Ludwigshafen. Zweimal haben Abfall-Experten stichprobenartig in Ludwigshafener Biotonnen vor deren Abholung hineingeschaut - einmal im Oktober, einmal im Februar. Beide Male kamen die Prüfer zu ähnlichen Resultaten: Es sind zu viele Abfälle drin, die nicht in die Biotonne gehören.
Der Wirtschaftsbetrieb Ludwigshafen (WBL) schickte die Fachleute des Instituts für Abfall, Abwasser und Infrastruktur-Management und das Witzhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie in drei unterschiedliche Wohngebiete: Ein- und Zweifamilienhäuser am Stadtrand, drei- bis fünfgeschossige sowie fünf- und mehrgeschossige Wohngebäude. Das Ergebnis: Zwischen 5,8 und 6,5 Gewichtsprozent der Materialien, die in den Biotonnen gefunden wurden, gehören nicht dort hinein.
Werkleiter kann auch Positives berichten
„Dieser Anteil ist zu hoch“, sagt Peter Nebel, Werkleiter der WBL. Zu den unerwünschten Materialien, die in den Ludwigshafener Biotonnen gefunden wurden, gehörten unter anderem Alufolie, Jog-hurtbecher oder auch Styropor. „Wir haben sogar Biomüll gefunden, der in einer Plastiktüte verpackt in der Biotonne lag“, so Nebel. Generell gehörten weder Kunststoff noch Glas, Metalle oder verpackte Lebensmittel in diese Tonne.
Etwas Positives gibt es für den Werkleiter jedoch zu berichten: „Der alleinige Anteil an Kunststoff liegt in den Ludwigshafener Biotonnen bei 0,4 bis 0,8 Gewichtsprozent - und damit unter dem Kontrollwert von einem Gewichtsprozent.“ Insgesamt habe es allerdings keine großen prozentualen Unterschiede zwischen den drei untersuchten Wohnstrukturen gegeben.
Holger Kusche, Leiter des WBL-Bereichs Entsorgungsbetrieb und Verkehrstechnik, weist darauf hin, dass auch Beutel aus sogenannten biologisch abbaubaren Kunststoffen nicht in die Biotonne gehörten. Diese seien für den Kompost ungeeignet, da sie nicht schnell genug verrotten. Wer solche Beutel nutzt, sollte den Müll separat in die Biotonne kippen und den Beutel - je nach Verschmutzungsgrad - im gelben Sack oder im Restmüll entsorgen.
Herkömmliche Papiertüten ohne Kunststoffanteil - wie zum Beispiel vom Bäcker - könne man dagegen problemlos nutzen. „Es ist sogar empfehlenswert, den Biomüll in Zeitungspapier einzupacken. Das saugt Feuchtigkeit auf und sorgt beispielsweise im Winter dafür, dass der Müll nicht in der Tonne festfriert“, ergänzt Uwe Fröhlich, Abteilungsleiter für Bodenschutz, Immissionen und Umweltinformation beim Bereich Umwelt der Stadt Ludwigshafen.
Wie die Stadt Ludwigshafen gegen Müllsünder vorgehen will
Was bedeuten die Ergebnisse der Untersuchung nun für die Ludwigshafener Bürgerinnen und Bürger? „Ab April werden wir mit Kontrollen der Biotonnen im gesamten Stadtgebiet starten“, erklärt Nebel. Erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des WBL würden dabei den Abfall untersuchen und Tonnen, die nicht ordnungsgemäß befüllt sind, mit einem gelben Aufkleber und entsprechenden Hinweisen versehen. Diese Verwarnung läuft bis Mitte September - „danach kommen rote Aufkleber zum Einsatz.“
Konkret heiße das, dass die falsch befüllten Biotonnen dann nicht mehr geleert werden. Die Bürgerinnen und Bürger müssen sich selbst um eine kostenpflichtige Sonderentleerung kümmern - oder sie sortieren den Inhalt nach und stellen ihre Tonne zum nächsten Abfuhrtermin wieder bereit.
Grund für die Kontrollen sei die Bioabfallverordnung, die kürzlich verschärft wurde. Ziel dieser Novelle ist es, dass Bioabfälle möglichst frei von Störstoffen sind, um ihr Potenzial voll nutzen zu können. Denn durch die Abfälle entstehe nicht nur Kompost, der dem Boden wertvolle Nährstoffe zurückgibt, sondern sie würden auch zur CO2-neutralen Gewinnung von Biogas genutzt. Mit der Novelle einher gingen jedoch geringere Kontroll- und Grenzwerte für den Bioabfall, die der WBL künftig einhalten muss, erklären die Verantwortlichen.
Infos zu Kontrollen abrufbar
Bereits seit Oktober 2021 nimmt der WBL an der bundesweiten Umweltkampagne „#wirfürbio - Kein Plastik in die Biotonne“ teil, um den Anteil an Kunst- und Fremdstoffen deutlich zu reduzieren. Im Rahmen der Kampagne wurden bereits Informationsbroschüren, Aufkleber und Trennhilfen in Form von Plakaten verteilt. Dabei achte man besonders auf Mehrsprachigkeit, damit die Informationen von allen Bürgerinnen und Bürgern verstanden werden. Auch ein Podcast sei in Planung, berichtet Nebel.
Außerdem sind auf der Internetseite www.ludwigshafen-diskutiert.de Informationen zum Thema Bioabfall sowie den angekündigten Kontrollen abrufbar. Im Zeitraum vom 8. bis 15. März haben die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, auf der Webseite Fragen zu stellen, die dann vom WBL beantwortet werden.
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