereich die Bahnlinie 4 zwischen Ludwigshafen und Bad Dürkheim. „Diese muss während der Entschärfung gesperrt werden, darauf müssen sich Fahrgäste einstellen“, so Steinruck. Gleiches gilt für die weiter nördlich liegenden Gleise der Deutschen Bahn. Die Linie 4 wird nach Angaben der RNV geteilt. So werden ab 16.30 Uhr die Haltestellen Rohrlachstraße, Hauptfriedhof, Heinrich-Pesch-Haus, Wollstraße, Zum Guten Hirten (BG Unfallklinik), Mannheimer Tor und Hans-Warsch-Platz nicht bedient. Die Fahrbeziehungen von Oggersheim nach Bad Dürkheim sowie vom Hauptbahnhof nach Mannheim bestehen aber weiterhin.
Nur 90 Anwohner betroffen
Neben dem Heinrich-Pesch-Haus müssen bis 15 Uhr auch die Gebäude 31a bis 43 in der Industriestraße, 15 bis 31 in der Saarburgerstraße, 244 bis 254 in der Frankenthaler Straße sowie 214, 214a und 219 in der Mannheimer Straße evakuiert werden. Daneben sind Teile einer südlich gelegenen Kleingartenanlage, der Katzengalgenweg und die Wollstraße betroffen. Diese wird ebenso für den Verkehr gesperrt wie Saarburger- und Frankenthaler-/Mannheimer Straße. „Die Industriestraße kann für den Verkehr durchgehend frei bleiben“, sagte Deubel. Der Wertstoffhof West in der Wollstraße ist ebenfalls ab 15 Uhr geschlossen.
Da sich in dem Bereich überwiegend Gewerbebetriebe befinden, müssen insgesamt nur 90 Anwohnerinnen und Anwohner ihre Wohnungen verlassen. „Wer nicht mobil oder gut zu Fuß ist, kann sich über das Infotelefon an uns wenden, dann wird er oder sie abgeholt“, erklärte Deubel. Die Hotline ist an diesem Mittwoch ab 8 Uhr unter 0621/5708-6000 erreichbar. Für Menschen, die in der Zeit der Evakuierung nirgends unterkommen können, steht am Mittwoch ab 14 Uhr die Friedrich-Ebert-Halle in Friesenheim als Ausweichquartier offen.
Steinruck appellierte an die Betroffenen, ihre Häuser auch tatsächlich zu verlassen, die Fenster zu schließen und die Rollläden herunterzulassen. Der bei Spaziergängern, Joggern und Hundehaltern beliebte Feldbereich rund um das Heinrich-Pesch-Haus solle am Mittwoch am besten gemieden werden, ab 15 Uhr sei er tabu.
Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren
Letzter Fund im Dezember
Nach Angaben der Oberbürgermeisterin gehen die Experten des Kampfmittelräumdienstes von einer relativ „unkomplizierten“ Entschärfung aus. „Das weiß man letztendlich aber immer erst, wenn man tatsächlich am Zünder dran ist“, so Steinruck. Sämtliche Absperrungen haben so lange Gültigkeit, bis der Kampfmittelräumdienst Entwarnung gibt.
Über die Warn-Apps Katwarn und Nina hat die Feuerwehr schon am Dienstag informiert. Über den Fortgang der Entschärfung werde zudem auf den Social-Media-Kanälen der Stadt berichtet. In Ludwigshafen werden immer wieder Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg ausgegraben. Zuletzt mussten im Dezember vergangenen Jahres 3400 Menschen in Friesenheim ihre Wohnungen verlassen, als eine Bombe an der Eberthalle gefunden wurde.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ludwigshafen_artikel,-ludwigshafen-bombenentschaerfung-in-ludwigshafen-bahnlinie-4-am-nachmittag-gesperrt-_arid,1962468.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ludwigshafen.html